Kapitel 29 ~Wincent~

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Liz war jetzt schon fast 20 Minuten auf der Toilette und so langsam machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit. Sie hatte sich einfach zu abrupt aus meiner Umarmung gelöst und war verschwunden, ehe ich etwas sagen konnte.
Mir war bewusst, dass sie mir meine Ausreden nicht abnahm. Dafür hatte sie in der kurzen Zeit einfach schon ein Gespür entwickelt. Aber ich konnte einfach nicht über meinen Schatten springen und ihr meine Gedanken mitteilen. Viel zu groß waren einfach meine Bedenken mit einer Frau gesehen zu werden. Ich sah, was das ganze mit Menschen in meinem Umfeld anrichtete und ich wollte nicht, dass man sich über Liz das Maul zerriss und irgendwelche Gerüchte in die Welt setzte. Dafür war sie mir einfach zu wichtig.
Ich seufzte und sah auf die Uhr.
Liz war jetzt schon 25 Minuten auf der Toilette und ich machte mir langsam echt Sorgen.
Vorsichtig ging ich zur Tür und lauschte kurz. Da schluchzte doch jemand?!
Fuck, was hab ich nur wieder gemacht.
Langsam öffnete ich die Tür und ging rein. In diesem Moment, war es mir grade echt egal ob dies hier eigentlich die Damentoilette war.
„Liz?“, fragte ich vorsichtig und ging zu der einzigen Tür, die verschlossen war.
„Verschwinde!“, kam es nur von ihr und ich hörte am Klang ihrer Stimme, dass sie weinte.
Scheiße, scheiße, scheiße. Was hab ich bloß gemacht. Liz hatte es wirklich bemerkt, dass ich sie angelogen hatte. Wie kam ich jetzt bloß aus dieser Situation wieder raus? Ich wollte ihr nicht erzählen, was das Problem war. Aber wenn ich sie weiterhin belügen würde, würde ich es mir so richtig mit ihr vergeigen.
„Liz, können wir bitte einfach reden?“.
„Nein, lass mich in Ruhe, dass bringt doch eh nichts“, schrie sie mich durch die Tür an.
Da hatte ich wohl ganze Arbeit geleistet. Ich setzte mich neben die Kabinentür auf den Boden und grübelte drüber nach, wie ich Liz meine Situation so schonend wie möglich erklären konnte. Ich war definitiv bereit eine neue Beziehung einzugehen, nur war ich mir auch meiner Reichweite bewusst und auch dessen, dass man mich überall in Deutschland erkennen würde. Wenn ich meinen Fans sagen würde, dass ich jemanden kennengelernt habe, würden sie schnell herausfinden, um wen es sich handelte und meine Angst, was dann passieren würde, war einfach zu groß. Ich wusste, was Amelie, Shayenne oder die Freundin von Marvin für Nachrichten bekamen und das wollte ich Liz einfach ersparen. Nur wie erkläre ich ihr das? Würde sie es verstehen? Meine Gendanken kreisten und ich war mir das erste Mal nicht sicher, was ich ihr sagen sollte. Ich wollte das ganze hier nicht in den Sand setzten aber ich wollte Liz auch nicht die ganze Wahrheit sagen. Nicht, bevor es zwischen uns etwas Festes war.
Nachdem wir beide eine längere Zeit schweigend dasaßen, kam ich zu dem Entschluss, Liz meine Sorgen und Bedenken teilweise zu erzählen. Ich würde einfach die Tatsache mit den Hatenachrichten weglassen. Ich wollte sie einfach nicht beunruhigen und anlügen würde ich sie ja auch nicht. Ich ließ einfach ein Detail weg.
Seufzend nahm ich allen Mut zusammen und startete einen neuen Versuch mit ihr zu reden.
„Liz, bitte lass uns aufs Zimmer gehen und dann erklär ich es dir, versprochen“.
„Versprochen ist ein ziemlich großes Wort“, sagte sie leise.
„Ich weiß. Aber ich bin hier nicht mit dir hergefahren um es mir gleich mit dir zu verscherzen. Bitte Liz. Komm mit mir nach oben und ich erkläre dir alles“.
„Ich weiß nicht“, sagte sie und ich hörte, wie sie sich an die Kabinentür lehnte.
„Hör mir wenigstens zu und wenn du dann gehen willst, fahr ich dich sofort nach Hause.“
Eine kurze Pause entstand und ich war mir nicht sicher, ob sie auf mein Angebot eingehen würde.
„Okay. Aber wehe du lügst mich wieder an. Dann warst das endgültig“.
Erleichtert stand ich auf und wartete darauf, dass Liz die Tür öffnete. Als sie dies tat, sah ich ihre verquollenen Augen und hatte direkt ein schlechtes Gewissen.
„Werd ich nicht“, sagte ich sanft und reichte ihr meine Hand.
Erst überlegte Liz einen Moment, doch schließlich legte sie ihre Hand in meine.
„Tut mir echt leid. Ich wollte nicht, dass der Abend so endet“, sagte ich und sah ihr dabei direkt in die Augen.
„Erklär mir einfach, warum der Abend so enden musste“, flüsterte sie schon fast und wieder war ein glitzern in ihren Augen zu erkennen.
„Liz, bitte nicht weinen. Ich ertrag es nicht, dich so zu sehen“, plagte mich mein schlechtes Gewissen. Ich will nicht, dass jemand wegen mir weint, nicht vor Enttäuschung oder weil ich jemanden verletzt habe. Das war absolut das letzte was ich wollte.
In diesem Moment, schwor ich mir, dass ich Liz nie wieder so sehen wolle und schon gar nicht wegen mir.

Irgendwie andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt