26 Kapitel - Alkohol ist keine Lösung

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Piep-piep . .. Piep-piep ... Piep-piep . ..Piep-piep .. .Piep-piep ... Ich strecke verschlafen die Hand aus und schlage auf den Wecker, damit das nervtötende Gepiepse endlich aufhört.

Ein seltsames Grunzen und Gurgeln dringt vom Fußboden herauf. Ich fahre herum; dabei fällt der neueste After Roman von meinem Nachttisch herunter.

„Oh, Mann, ist das schwer!"

Ruben starrt mit verschlafenen Augen aus seinem Schlafsack heraus.

„Hoffentlich weckst du nicht alle deine Gäste so brutal auf."

Ich höre ihn kaum. Mir ist speiübel. Als Ruben sich aufsetzt, fällt mir langsam wieder ein, warum ich einen Gast in meinem Zimmer habe. Ich hebe das schwere Buch auf, das sich jetzt mehr wie ein Backstein anfühlt. Bilder blitzen vor meinen Augen auf, und mein Kopf pocht schmerzhaft. Ich will nie wieder aus diesem Bett aufstehen.

Die Erinnerungen fügen sich jetzt zusammen. Ich sehe mich an Rubens Schulter lachen und weinen, und ich weiß plötzlich wieder, dass wir zusammen zu mir nach Hause gegangen sind und Pizza bestellt haben. Meine Eltern waren letzte Nacht weg. Meine Schwester war zu Hause, hat sich aber in ihr Zimmer zurückgezogen und uns in Ruhe gelassen, wie immer, wenn ich Besuch habe.

Ruben war total süß zu mir, aber ich war trotzdem noch so durcheinander, dass ich eine Flasche polnischen Wodka mit nach oben nahm, solange Ruben mit seiner Mutter telefonierte und ihr Bescheid sagte, dass er bei mir übernachten würde. Das ist nichts Besonderes. Ruben schläft öfter bei mir und hat sogar eine eigene Schublade in meinem Zimmer, mit seinem Pyjama und Waschzeug drin.

Ohhhh, mein Kopf! Ich darf gar nicht an diesen Wodka denken .. würg! Wodka... wie bin ich nur auf so eine bescheuerte Idee gekommen? Bei dem Gedanken dröhnt mein Kopf gleich noch mehr. Aber das Schlimmste kommt erst noch.

Ich lasse die nächsten Szenen von gestern Nacht vor mir ablaufen. Ich weiß noch, dass wir Pizza gegessen und Wie ein einziger Tag angeschaut haben. Ich habe viel gelacht und immer mehr Wodka in mich reingekippt, viel mehr als Ruben, bis die Flasche schließlich leer war. Zum Glück war nicht mehr so viel drin. Dann wollte ich aufstehen und ins Bett gehen, aber ich bin sofort umgefallen und habe kichernd auf dem Boden gelegen.

„Jen?"

Ich erinnere mich noch an Rubens besorgte Stimme. Ich wollte ihm in die Augen sehen, aber sein Gesicht schwebte irgendwo über mir, und ich konnte ihn nicht fixieren.

„Jen?"

Es kam mir so vor, als würde er meinen Namen
immer und immer wieder rufen. Wie in einem Film sehe ich Rubens Gesicht auf meines zukommen, und ich spüre, wie ich meine Lippen spitze und sanft über seine gleiten lasse. Ich weiß, dass ich plötzlich dachte, ich sei in Ruben verliebt, und ihn unbedingt Wissen wollte. In meiner Erinnerung beuge ich mich vor und presse meine Lippen auf seine. Ich sehe, wie er zurückschreckt, und höre ihn sagen: „, Was machst du da, Jen?"

Dann erst wird mir klar, was ich getan habe, so als würde ich aus tiefer Trance erwachen, und ich stottere eine Antwort. „Ich .. ich ... ich weiß nicht ..... ich bin so ... ich bin so verwirrt..."

Mein Kopf ist wie ein Mixer, ein Wust von Gedanken und Gefühlen wird darin herumgewirbelt und zerhackt. Dann blitzt ein Bild vor meinen geschlossenen Augen auf, wie ich mich auf dem Klo übergebe und Ruben mir mitleidig den Rücken tätschelt. Und das ist alles, woran ich mich erinnere.

Ich seufze und schüttle den Kopf, um meine Gedanken zu klären, aber ich bekomme nur noch mehr Kopfschmerzen davon.

„Na, du Schnapsfässchen", sagt Ruben und grinst zu mir hoch.

Ich würde am liebsten wieder Rotz und Wasser heulen.

„Warum bist du so nett zu mir?", flüstere ich und kann ihm vor lauter Verlegenheit gar nicht in die Augen sehen.

„Weil du meine Freundin bist und total fertig, und weil ich hoffe und bete, dass du mich gestern Nacht nicht wirklich küssen wolltest?", sagt Ruben.

Ich lächle, und die Tränen versiegen in meinen Augen.

„Tut mir leid." Meine Stimme klingt trocken, aber meine Entschuldigung kommt aus tiefstem Herzen.

Ruben steht auf, packt meine Hand und zieht mich mit einem Ruck hoch, sodass mir fast der Kopf platzt. Ich greife mir an die Stirn und stöhne, dann lege ich mich wieder zurück.

„Nein, nein!", sagt Ruben fröhlich. „Dusche! Kaffee! Schule! Und dann gehen wir zur Walker und fragen sie, ob du nicht eine andere Rolle in dem Stück übernehmen kannst. Okay?"

Ich stöhne wieder und lasse mich von Ruben ins Bad und unter die Dusche zerren.

„Du stinkst entsetzlich. Los, duschen", kommandiert Ruben. „,Und das hier bring ich in den Glas Container", er hält die Wodkaflasche hoch, „und dann gehen wir ins Café runter und bestellen einen schönen großen Latte. Okay?"

Ich grunze zustimmend. „Muss ich unbedingt zur Walker?", frage ich widerwillig.

„Jaaaaa doch!", säuselt Ruben und zieht schwungvoll die Badezimmertür hinter sich zu.

Diesmal beruhigt mich das heiße, trommelnde Wasser nicht, sondern verstärkt nur meine Kopfschmerzen. Ich dusche schnell und ziehe mich an, dann gehe ich nach unten zu Ruben und wir verlassen das Haus. Draußen lasse ich mir die kalte Winterluft ins Gesicht peitschen, sodass
meine Haare nach hinten fliegen. Das lenkt mich zumindest ein bisschen von meinen Kopfschmerzen ab, und von dem Horrortag, der vor mir liegt. Wie soll ich in diesem Zustand der Walker entgegentreten?, denke ich verzweifelt.

Everything is possible - Verliebt in meinen Erzfeind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt