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Taehyung

Aufmerksam beobachte ich, wie Jimin seine Choreo macht. Der Blick von seinem Lehrer ist kritisch, er sieht so aus, als würde er jeden Sekunde los schreien wollen und auch Jungkook sitzt neben mir und seufzt immer mal wieder leise. Selbst ich erkenne, wie verkrampft und gezwungen das alles bei Jimin ist, sein Blick ist starr auf sein Spiegelbild gerichtet, er konzentriert sich nicht mal richtig auf die Musik. Sein einziger Gedanke ist

Perfekt sein

Aber das ist überbewertet. Perfektionismus gibt es nicht, nicht in dieser Welt. Nicht in unsere Generation und auch nicht in den nächsten. Perfektion liegt im Auge des Betrachters, von Dritten, von außen stehende. Aber nicht von einem selbst. Für einen persönlich ist man nie perfekt, es wird immer etwas geben, dass man hassen wird. Das man besser machen will... bloß wird es nie besser werden, weil 100% uns persönlich nicht reichen. Auch keine 110% oder 120%%, nein. Wir müssen uns zerstören, die maximale Prozentanzahl erreichen, aber was ist die maximale Prozentanzahl? Die 100%? Die 200%?

Ich seufze, rapple mich etwas auf und gehe direkt auf Jimin zu. Mir egal ob ich zwischen drin einfach unterbreche, aber der Lehrer seufzt nur und winkt mit der Hand, dreht sich dann zu Jungkook um. Jimin selbst steht vor mir, mit gesenktem Kopf und traut sich kaum etwas zu sagen, noch mich anzuschauen. Was aber gar keine schlechte Idee ist.

„Dein Blick ist viel zu sehr auf dich fokussiert", fange ich leise an und streiche über seine Arme. Massiere seine angespannten Schultern, er ist verkrampft. „Löse deinen Blick von ihm. Blende alles aus, ich weiß, du kannst das."
„Ich kann nicht", haucht er leise, seine Stimme ist wieder gebrochen. Als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen, was nur noch deutlich wird, als ich auch schon in seine Augen schaue. Jimin hat seinen Blick etwas angehoben, sodass wir uns in die Augen schauen können und muss seufzend feststellen, dass er erneut den Tränen nahe ist.

„Liegt es an der Choreo?" Jimin schüttelt den Kopf und atmet einige Male tief durch, um sich zu beruhigen. „Sie ist zwar aggressiv, aber elegant. Es passt zu meiner aktuellen Situation irgendwie..."

Und dann hab ich die Idee. Er sagt, es passt zu seiner aktuellen Lage. Eine Lage, der er entkommen möchte, weil diese grausam ist. Er will diese nicht sehen, nicht einsehen, dass er das mal wieder durchleben muss.

„Ich brauch ein Tuch. Jetzt", meine ich zu Jungkook. Er, aber auch der Lehrer schauen mich verwirrt an, aber Jungkook nickt und kramt etwas in seiner Tasche rum. Und dann spüre ich auch schon Jimins zögerlichen Griff an meinem Ärmel.

„Wozu ein Tuch?"

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