29 Ein Polterabend

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Noch lange saßen die drei mehr oder weniger bequem auf dem warmen Felsen. Das Gespräch entfernte sich – wie üblich, wenn zwei kleine Brüder mit dem respektierten großen Bruder im Dunkeln zusammensitzen – von der Politik und wandte sich dem einzig wirklich wichtigen Thema zu: Frauen.

Tom berichtete von seiner großen Liebe und den Schwierigkeiten, mit denen Sophia und er zu kämpfen hatten. Auch hier hatte der große Bruder einen Rat auf Lager. Er erzählte von seiner Frau, die er jahrelang heimlich treffen musste, wobei er niemals erwischt wurde, wahrscheinlich ein gutes Training für seinen jetzigen Untergrundaufenthalt.

Seine Eltern hatten ein Mädchen aus der weiteren Verwandtschaft für ihn im Auge, doch im entscheidenden Moment hatte er sich durchgesetzt, wobei seine Mutter leichter zu überzeugen war. Am Ende hatten sie den Vater zu der Einsicht bekehrt, Petros' Jugendliebe sei die richtige Wahl, indem die Mutter – wie auch immer – ihren Mann dazu brachte, das für seine ureigene Idee zu halten.

„Do not push it," riet er dem jungen Deutschen. „Wenn Du sie wirklich liebst, und wenn sie Dich auch liebt, dann wartet ab. Trefft Euch heimlich, so oft Ihr könnt, aber seid immer sehr vorsichtig, und wenn Ihr sicher seid, dass Ihr zusammenbleiben wollt, dann redet mit der Mutter."

Dieser Rat schmeckte Tom nicht wirklich. Warten war nicht eine seiner Stärken. Aber er wusste, dass Petros natürlich recht hatte. Er beichtete, dass das mit der Heimlichkeit schon nicht mehr funktionierte, und vor seinem geistigen Auge sah ihn Sophias Vater, in seinem VW sitzend, eindringlich an. Dass der seine Beobachtung bisher für sich behalten hatte, beunruhigte Tom immer noch, aber Petros meinte:

„Die Dinge ändern sich, in der Stadt schneller als in den Dörfern. Vielleicht ist ihr Vater nicht so streng, wie Ihr meint, und er tut einfach so, als hätte er nichts gesehen. Vielleicht denkt er auch, Du bist ja bald nicht mehr da."

Tom blieb skeptisch:

„Glaubst Du das wirklich? Sophias Eltern haben sich noch vor kurzem ganz anders verhalten."

„You are going to make it. Do not worry," antwortete Petros und fügte an, „let's go swim, boys."

Vorsichtig kletterten sie in die Bucht hinunter und ertasteten sich ihren Weg zum Wasser. Verwundert rieben sich die wenigen Fische, die nicht tief und fest schliefen, die Augen, als sie Besuch von den drei Männern bekamen. Das Wasser war lauwarm, und nichts außer den entfernten Lichtern eines Schiffes deutete an, dass es mehr Menschen auf der Welt gab als diese drei.

Sie schwammen hinaus, ganz leise, um die schlafenden Fische nicht zu stören, und nach einiger Zeit drehten sie sich auf den Rücken und trieben bewegungslos auf dem Wasserbett. In dieser Stellung taten die Muskeln kaum noch weh. Als sie nach einem scheinbar endlosen Schweben an den Strand zurückschwammen, hatten die beiden Jungen ihre Schmerzen vergessen.

Um so brutaler wurden sie beim Aufstehen am nächsten Morgen an ihr Wassersporterlebnis erinnert. Kaum konnten sie sich aufrichten, und ihre Bauchmuskeln fühlten sich an, als hätte jemand im Schlaf unentwegt Steine darauf fallen lassen.

Beim Frühstück wendeten sie all ihre Überredungskünste auf, um Tante Kyra davon zu überzeugen, sie zu dem Abschiedsessen zu begleiten. Sie war hin und her gerissen. Den Ausschlag gab am Ende Petros:

„Kyra, Du solltest auf die Jungen hören. Wenn die nicht gewesen wären, wäre ich niemals ins Wasser gekommen, und die Sterne hätte ich auch nicht gesehen. Du solltest auch mal wieder ausgehen."

Nikos und Tom wussten nicht, was sie an ihrem letzten Tag auf der Insel anstellen sollten, und auch hier hatte Petros den richtigen Rat:

„So einen Muskelkater wie nach dem Wasserskifahren kenne ich. Glaubt nicht, ich hätte meine Muskeln ohne Schmerzen gekriegt. Bewegt Euch, dann geht's viel schneller weg. Schwimmen ist gut. Noch besser wäre es, wenn Ihr einfach gleich noch mal Wasserski fahrt. That hurts, but it makes your muscles grow."

Die richtigen Leute Band 1: Die grüne LeuchtschriftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt