18 Kapitel - Verleugnung

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Ich bringe mein Gesicht noch näher an Chris' Gesicht heran. Ich lächle, als ich mir vorstelle, wie seine Lippen zum ersten Mal auf meine treffen, wie ich die Gefühle auskoste, die diese neue Berührung in mir auslöst. Ich zittere vor Aufregung. Seine Hände streicheln über mein Gesicht. Mein Herz schlägt so schnell, dass es jeden Augenblick zu zerspringen droht, aber das passiert zum Glück nicht, und plötzlich drücke ich meine Lippen auf seine, schließe die Augen und versinke in diesem Super-Luxus-Kuss. Ich bin im siebten Himmel ...

Dann schieße ich kerzengerade im Bett hoch, schweißüberströmt und mit einem flauen Gefühl im Magen. Ich fahre mit den Händen durch mein verstrubbeltes Haar und lege mich langsam wieder hin.

Ich stöhne. Mein Kopf ist voll wilder Gedanken und Gefühle, und ich fühle mich im Augenblick zu schwach und schwindlig, um mich damit auseinanderzusetzen. Mag ich ihn? In dem Traum, ja. Ich mochte ihn sogar sehr. Aber ich hasse ihn doch! Wie kann ich ihn erst küssen und ihm im nächsten Moment die Pest an den Hals wünschen?

Ich seufze. Das ist alles viel zu kompliziert. Und ich bin nicht in der Stimmung, mich den ganzen Tag in der Schule herumzuquälen oder in der Probe. Mit Chris. Aber sobald ich an Chris denke, ist alles wieder da, dieser wahnsinnige Kuss, die Anziehungskraft, die Chris auf mich ausübt - ich hasse mich dafür und fühle mich irgendwie schuldig. Nein, denke ich. Keine Schule heute.

Ich drehe mich im Bett um und starre auf die Uhr. Die Ziffern glühen im trüben Morgenlicht: gleich Viertel nach sieben. Ruben wird in fünf Minuten da sein. Ich kuschle mich wieder unter meine Decke und wickle mich darin ein, in der Hoffnung, dass die Welt mich vergisst. Aber so viel Glück kann man ja gar nicht haben.

Leises Klopfen an meiner Zimmertür, Mama ... Papa ..... Familienfehde .... oh Gott! Die Schuldgefühle schießen wieder in mir hoch, und mein Kopf fängt an zu dröhnen. Ich brauche eine Auszeit -abschalten, krank sein, denke ich.

Sofort entspanne ich mich und stelle mich schlafend, Mama macht die Tür auf und kommt an mein Bett. „Jen ...?", flüstert sie und streicht mir zärtlich übers Haar. „Jen, mein Schatz. Zeit zum Aufstehen. Ruben wird gleich hier sein."

Mum ist so lieb zu mir. Obwohl sie jeden Morgen herumhetzen muss, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, nimmt sie sich trotzdem die Zeit, mich zu wecken, und das ganz ruhig und sanft, falls ich mich bis sieben Uhr dreißig nicht von selbst aus dem Bett gequält habe. Mein Magen krampft sich vor schlechtem Gewissen zusammen, und mir wird übel, der Traum von dem Kuss und der wirkliche Kuss sind mir noch frisch in Erinnerung, und es kommt mir vor, als würde ich meine Eltern skrupellos belügen, weil ich ihnen nichts davon erzähle.

Ich bin gestern Abend ziemlich aufgelöst nach Hause gekommen, und Mama und Papa wollten beide mit mir reden, aber ich habe nicht mit ihnen gesprochen. Ich konnte nicht. Was hätte ich auch sagen sollen? Vielleicht: „Mir geht's gut. Ich weine nur, weil ich gerade meinen größten Feind geküsst habe, der zufällig der Sohn von Ethan Banner ist, dem Mann, den du am meisten hasst auf der Welt, und jetzt weiß ich nicht, ob ich ihn mag oder nicht. Aber sonst ist alles in Ordnung!" Also habe ich lieber den Mund gehalten. Aber das Schweigen hat meine Schuldgefühle nur verdoppelt, und jetzt, wo Mama so lieb zu mir ist, wird es noch schlimmer, und am liebsten würde ich überhaupt nie mehr aus meinem Bett aufstehen.

Ich bewege mich ein bisschen, drehe mich um und sehe meine Mutter verschlafen an. „Mir ist nicht gut, Mama", murmle ich mit krätziger Stimme, die nach einer beginnenden Erkältung klingen soll.

Meine Mum schaut mir besorgt in die Augen, weil ich nicht oft krank bin. Sie legt eine Hand auf meine Stirn, die heiß und ein bisschen verschwitzt von meinem Traum ist, und ihre Sorgenfalten werden noch tiefer. „Also gut, Jen. Ich rufe in der Schule an. Schlaf noch ein bisschen, ja? Ich sage Ruben Bescheid."

Everything is possible - Verliebt in meinen Erzfeind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt