32 Kapitel - Maskierter Retter

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Ich werfe einen Blick über meine Schulter. Ruben sieht wieder total nervös aus. Er sucht mit den Augen die Menge ab, aber plötzlich erstarrt sein Blick, und er schaut gebannt zur Bar, wo ein Typ, der als Pirat verkleidet ist, mit einem Drink in der Hand wartet. Er steht zur Bühne gewandt, sodass ich seinen Rücken sehen kann. Er hat den knackigsten Hintern von ganz Österreich, dem Hintern, den es nur einmal gibt, und ich stoße Ruben an, um ihn aus seiner Trance zu reißen.

Ich fasse nach seiner Hand, die ganz feucht ist, und er hält sich an mir fest. Dann beuge ich mich zu ihm vor und flüstere ihm ins Ohr: „He, Ruben, du schaffst das schon. Er hat dich doch eingeladen, falls du das vergessen hast. Also bis später dann, okay?"

Ruben nickt, um mir zu zeigen, dass er mich gehört hat, und schlendert zu J. J. hinüber, der ihn mit einem sexy Lachen begrüßt.

Ich reiße meine Augen von Ruben und seinem neuen Lover los, und jetzt kann mich nichts mehr aufhalten. Ich bin total aufgekratzt, meine Hüften bewegen sich leicht im Rhythmus der Musik. Ich bahne mir einen Weg durch die Menge, ganz allein, und fange an zu tanzen. Ich tanze mit ein paar süßen Typen und finde es toll, aber keiner von ihnen reißt mich wirklich vom Hocker. Für mehr als einen Song reicht es jedenfalls nicht. Ich tanze stundenlang mit ein paar Mädchen und Jungen aus meiner Schule (die Wahrscheinlich auch von Steve reingelassen wurden), dann mit ein paar Typen, die ich nicht kenne, oder auch einfach allein. Ich tobe mich so richtig aus, alle Probleme sind wie weggeblasen, ich muss an nichts und niemand denken. Wieder geht ein Song zu Ende.

Ich klatsche mit den anderen und merke plötzlich, dass ich Durst habe. Ich gehe zur Bar, um mir etwas zu trinken zu holen, und halte nach Ruben und J. J. Ausschau. Die beiden sind nirgends zu sehen. Halt dich ran, Ruben.

Ich winke dem Barmädchen und will eine Flasche Mineralwasser bestellen, aber dann sehe ich die Drinks hinten und bekomme auf einmal Lust darauf. Mir fällt ein, wie Ruben sich vorher an der Bushaltestelle zu mir umgedreht hat, ganz ernst, um mich zu ermahnen, dass ich heute Abend nichts trinken soll.

„Ich mach mir Sorgen um dich, Jen. Ich will nicht, dass du trinkst. Ich will, dass du auf dich aufpasst und keinen Blödsinn machst. Du kannst doch auch ohne Alkohol Spaß  haben -versprichst du mir das?"

Ich hatte es ihm versprochen, aber jetzt machen mich die Flaschen total an.

Ich fühle mich wie Alice im Wunderland oder Eva mit dem Apfel. Aber Ruben hat noch was gut bei mir. Und das Mindeste, was ich tun kann, ist, mein Versprechen zu halten.

Ich nehme mein Wasser, drehe mich um und halte wieder nach Ruben Ausschau. Mein Blick streift an der Tür vorbei und gleich wieder zurück, denn ich erkenne den Typ, der gerade hereinkommt.

Es ist Steve. Und er blickt sich auf der Tanzfläche  um. Er sucht mich. Ich muss mich verstecken ...

Ich gerate in Panik, aber dann kommt jemand zur Tür herein, und ich vergesse Steve.

Madonna, alias Misha Reeves, hat ihren großen Auftritt. Sie trägt silberne Hotpants, einen Push-up-BH und Lederstiefel, und sie schwenkt ihren Hintern zu Steve herum.

Steves Augen leuchten auf, als Misha sich an seine Seite drängt und ihn von der Suche nach mir ablenkt. Er taxiert sie unverhohlen, und Misha legt es offenbar drauf an, ihn scharf zu machen. Sie schleudert ihre Haare herum, streichelt seinen Arm, beugt sich dicht zu ihm vor, wenn er etwas zu ihr sagt, und bricht alle paar Sekunden in schrilles Gelächter aus. Schließlich stellt sie sich auf die Zehenspitzen und flüstert ihm etwas ins Ohr. Im nächsten Moment verschwinden die beiden aus meinem Blickfeld.

Ich entspanne mich und seufze erleichtert.

Let's dance!

Ich quetsche mich ins dickste Gewühl hinein, bewege mich zu der Musik und tanze mit mir allein, aber nicht lange.

Everything is possible - Verliebt in meinen Erzfeind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt