Kapitel 33

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ALBA

Das Gewicht dieses Scheißkerls drückte auf sie, wie ein riesiger Felsbrocken, und sorgte dafür, dass sich Tränen in ihren Augen bildeten. Frank machte ein paar große Schritte durch den Raum und zog die Leiche von ihr runter, so schnell es ging. Dann lief er um den Stuhl herum und schnitt den Kabelbinder mit einem Messer durch, das er im Schaft seiner Boots trug.

"Alles okay?", hauchte er sanft und sah sie besorgt an, nachdem er sich vor sie kniete und ihr aufhalf.

Alba schüttelte stumm den Kopf, Tränen liefen ihr die den Wangen runter. Schmerzerfüllt hielt sie sich die Hände dort auf den Bauch, wo der Tritt gelandet war. Ihr war kotzübel und die Wunde vom Messerstich pulsierte schmerzhaft.

Ohne Vorwarnung nahm Frank sie auf die Arme, als würde er sie nach der Hochzeit über die Schwelle tragen wollen. "Du musst hier weg", raunte er mit tiefer Stimme. Dagegen hatte Alba nichts einzuwenden, sie fürchtete nur, dass dieser Vorfall gerade nicht ungehört geblieben war und die Aufmerksamkeit der benachbarten Mieter geweckt hatte.

Frank schien sich darüber allerdings keine Gedanken zu machen und trug sie aus dem Apartment hinüber zum Fahrstuhl. Er balancierte sie geschickt auf den Armen, während er den Knopf an der Konsole drückte und schließlich darauf wartete, dass die Kabine auf ihrem Stockwerk anhielt.

Zum Glück hatten die anderen Anwohner entweder nichts von alledem mitbekommen oder sie trauten sich nicht mehr aus ihren Wohnungen, nachdem der Schuss gefallen war. Jedenfalls trafen die beiden keine Menschenseele, als Frank sie durch die Eingangshalle nach draußen zu seinem SUV trug.

Wieder balancierte er sie mühelos, während er den Autoschlüssel aus der rechten Gesäßtasche seiner Hose holte, um die Zentralverriegelung zu entsperren und die Beifahrertür zu öffnen. Vorsichtig hob er Alba nach oben, damit sie Platz nehmen konnte. Wenige Sekunden später ließ er sich auf dem Fahrersitz nieder.

Man musste nicht lang raten, wohin er mit ihr fahren würde. Die gesamte Strecke bis zu seinem Apartment in Hell's Kitchen hüllten sich die beiden in Schweigen. Alba hauptsächlich, weil sie von all den Schmerzen, die ihr innerhalb der letzten drei Wochen zugefügt worden sind, wirklich entkräftet und müde war. Warum Frank schwieg, konnte sie nicht beurteilen.

Er trug sie auch den gesamten Weg vom geparkten SUV bis nach oben in seine Wohnung, ohne auch nur das kleinste Anzeichen von Erschöpfung. In dieser Zeit konnte Alba nicht anders, als das schöne Profil dieses Mannes zu betrachten.

In ihren Augen war er nicht unbedingt hübsch im herkömmlichen Sinne, nicht so geschniegelt und gestriegelt, wie die Geschäftsmänner aus der Stadt. Seine Züge waren grob und die Augen immer etwas zu fixierend, sodass man sich durch die Blicke abgeschätzt fühlte. Er hatte diese besondere Aura, die einem unmissverständlich mitteilte: Leg dich nicht mit mir an! Wobei es sich für Alba, im Bezug auf sie, eher anfühlte wie: Ich passe auf dich auf!

Frank öffnete währenddessen die Tür zu seinem winzigen, dunklen Apartment und trug Alba ohne Umschweife direkt zum Bett, auf welchem er sie behutsam absetzte.

"Dorthin kannst du nicht wieder zurück", erklärte er und machte sich daran, das Messer aus dem Schuh zu holen, um es gemeinsam mit der Pistole, die im Hosenbund klemmte, auf dem Nachtisch abzulegen.

"Kannten sie dich da unter falschem Namen?", fügte er hinzu. Alba nickte stumm. "Du bist besser dran, wenn du Elena Parker aufgibst", empfahl er und durchbohrte sie mit einem besonders ernsten Blick.

"Hat eh nicht gut funktioniert", erwiderte sie so trocken, wie sich ihre Kehle anfühlte. Alba erkannte ihre eigene Stimme nicht, so rau klang sie.

Ihr Herz schmolz leicht, als Frank sofort in Richtung der kleinen Küchenzeile ging und frisches Wasser in ein Glas füllte. Für einen Kerl, der Kriminellen die Scheiße aus dem Leib prügelte, war er ihr gegenüber extrem fürsorglich.

"Wer hat den Ausweis gefälscht?", wollte er wissen und reichte ihr das Glas.

"Henderson und Partner."

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, tiefe Falten bildeten sich auf der Stirn und seine Zunge huschte ihm schnell über die Lippen. Es war eine Geste, die sich häufiger beobachten ließ, wenn man ihn denn beobachtete.

Mittlerweile wusste Alba einzuschätzen, dass Frank skeptisch war und nachdachte, wenn er dieses Verhalten äußerte. Seit wann kenne ich diesen Fremden so gut?, wunderte sie sich stumm.

War er überhaupt noch ein Fremder, in Anbetracht der zwei Male, die sie miteinander geschlafen hatten? Immerhin waren keine Gefühle im Spiel, redete sie sich ein.

"Warum haben sie dir einen falschen Ausweis gegeben?"

soulache | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt