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Kapitel 20

ALBA

"Kannst du mir das erklären?", fragte Jayden mit zittriger Stimme, sofort nachdem Frank verschwunden war, und wirkte total bestürzt.

"Das war der Mann, der mich nach Vargas' Angriff gefunden und mir geholfen hat", versuchte sie sachlich zu antworten. "Und heute hat er mich quasi wieder gerettet, weil ich Vargas gefolgt bin und zur Rede stellen wollte. Plötzlich kam Frank rein und hat um sich geschossen."

Nachdem sie geendet hatte, war das Gesicht ihres besten Freundes kreidebleich. "Was, Frank Castle hat dich gerettet?

Jaydens Frage fiel ziemlich laut aus, was Alba dazu bewegte, sich verstohlen zu beiden Seiten umzusehen. Es wäre gar nicht gut, wenn er die Nachbarn aufweckte. "Schrei nicht so, es ist spät! Ich verstehe nicht, was du meinst, Jay. Hast du nicht gehört? Er hat mir zwei Mal das Leben gerettet."

Sie konnte die Entrüstung ihres besten Freundes nicht nachvollziehen, allerdings fand sie es ziemlich seltsam, dass Jayden Franks Nachnamen kannte.

"Du scheinst nicht zu wissen, wer das ist", gab Jayden zum Besten und hätte es nicht treffender ausdrücken können. War dieser Frank etwas doch berühmt und nur sie hatte keine Ahnung davon?

Alba stand kurz davor, die Nerven zu verlieren. Der Abend war alles andere als gut gelaufen und zudem schmerzte ihr der Schädel immer noch wie verrückt. Sie seufzte, dann sagte sie: "Jay, ich bin froh, dass du hier bist. Aber bitte, schrei mich nicht an."

Jayden griff nach ihren Händen, sah sie mitleidig an und zog sie anschließend in eine feste Umarmung. "Du musst mir versprechen, dass du so weit du kannst von diesem Mann wegläufst, wenn du ihm irgendwo noch einmal begegnen solltest. Das ist Frank Castle."

Alba verzog das Gesicht. "Jay, das sagtest du bereits. Aber alle, außer mir, tun so als wäre dieser Mann etwas ganz Besonderes. Sein Freund David und auch der Arzt im Krankenhaus, der ihn wohl ebenfalls kennt, haben seinen Nachnamen in meiner Gegenwart nicht mal auszusprechen gewagt."

Die beiden gingen zur Couch und ließen sich nieder. Ein Blick auf die Uhr neben dem Fernseher verriet, dass es bereits nach Mitternacht war, was zumindest die Müdigkeit erklärte, von der sie langsam aber sicher eingenommen wurde.

"Das kann ich mir denken", begann Jayden mit todernster Stimme. "Man nennt ihn auch den Punisher. Ich verstehe gar nicht, wie es sein kann, dass dieser Mann überhaupt noch frei herumläuft. Es gab damals einen öffentlichen Prozess gegen ihn, weil er nach dem Mord seiner Familie einen furchtbaren Rachefeldzug gegen unzählige Leute durchgeführt hat."

"Wann war das?", fragte sie vorsichtig.

"Ich glaube, es liegt drei Jahre zurück", überlegte Jayden und rieb sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger das Kinn. Dann holte er das Smartphone aus der Jackentasche und wischte darauf herum.

"Ah, hier!" Er drehte das Display so, dass sie es sehen konnte, es war ein Nachrichtenartikel. Unter der Überschrift Kriegsveteran verübt Selbstjustiz, war ein Foto von Frank in orangefarbener Gefängniskleidung abgebildet, wie er gerade abgeführt wurde.

Mit einem Mal lösten sich einige der Fragezeichen in Luft auf, die sich in Albas Kopf zu diesem Mann gebildet hatten. Was Jayden ihr erzählte, erklärte warum Frank sie so gut verarzten konnte und dass er aufgrund seiner Kriegsvergangenheit imstande war derart treffsicher zu schießen.

Wie gebannt von der Information, die auf dem beleuchteten Display zu lesen war, entnahm sie ihrem Freund das Gerät und scrollte selbst durch die unzähligen, weiteren Artikel, Videos und Berichte über Frank Castle, der tatsächlich noch häufiger einfach nur als Punisher betitelt wurde.

"Also zur gleichen Zeit wie ...", doch Alba konnte es einfach nicht aussprechen und war froh, es auch nicht zu müssen, denn Jayden drückte ihr verständnisvoll die Hand und nickte sofort zustimmend.

Als Frank damals begann, seine Familie zu rächen, hatte ihr eigenes Leben eine nicht weniger furchtbare Wendung genommen. Die Leere, die sie seither erfüllte, machte es unmöglich solche Dinge, wie Franks Tragödie, in den Nachrichten wahrzunehmen. Alba lebte in ihrer eigenen persönlichen Hölle und weil Frank Vargas vor wenigen Stunden erschossen hatte, standen die Chancen zu rehabilitieren weiterhin schlecht.