Kapitel 40

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ALBA

Die Zeit bei David und seiner Familie hatte Alba gut gefallen. Alle waren extrem nett zu ihr und bemüht gewesen, ihr ein paar unbeschwerte Stunden zu bereiten. Noch immer war sie total angetan von Sarah und ihrer liebevollen Art. Es fiel Alba extrem schwer, den Kopf und das Lächeln aufrecht zu halten, nachdem sie mit David in dessen Arbeitszimmer gewesen war und er für sie nach Informationen gesucht hatte.

Eines musste man diesem Mann lassen, er konnte unheimlich gut mit Computern umgehen und sich spielend leicht in sämtliche Systeme hacken. Alba fühlte sich wie in einem Spionagefilm, als David diverse Eingaben machte und überall auf den drei Monitoren dutzende Fenster aufploppten.

Nachdem sie Frank von ihrer Vergangenheit erzählt hatte, schien ein Großteil der Last von Albas Schultern gefallen zu sein, sodass es zwar schmerzlich war, es für David zu wiederholen, aber sie zumindest nicht wieder komplett zusammenbrach.

Jetzt, da sie wieder mit Frank allein und die beiden in seinem schwarzen SUV auf dem Weg zurück nach Hell's Kitchen waren, kostete es Alba noch mehr Kraft, nach außen hin ruhig zu bleiben, während in ihr drin ein Tornado tobte. Sie sprach während der gesamten Fahrt kein Wort mit Frank und war froh, dass dieser sich ebenfalls in Schweigen hüllte.

Die Vorstadthäuser verschwanden bald von der Bildfläche und wurden von den großen Bürogebäuden und Wohnhäusern der Innenstadt New Yorks abgelöst, die schnell vorbeirauschten und das Grün der Umgebung geben Beton und Glas ersetzten. Man musste es mögen, aber Alba kannte es nicht anders, denn hier war sie aufgewachsen.

Frank räusperte sich. "Wir sind da", sagte er knapp. Alba hatte gar nicht bemerkt, dass er den Wagen bereits vor seinem Haus geparkt und den Motor abgestellt hatte.

Mittlerweile war schon mehr als der halbe Tag vergangen, die Uhr an ihrem Smartphone zeigte 15:23 Uhr an. Der wohl längste Brunch, auf dem sie jemals war. Zu der Anzeige für die Uhrzeit gesellten sich zwei verpasste Anrufe und eine Nachricht von Jayden.

Jay:
Da ich dich nicht erreiche, hoffe ich, dass es dir gut geht.

Gerne hätte sie ihm erzählt, was seit seiner Abreise passiert war, aber zum einen würde er das nicht verkraften und zum anderen wollte sie in Franks Gegenwart nicht näher über das sprechen, was David für sie herausgefunden hatte.

Alba:
Mach dir keine Sorgen, es geht mir gut. Ich melde mich bald wieder.

Das war nicht viel, und diese Antwort wurde der Sache auch kein bisschen gerecht, aber mehr konnte sie ihrem besten Freund gerade nicht geben.

"Möchtest du den restlichen Tag im Auto verbringen?", fragte Frank mit einem komischen Unterton, da die beiden den SUV noch immer nicht verlassen hatten.

"Ich ... Was? ... Nein, natürlich nicht. Entschuldige", stammelte sie und öffnete die Beifahrertür, um auszusteigen. Weiterhin wortlos machten die beiden sich auf den Weg zu Franks Apartment.

Satt und müde ließ Frank sich auf die ramponierte Couch sinken. Ein mildes Lächeln zog sich über sein Gesicht, kaum merklich, aber es war da, und stand ihm ausgezeichnet. Seine Augen wanderten über Albas Outfit, von dem sie schon wieder vergessen hatte, dass sie es trug. Frank war einfach kein Mann vieler Worte, er fand sie schön, sagte es aber nicht. Das war aber auch gar nicht nötig, denn sein Blick sprach Bände.

Warum sollte man die Zeit nicht nutzen, wenn man sie hatte?, dachte Alba, lief zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Sie wollte diesen Moment, brauchte ihn, um den Sturm in ihrem Inneren wenigstens noch für eine Weile im Zaum halten zu können.

Frank sah sie überrascht an und legte ihr die Hände auf den Rücken, um sie leicht an sich heran zu ziehen. Er war ein Gentleman, was das anging, wartete immer darauf, dass sie ihm signalisierte, dass es in Ordnung war, wenn er mehr machte. Alba schätzte das sehr. Zum Dank gab sie ihm einen engelsgleichen Kuss, der sich schnell mit mehr und mehr Leidenschaft füllte.

Ihre Haut prickelte an den Stellen, die er berührte, erst auf den Oberschenkeln, dann weiter hinauf, als er seine Hände unter ihr Kleid schob. Es brachte sie fast um den Verstand, wie zärtlich und gleichzeitig fordernd er war, sodass es nicht lange leicht fiel, ein gemäßigtes Tempo zu behalten.

Alba legte viel daran, diese intimen Momente so lang wie möglich auszudehnen. Sie versuchte, sich jedes Detail zu behalten, wollte Frank für immer in ihrem Gedächtnis verankern und die Gefühle in der Seele einspeichern, die sie empfand.

Sie hatte Gefühle für ihn, das konnte Alba sich nicht länger ausreden. Umso schwerer fiel es ihr, später, als Frank schlafend über die Couch ausgestreckt lag, seine Waffe vom Nachttisch zu nehmen und zu gehen.

soulache | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt