13 Kapitel - Ärger mit Arschlöchern

170 8 17
                                    

„Pass doch auf, wo du hinläufst, du blöde Kuh!"
Sam McDonald und Travis Parker, die zwei besten Kumpel von Chris, versperren mir den Weg aus dem engen Fur hinaus. Travis ist der kleinere von beiden, aber beide sind extrem groß und wie Rugby-Spieler gebaut. Ich möchte ihnen nicht im Dunkeln auf einer einsamen Straße begegnen. Jetzt bauen sie sich vor Ruben und mir auf wie zwei angriffslustige Grizzlys.

„Könnt ihr uns vielleicht mal vorbeilassen?", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen, und es fällt mir verdammt schwer, einigermaßen höflich zu bleiben.

Die beiden Typen wechseln einen Blick miteinander, dann schauen sie wieder zu mir und schütteln den Kopf.

„Nö", sagt Travis und nimmt meinen Arm in die Zange.

Ich zucke zusammen und will ihn abschütteln, aber ich schaffe es nicht. „Nö, ich glaub nicht. Was meinst du, Sam?"

Sam packt meinen anderen Ellbogen und nagelt mich damit an der Wand fest. Ich schnappe nach Luft und will mich losreißen, aber die beiden sind viel stärker als ich, und ich bleibe, wo ich bin.

Ruben tritt drohend einen Schritt vor. „Lasst sie sofort los, oder ..."

„Oder was? Willst du uns vielleicht die Rippen brechen?" Sam und Travis lachen. „Na los, probier's doch!"

Einer der beiden reißt mir meine Tasche von der Schulter und mein ganzer Krempel fällt raus. Ich wehre mich wieder, aber ich kann nichts tun, außer Sam vors Schienbein zu treten. Er lässt meinen Arm los und grapscht nach meinem Bein, aber jetzt packt Travis den Arm, den gerade noch Sam in der Mangel hatte.

„Wofür hältst du dich eigentlich, du Schlampe?"

Ich werfe mich mit aller Kraft nach vorne, und Ruben zieht mich zu sich her. „Lass sie sofort los, du Blödmann und such dir jemand anderen, an dem du deinen Frust aus lassen kannst", zischt er Travis an. Ich stolpere von Travis weg, stelle mich hinter Ruben und funkle die beiden Typen an.

Sam richtet sich zu seiner vollen Größe auf, und Travis lässt seine Fingerknöchel knacken, um Ruben einzuschüchtern. Aber Ruben weicht keinen Zentimeter zurück. „Was hast du gesagt, du dämliche Schwuchtel?", fragt Travis drohend.

Ruben verzieht keine Miene. Er steht einfach da und starrt dem Typ ins Gesicht. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass er blöd angemacht wird, weil er homosexuell ist. Ich weiß noch, wie Ruben sein Coming-out an der Schule hatte und die Leute allmählich mitkriegten, dass er auf Jungen steht und nicht auf Mädchen. Die Reaktionen darauf waren ganz unterschiedlich. Es gab ein paar Leute, die kein Problem damit hatten und es sofort akzeptierten, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Rubens Homosexualität war ihnen egal, und sie verhielten sich ihm gegenüber genauso wie vorher. Andere brauchten eine Weile, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Früher hatten sie Ruben zur Begrüßung umarmt, jetzt grinsten sie ihn verlegen an, wenn er ihnen im Flur begegnete, und wechselten ein paar gezwungene Sätze mit ihm, um zu zeigen, dass sie nichts gegen Schwule hatten, dann gingen sie schnell weiter. Der Rest, zum Glück nur eine kleine Minderheit, meidet Ruben immer noch und beschimpft und provoziert ihn bei jeder Gelegenheit, bis er entweder weggeht oder so wütend wird dass er zurückschlägt. Sam und Travis gehören zu dieser Minderheit. Schwule sind ein rotes Tuch für sie, und sie hassen Ruben genauso wie er sie. In den letzten vier Jahren gab es ständig Krieg zwischen ihnen, und der Hass wird jedes Mal größer.

Mir ist ein bisschen mulmig, aber Ruben lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hat sich auch zu seiner vollen Größe aufgerichtet und steht furchtlos da. Man kann die Kraft, die von ihm ausgeht, regelrecht spüren. Sam und Travis sehen allerdings genauso entschlossen aus. Wenn Blicke töten könnten ... Ein beklemmendes Schweigen macht sich zwischen den drei Jungen breit. Ich spüre, wie meine Nackenhärchen sich sträuben, so viel Hass liegt in der Luft. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin total hilflos.

Everything is possible - Verliebt in meinen Erzfeind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt