Im Cafe gehen Ruben und ich zielstrebig zu dem Tisch, an dem wir meistens sitzen, und lassen uns auf unsere Stühle plumpsen.
Ruben schielt zur Theke hinüber, aber der süße Kellner ist heute nicht da. Ruben seufzt und setzt einen traurigen Hundeblick auf, die Augenbrauen enttäuscht zusammengezogen. Er nimmt ein kleines Zuckertütchen in die Hand und spielt zerstreut damit.
Ich lächle und sage: „He, Süßer, wenn du hier nur rumsitzt wie ein nasser Wischmopp und die Ohren hängen lässt, dann bleibst du nächstes Mal zu Hause."
Ruben lächelt schwach, ohne mich wirklich wahrzunehmen, und zupft weiter an seinem Zuckertütchen herum.
„Er ist so schön!", flüstert er sehnsüchtig.
Ich lächle mitfühlend. „Dann sag's ihm doch. Das ist doch ganz einfach. Geh hin und sag's ihm."
Ruben schüttelt heftig den Kopf wie ein kleiner Junge, dem man gerade angedroht hat, dass man ihm seinen Action Man wegnimmt, wenn er seine kleine Schwester nicht in Ruhe lässt.
„Nein! Ich meine, vielleicht hab ich mich getäuscht, und er ist gar nicht schwul? Dann lacht er mich nur aus, und ich verliere jedes Selbstvertrauen und kann mich nie wieder verlieben."
Ich muss grinsen. Typisch Ruben, dass er so ein Drama daraus macht und den unglücklich Verliebten spielt. Vielleicht sind wir deshalb so gute Freunde.
„Jetzt hör aber auf, Ruben. Weißt du, warum Romeo und Julia zusammengekommen sind?"
Ruben starrt mich verständnislos an. Ich seufze genervt.
„Wen julla sich auf den Balkon gestellt und laut verkündet hat, dass sie ihn liebt Mal angenommen, sie hätte das nicht gemacht - dann wären sie vielleicht nie zusammen gekommen."
Ruben schüttelt verwirrt den Kopf. „Aber sie wusste doch gar nicht, dass er da war, als sie ihm ewige Liebe geschworen hat."
Ich schweige einen Augenblick, denn ich weiß, dass er recht hat, aber ich gebe nicht nach.
„Ja, aber sie hat es trotzdem gesagt. Und er hat es gehört. Also, was lernst du daraus?"
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, und Ruben starrt mich immer noch verwirrt an.
„Wieso? Soll ich mich vielleicht im Ballkleid auf den Balkon stellen und in die leere Nacht hinaus schreien, dass ich den süßen kleinen Kellner vom Cafe liebe?"
Ich grinse. „So ungefähr. Du musst ihm sagen, dass er dir gefällt, Ruben. Das weißt du doch selber, oder?"
Ruben zuckt die Schultern, nickt leicht, sieht aber immer noch bedrückt aus.
„Was ist denn jetzt wieder los?", frage ich.
Er wirft mir einen todernsten Blick zu, als ob er jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. Ich runzle fragend die Stirn.
„Okay", sagt Ruben. „Meinetwegen. Aber nur, wenn ich das Kleid tragen darf."
Ich lache, er grinst schief, und ich gehe an die Theke, um unsere Getränke zu bestellen.
„Kein Schaum!", ruft Ruben mir nach.
Ich winke über die Schulter zurück, zum Zeichen, dass ich ihn gehört habe. Das Punk-Goth-Mädchen hinter der Theke hat kurze pechschwarze Stachelhaare und Ohrstecker und Piercings, die für mindestens zwanzig Leute ausreichen würden. Sie hat Kopfhörer im Ohr, obwohl im Café Musik läuft, und zupft an ihren knallroten Fingernägeln herum. Als sie mich sieht, lächelt sie freundlich und schlendert herüber, um mich zu bedienen. Jetzt erkenne ich sie wieder: Sie hat beim letzten Sommerkonzert in einer Band mitgespielt. Wie heißt sie noch? Mandy? Mary?, überlege ich, aber ich kann mich nicht erinnern. Sie ist ein paar Jahre älter als ich, aber sie erkennt mich trotzdem.
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Everything is possible - Verliebt in meinen Erzfeind
RomanceJennifer liebt es zu Schauspielern. Sie hat die Haupttrolle Julia bekommen in Romeo und Julia. Es könnte eigentlich gar nicht besser sein. Ein Traum wird wahr. Wenn es da nicht den Hacken gäbe, das ihr Erzfeind Christopher den Romeo spielt. Das alle...