40 Ich warte auf Dich

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„Wir sollten die Erwachsenen mal ein bisschen alleinlassen," schlug Nikos vor. „Komm, wir gehen mit den anderen nach draußen."

Stephanos hatte keine Einwände, und so bewegten sich alle unter 18 aus der Taverne auf die Straße.

Sie gingen an das Ende des Hafens gegenüber der Anlegestelle der Fähren, und besonders Nikos hatte eine Menge zu erzählen. Er erwähnte zwar seinen Kurierdienst als Pralinenlieferant nicht, dafür aber die Plakataktion, wofür er reichlich Anerkennung erntete. Georgios versprach, demnächst mit ihm zusammen auf so eine Tour zu gehen. Spiros und Michael hörten genau zu. Sie waren politisch einer Meinung, und beide hatten große Lust, sich an den Unternehmungen zu beteiligen.

Tom nutzte die intensive Debatte der anderen Jungen, um mit Sophia einige Meter aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne zu treten. Für wenige Minuten waren sie allein, küssten sich vorsichtig, flüsterten sich schöne Dinge zu, doch beide wussten, dass sie ihr Glück nicht überstrapazieren durften.

„Möchtest Du mir nicht Deine Freundin vorstellen?"

Wie aus dem Nichts tauchte Petros hinter Sophia auf. Er lächelte beide abwechselnd an und sagte dann etwas auf Griechisch zu Sophia. An Tom gewandt übersetzte er:

„Sie ist ja noch viel schöner, als Du gesagt hast."

Sophia strahlte ob dieser Schmeichelei, doch Tom fühlte einen kleinen Stich. Er wusste, dass es ganz und gar unsinnig war, auf Petros eifersüchtig zu sein, aber viele Jungen, oder schlimmer, viele Männer würden seine Freundin so sehen. Wie um diesen Gedanken zu verscheuchen, drückte er sie ganz fest und küsste sie, ohne auf ihre Umgebung Rücksicht zu nehmen.

Petros wandte sich den anderen Jungen zu, die ihn erwartungsvoll und gleichzeitig etwas distanziert ansahen. Sie kannten ihn nicht, aber Stephanos hatte ihn als „tapferen Kämpfer" vorgestellt. Der geheimnisvolle Mann war offenbar im Untergrund, was ihnen Respekt einflößte. Nikos schilderte ihm detailliert seine Aktion an der Landstraße und den Kuriergang mit Georgios.

„Seid nur sehr vorsichtig," ermahnte er ihn noch einmal. „Georgios, das war eine gute Idee, Nikos zu begleiten. Pass immer gut auf ihn auf. Schön, dass Ihr zu uns gehört."

Georgios strahlte.

Plötzlich ertönte aus Richtung der Taverne ein dreifaches kurzes Hupen. Schnell rannten alle zurück, denn inzwischen war die gesamte Gesellschaft auf der Straße versammelt. Petros hielt Tom und Nikos auf:

„Ihr erinnert Euch sicher an Basilis, der uns auf Mykonos zu dem Strand gebracht hat. Wenn er wieder auf Kreta ist, arbeitet er auch für uns. Ich fahre zu meinen Kameraden im Norden. Vielleicht sehen wir uns mal wieder. Ich würde mich freuen."

„Ich mich auch," antwortete Tom. „Viel Glück, Petros."

An der Taverne herrschte immer noch Trubel. Da sich jeder von jedem verabschiedete und viele anscheinend noch wichtige Dinge zu sagen vergessen hatten, war es fast ein Uhr, bis alle Autos nacheinander den kleinen Ort verließen.

Georgios wurde natürlich in der Mitte der hinteren Sitzbank platziert, um Sophia und Tom nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Die Erwachsenen auf der vorderen Bank hatten sich aber so viel zu erzählen, dass sich niemand darum kümmerte, was hinten im Auto geschah. Sophia angelte sich Toms Hand. Ihre Finger streichelten seine Handfläche, und Toms Finger ihre. Obwohl der Fahrtwind angenehm kühl war, wurde ihm heiß.

Georgios blickte stur geradeaus und ließ sich nichts anmerken, bis er schließlich Tom ins Ohr flüsterte:

„Wenn's schlimmer wird, schreie ich!"

Die richtigen Leute Band 1: Die grüne LeuchtschriftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt