ALBA
Im ersten Moment hatte Alba überhaupt keine Ahnung, was die Männer so aus der Fassung gebracht hatte, dass sie allesamt in Richtung des offenstehenden Rolltors schossen. Die Lichter der Mündungsfeuer waren schrecklich grell, weshalb sie kaum etwas erkennen konnte, und die Kugeln der Pistolen und Gewehre surrten wild durch die Luft, während immer mal ein metallisches Klirren erklang, wenn ein Geschoss irgendwo dagegen prallte.
Es war schlimm, Szenen von Schießereien im Fernsehen zu sehen, aber selbst in einer drin zu sein, ließ Alba vor Angst zittern. Die Waffenkraft dieser Männer erschreckte sie, weil sie erst da begriff, in welches Hornissennest sie hereinspaziert war. Doch bevor sie sich weitere Gedanken dazu machen konnte, wie sie aus diesem Haus wieder herauskommen würde, trat der Grund für die Horde aufgebrachter Krimineller in Sicht.
Genau in dem Moment, in dem alle Waffen verstummten, weil die Magazine leer waren und nachgeladen werden musste, tauchte ein Mann aus der Deckung hinter einem großen Blechfass hervor, das rechts beim Eingangs des Tores stand. Der Inhalt des Fasses, der Farbe nach zu urteilen Benzin, hatte sich bereits in einer großen Lache über dem Boden verteilt, so durchlöchert war es.
Albas Blick fiel auf etwas Weißes, das sich groß vom sonst komplett schwarzen Outfit des Mannes am Tor abhob, es war ein riesiger Totenkopf auf einer Schutzweste. Wie ein Mahnmal stand die Gestalt für eine Sekunde bewegungslos da, bevor sie sich in Bewegung setzte. Albas Herz setzte für einen Takt aus, als sie bei mehr Licht erkannte, dass es sich um Frank handelte, der da ohne mit der Wimper zu zucken auf eine Horde Verbrecher zumarschierte.
Gelassen streckte er seinen rechten Arm nach vorne aus, eine Pistole in der Hand haltend, und jagte dem kleinen, dicklichen Typen, der ihm am nächsten war, eine Kugel genau zwischen die Augen. Erschrocken schlug Alba sich eine Hand vor den Mund, um den Schrei zu dämpfen, der ihr entweichen wollte. Ungläubig starrte sie die Treppe runter auf das, was dort geschah.
Ein hochgewachsener Kerl, dünn wie eine Pappel, den Frank als nächstes erreichte, war vor Schreck über den Kopfschuss, dem sein Komplize erlegen war, nicht in der Lage sein Magazin zu wechseln und stand ihm quasi mittellos gegenüber. Mit einem kräftigen Tritt ins Schienbein, brachte Frank ihn auf die Knie, um ihm im nächsten Moment den Ellenbogen ins Gesicht zu donnern, dass er hinten über kippte. Lässig stieg Frank über den Bewusstlosen drüber und gab ihm dabei ebenfalls eine gut platzierte Kugel zwischen die Augen.
Nummer drei und vier, ein breitschultriger Glatzkopf und ein etwas buckeliger Durchschnittstyp, hatten etwas mehr Glück, ihre halbautomatischen Waffen zu laden und setzten zu einer zweiten Runde Kugelhagel über, was Frank in die Deckung zwang. Doch dem schien das nichts auszumachen, denn er drehte sich ohne Mühe hinter einen Container, nicht unweit von ihm, und wartete bis das Surren der Projektile wieder vorbei war.
Der Buckelige wollte offensichtlich nichts riskieren und zog sich etwas zurück. Der Glatzkopf hingegen hatte keine Geduld und lief auf den Container zu. Blitzschnell schoss Franks Linke aus der Deckung, packte den Kerl am Kragen und zog ihn zu Boden. Allerdings erhielt Frank von dem Skinhead Gegenwehr in Form eines prächtigen Schlages mitten ins Gesicht, dass man die Nase gefährlich knacken hörte. Das Gesicht daraufhin zu einer bösen Fratze verzogen, hockte Frank sich über den Kerl und schlug ihm mit der Pistole ins Gesicht. Mehrfach, dass ein dumpfes Geräusch dem anderen folgte und sich dicke, blutige Beulen darauf bildeten.
"Was ist los?", fragte Frank spöttisch, als er bemerkte, wie dem Buckeligen die Hand zitterte, während er die Waffe auf ihn richtete. Der Kerl sah alles in allem gar nicht aus, als würde er zu dieser Bande gehören. Er wirkte eher wie einer, der irgendwann mal zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und dadurch in diese Machenschaften rein gerutscht war.
Doch das half ihm leider nicht, denn Franks Augen funkelten ihn bereits böse an und ging auf ihn zu. "I ... ich ... habe damit gar nichts zu tun!", stotterte er in einem lächerlichen Versuch, sich irgendwie aus der Bredouille zu befreien.
"Dann wärst du nicht hier", erwiderte Frank mit eiskalter Stimme, bevor auch dieser armen Teufel mit einem gezielten Schuss in die Hölle befördert wurde.
Alba konnte nicht glauben, was sie da eben mit angesehen hatte. Als sie bei Frank zu Hause gewesen war, dachte sie, er sei einfach nur ein Mann, der sich absichtlich unnahbar gab. Doch jetzt entpuppte er sich als knallharter Killer. Sie war kurz vor einem Nervenzusammenbruch und konnte gar nicht verarbeiten, was sich da gerade für eine Szene abgespielt hatten.
Zu allem Übel entging ihr, dem ganzen Chaos geschuldet, bis zu jenem Moment, dass sich Vargas, wegen dem sie eigentlich dort war, gar nicht unter den Männern im Keller befand. Doch genau in der Sekunde, als es ihr aufging, legte sich ein kräftiger Arm von hinten um ihre Kehle, dass sie vor Schreck laut aufschrie.
"Na, na, Püppchen. Brauchst nicht schreien, es ist gleich vorbei", flüsterte Vargas ihr ins Ohr.
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soulache | ✓
FanfictionLange hat Alba sich vor ihrer Vergangenheit versteckt. Doch ihr Schmerz, und daher auch Wunsch nach Vergeltung, ist zu groß. Als sie zurück nach New York kommt, läuft allerdings erst einmal gar nichts wie geplant. Völlig unvorbereitet läuft sie in e...