Kapitel 7 ~Liz~

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Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, drehte ich mich um. Vor mir stand also Wincent Weiss. Nach meinem Fuck und der kleinen Konversation verlief das Interview zum Glück komplett reibungslos. Alex übernahm nun die Show und ich konnte eine kleine Pause einlegen. Zusammen mit Wincent verließ ich den Aufnahmeraum. Grinsend stand er vor mir und musterte mich. Peinlich berührt sah ich weg.
„Ähm, also den Hoodie, willst...willst du ihn wieder haben?“, fragte ich verlegen.
„Nö, wie du siehst hab ich da ein paar von“, sagte er und erst jetzt erkannte ich, dass er denselben Hoodie an hatte, wie ich.
Er lachte und fuhr sich durch die Haare. Man, dieser Kerl sah einfach nur verdammt gut aus.
„Hey, da bist du ja schon“, sagte jemand und ich drehte mich um.
„Oh, hey. Dich kenn ich doch“, sagte Amelie und sah mich an.
„Amelie, das ist Liz …. und sie trägt meinen Hoodie“, stellte Wincent mich vor.
„Das seh ich“, lachte sie.
„Ähm, ja hi und danke nochmal für eure Hilfe gestern“, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
„Ach keine Ursache. Hat er gern gemacht“, sagte Amelie und schubste Wincent leicht mit ihrer Schulter weg. Er lachte und sah mich an.
„Ja, nicht der Rede wert. Ich danke dir, für das lockere Interview. Auch wenn mir die Frage nach meinem Beziehungsstatus ziemlich auf den Sack geht“, sagte Wincent.
„Das waren ja deine Fans, die das wissen wollten. Nicht ich“, rechtfertigte ich mich.
Er lachte weiterhin.
„Er zieht dich nur auf“, sagte Amelie.
„Sorry, sonst bin ich immer derjenige über den sich alle lustig machen“.
„Zurecht“, sagte Amelie und boxte ihn nun. Die beiden sahen ziemlich vertraut aus und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass da nicht schon mal was zwischen ihnen lief.
„Naja. Ich muss weitermachen. Hat mich gefreut euch beide kennenzulernen“, sagte ich und ließ die beiden stehen. Dieses Rumalbern war mir irgendwie unangenehm, warum wusste ich aber nicht.
Ich verschwand auf der Toilette und sperrte mich in eine Kabine. Seufzend klappte ich den Klodeckel runter und setzte mich drauf.
„Was war das denn grade? Dieser Kerl hat doch eindeutig mit mir geflirtet, oder irre ich mich“, sprach ich leise zu mir selbst. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und nahm mein Handy in die Hand.
Sofort sah ich, dass Wincent eine Story gepostet hatte und den Sender verlinkt hatte.
„Heute ein tolles Interview gehabt. Gerne öfters so chillige Fragen“ stand über einem Foto von ihm im Aufnahmeraum.  Ich hatte es gar nicht mitbekommen, dass er Fotos gemacht hatte. Auf dem was er gepostet hatte, stand ich seitlich zu ihm daher erkannte man mich nicht so gut. Ich seufzte. Was hat dieser Kerl nur an sich, dass er mir nicht aus dem Kopf ging. Ich schüttelte den Kopf, schloss die Tür wieder auf und wusch mir das Gesicht. Ich musste irgendwie auf andere Gedanken kommen, daher beschloss ich nachher schon mal in die neue Wohnung zu fahren um zu sehen wie weit die Maler gekommen waren. Oder sollte ich doch schon mal nach Lampen schauen?
Ein leisen Ping riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah aufs Handy und erstarrte. Da stand doch tatsächlich, dass Wincent Weiss das Bild von mir gefiel, welches auf der Radioseite gepostet wurde. Ich konnte mir da jetzt viel drauf einbilden, doch ich versuchte cool zu bleiben. Ich war ja schließlich nicht die einzige weibliche Moderatorin, die ein Interview mit ihm führte. Daher ging ich einfach mal davon aus, dass er dies bei allen Interviewpartnern machte. So anstandshalber eben. Außerdem war es ja nicht mein Privatprofil.
Ich steckte das Handy wieder ein und ging wieder in den Aufnahmeraum rein. Alex spielte grade einen Song und ich setzte mich auf meinen Platz.
„Das war echt cool von dir“, sagte er.
„Hmm, was?“, fragte ich irritiert.
„Das Interview eben. Das hast du echt gut gemacht. Hat richtig Spaß gemacht euch zuzuhören. Das fanden auch unsere Hörer. Bisher kam nur positives Feedback“.
Er zeigte auf den Monitor, auf den wir beide gucken konnten. Ich las die Kommentare unter dem Post vom Sender. Alex hatte Recht, da standen nur Sachen wie „Mega coole Fragen“, „Die Neue ist richtig sympathisch“ und ähnliches. Ich lächelte.
„Und hast du seine Nummer bekommen?“, haute Alex schließlich raus, als er den nächsten Song spielte.
„Was, nein! Wie kommst du darauf?“, fragte ich schockiert.
„Naja, ihr habt geflirtet was das Zeug hält. Da dachte ich er hätte dir seine Nummer gegeben“.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, und jetzt Ende“, sagte ich und widmete mich meinen PC.
„Okay“, sagte Alex nur und den Rest der Morning Show verbrachten wir beide schweigen.
Nachdem ich noch ein kurzes Gespräch mit Claudia hatte, ging ich zum Auto. Als ich in die Sonne trat, merkte ich erst, wie warm es eigentlich geworden war. Ich zog mir den Hoodie aus und roch automatisch an ihm.
Ich konnte nicht beschreiben, was dieser Kerl in mir auslöste. Denn erklären konnte ich es selber nicht. Aber darüber brauch ich mir jetzt ja eh keine Gedanken mehr machen. Ich würde ihn eh nie wieder sehen. Dachte ich zu mindestens.

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