Kapitel 39

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FRANK

"Ich habe Sarah von Alba erzählt", erklärte David Frank und reichte ihm ein gekühltes Bier. "Ich wollte nicht, dass es für uns alle komisch werden würde."

Frank nickte stumm und trank einen Schluck, während er Davids Kindern beim Spielen im Garten zusah. Die beiden warfen sich über die gesamte Länge des Rasens einen Football hin und her und lachten sich gegenseitig aus, wenn der eine den Wurf des anderen nicht halten konnte. Unterschwellig lauschte er David, der ihm irgendetwas von seiner Arbeit erzählte, aber genau genommen interessierte sich Frank nicht sonderlich dafür.

"Oh, danke. Ja, es war ein riesiges Glück, dass wir dieses Haus gefunden haben", hörte er Sarah sagen, die gerade mit Alba zusammen nach draußen in den Garten kam. Frank drehte sich zu den beiden um und ihm wäre fast der Mund aufgeklappt.

Alba sah umwerfend aus. Sie trug ein schwarzes Sommerkleid, dass in großen, lockeren Falten auf der Mitte ihrer Oberschenkel aufhörte und darüber eine roséfarbene, leichte Strickjacke mit den dazu passenden Ballerinas. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein schüchternes Lächeln ab, als sie seinen Blick auf ihr bemerkte. Verlegen klemmte sie sich eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr.

"Das habt ihr hervorragend gemacht", lobte David und zeigte den beiden Frauen einen Daumen nach oben. "Dann können wir ja jetzt etwas essen!"

David liebte gemeinsame Essen, weil es ihm die perfekte Bühne für seine Ausführungen und angeregte Gespräche gab. Frank hatte bereits ein paar solcher Events mitgemacht, seit David wieder mit seiner Familie vereint war. Thanks Giving, der Unabhängigkeitstag und so weiter. Sarah rief die Kinder nach drinnen und sie machten sich alle gemeinsam daran, den großen Tisch im Wohnzimmer mit allerlei Speisen zu bestücken.

Die Chemie zwischen Alba und Sarah stimmte und auch mit David kam sie super aus. Die Gespräche waren allesamt relativ belanglos und alltäglich, aber Frank vermutete, dass die beiden es absichtlich so hielten, um Alba ein bisschen auf andere Gedanken zu bringen. Während die anderen Sprachen, und zwischendurch immer mal von den Kindern unterbrochen wurden, klebte Frank förmlich an Albas Lippen.

Er mochte es, zu sehen, wie unbeschwert sie in diesen Moment war, dass sie aß und sich unterhielt und vor allem sehr oft lächelte. Es war fast so, als wäre es ein ganz normales Treffen unter ganz normalen Freunden, eine schöne Illusion.

Nach dem Essen halfen Davids Kinder seiner Frau den Tisch abzuräumen, sodass David die Gelegenheit ergriff und Alba mit nach oben in sein Arbeitszimmer nahm. Frank hatte ihn bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass Alba seine Hilfe gebrauchen konnte, wollte aber, dass sie selbst entschied, was und wie viel David wissen sollte. "Komm mit, lass uns mal schauen, was ich für dich tun kann", flüsterte er.

Die Kinder verabschiedeten sich wieder zum Spielen nach draußen, sodass Frank allein mit Sarah in der Küche übrigblieb und ihr beim Abwasch half.

"Sie ist eine tolle Frau", bemerkte Sarah und versuchte dabei beiläufig zu klingen.

"Ja, ich denke schon", erwiderte Frank knapp, während er einen abgewaschenen Teller mit dem Handtuch trocknete. Er wollte nicht, dass der gemeinsame Brunch wie ein Pärchentreffen rüberkam, und eigentlich wusste Sarah ja auch, weshalb er mit Alba da war.

"Es tut mir Leid, was sie alles durchmachen musste."

Er schwieg. Was sollte man dazu sagen? Sarah hatte auch keine besonders schöne Zeit gehabt, als sie dachte, dass David erschossen wurde und tot sei. Doch letztlich hatte sie Glück und erhielt ihren Mann wieder zurück. Alba und er würden ihre Familien nicht wieder zurückbekommen.

"Vielleicht teilt ihr ein Verständnis für einander, was euch gemeinsam weiterbringt", fügte Sarah hinzu und sah Frank lächelnd an.

"Fraaaaank!?", rief Leo von draußen und er dankte ihr insgeheim dafür, dass sie ihn unbewusst aus diesem Gespräch rettete. Die Kinder wollten mit ihm Fußball spielen und er willigte nur zu gern ein, weil er seinen Kopf damit aus der Schlinge winden konnte.

Eine halbe Stunde später kamen auch Alba und David wieder mit nach unten in den Garten. Die vier Erwachsenen saßen noch eine Weile beisammen, bevor Frank und Alba sich wieder auf den Heimweg machten.

Die Verabschiedung fiel ebenso herzlich aus, wie die Begrüßung, und Alba musste Sarah versprechen, dass sie sich bald mal wiedersehen würden. Sicherheitshalber speicherte sie direkt noch ihre Telefonnummer in Albas Smartphone ein, die sich noch dutzende Male bei David und Sarah für das Essen und die Gastfreundschaft bedankte.

soulache | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt