37 Kapitel - Liebesgeständnis

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Ich stöpsle mir die Kopfhörer in die Ohren und wähle die ideale Eröffnungsmusik für heute Abend aus. Ich tanze den Flur hinunter in Richtung Beleuchtungsraum. Die aufgekratzte Atmosphäre, die prickelnde Energie direkt vor der Aufführung ist das Beste, was mir passieren kann - alle stehen unter Strom, sind von einer Mischung aus Angst und Euphorie erfüllt, dem Gefühl, dass sie in wenigen Minuten die Welt erobern werden. Ich liebe dieses
Gefühl. Für mich gibt es nichts Besseres. Höchstens noch Sex, sage ich mir plötzlich.

Dann wird mir bewusst, dass ich den Flur hinuntertanze, zu einer Musik, die niemand außer mir hören kann. Ich grinse und tanze weiter. Nein - Sex ist bestimmt nicht so gut.

Ich habe Ruben gerade vor der Matheklasse zurückgelassen, die zur Garderobe umgebaut ist und die er mit ein paar anderen Jungen teilen muss. Es war total komisch. Ruben zwinkerte mir zu und zog die Tür extra langsam hinter sich zu, damit ich einen Blick auf die Typen werfen konnte, die mit ihm dort drin waren. Sie wirkten ziemlich nervös, und Ruben amüsierte sich königlich.

Ich lächle schon wieder - ich kann nichts dagegen machen, es ist einfach stärker als ich. Ich komme jetzt ans Ende des Flurs, wo der Beleuchterraum liegt. Mein Song ist auch fast zu Ende, also stelle ich den Sound ab, tanze in die abgedunkelte kleine Kammer hinein und lasse meine Tasche in eine Ecke fallen. Ich beuge mich über die Schaltfläche vor, damit ich auf die Bühne sehen kann.

Wie lange dauert es noch, bis der Vorhang aufgeht? Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist 17.30 Uhr. Noch zwei Stunden. Ich muss die Lichtchecks machen, mir etwas zu essen holen und dann ein kurzes Gespräch mit der Walker führen.

Mein Lächeln wird immer breiter. Die Aufführung wird der Hit!

Ich gehe zu meinem Stuhl und will mich setzen, aber es liegt etwas drauf. Ich drehe den Stuhl herum und hebe das Päckchen auf. Es ist lang und schmal, in braunes Papier eingewickelt und mit einem roten Band verschnürt. Ein Kärtchen ist auch dabei, Ich drehe es um.

Für die wahre Julia, von Deinem Romeo

Ich runzle die Stirn über dieses seltsame Geschenk und knüpfe das Band auf. Ich lasse es auf den Boden fallen und falte das Papier auseinander.

„Oh...", murmle ich.

Eine wunderschöne, langstielige weiße Rose liegt in dem Papier. Sie sieht so zart aus, dass ich mich kaum traue, sie anzufassen, aber ich nehme sie trotzdem hoch. Die Blütenblätter fühlen sich wie Samt an.

Mein Herz schlägt schneller. Wer hat sie mir geschickt?

Mehrere Antworten schießen mir durch den Kopf. Den ersten Namen, der mir in den Sinn kommt, verwerfe ich blutenden Herzens.

Dann überlege ich weiter. Ruben? Ja, es muss Ruben gewesen sein. Aber warum sollte er als Dein Romeo unterschreiben? Ich bin tief in Gedanken, als es an die Tür klopft.

„Ruben? Schöne Rose. Danke, das ist süß von dir!"

Aber es ist nicht Ruben, der in den dunklen Raum
kommt. Es ist jemand anderer. Jemand, der ein gefährliches Glitzern in den Augen hat.

„Nein, nicht Ruben, Anderson."

Mir steigt die Hitze ins Gesicht. Warum ist er hier? Ich war so gut gelaunt. Geh doch weg, geh einfach weg, bitte ...

Ich hebe den Kopf. Chris feixt nicht, so wie sonst. Er sieht ausnahmsweise ganz ernst aus. Mein Gott, ist er süß, wenn er so ernst guckt, denke ich und hasse mich, weil ich ihn schon wieder anschmachte. Vergiss ihn endlich, okay?

„Sag schon, was du willst, Banner ... Wie du siehst, bin ich beschäftigt..."

Das Feixen kehrt zurück, als ob er sagen wollte: „Ach nee, wirklich?"

Everything is possible - Verliebt in meinen Erzfeind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt