2 Monate später
ALBA
"Guten Morgen, ich bin Erin Donnelly von Channel 7. Ich befinde mich gerade live vor dem New York Supreme Court, um den Prozess von Arthur Henderson und Luis Soriano zu verfolgen, die sich heute vor dem Staate New York in gleich mehreren Anklagepunkten verantworten müssen, nachdem sie vor zwei Monaten aufgrund anonymer Hinweise der Polizei gemeldet wurden.""Sie treten das wirklich breit, oder?", fragte Frank, der gerade mit einem Kaffeebecher in der Hand ins Wohnzimmer kam. Er sah erholt aus, regelrecht frisch.
"Mh-mh", murmelte Alba zustimmend und empfing ihn mit einem Kuss, als er sich über die Lehne der Couch zu ihr runter beugte. Er strich er zärtlich über die Arme, hielt sie fest, als wäre sie das Kostbarste für ihn.
Vorsichtig stellte Alba ihren Becher, der noch fast bis zum Rand mit heißem Tee gefüllt war, vor sich auf den modernen Wohnzimmertisch aus Ahornholz und drehte sich zu Frank, der sich in jenem Moment neben ihr niederließ.
"Sie sollen es breittreten bis jeder Bürger des Landes weiß, was für widerliche Menschen sie sind. Sie sollen hinter Gittern zugrunde gehen, mir egal wie", sagte sie mit fester Stimme. Die Erinnerungen an alles, was sie wegen dieser Männer durchlebt hat, noch sehr präsent.
"Ich bin froh, dass es so gekommen ist", erwiderte Frank und zog sie in seine Arme. Ihre zierliche Gestalt wirkte zwischen seinen Muskeln wie ein zerbrechlicher Zweig. Sie wusste, dass das den Beschützerinstinkt in ihm weckte.
Es war merkwürdig, zu wissen, dass Henderson und Soriano noch lebten. Alba wünschte ihnen so viel Schlimmeres, als nur eine Verurteilung. Doch letztendlich war sie Frank dafür dankbar, dass er sie überzeugen konnte, die Waffe nicht zu benutzen und damit nicht noch tiefer in die Hölle abzusteigen.
Die Stimme im Fernsehen, von Erin Donnelly, rückte immer weiter in den Hintergrund, während Alba sich umsah. Sie liebte das neue Apartment, in welches sie gemeinsam mit Frank gezogen war. Obwohl hier und da noch ein paar Umzugskisten und unaufgebaute Kleinmöbel standen, fühlte es sich schon ziemlich nach einem Zuhause an. Es war verrückt, wie die Umstände die beiden zusammengeführt hatte, dachte sie stumm.
Draußen über New York ging die Sonne auf. Sie gab durch das große Wohnzimmerfenster eine atemberaubende Sicht auf die Stadt frei, an der Alba sich vermutlich niemals sattsehen würde. Es gab nur einen Anblick, der ihr noch besser gefiel, und das war Franks Gesicht. Mittlerweile waren die Blessuren komplett verheilt, was ihn in ihren Augen noch attraktiver machte. Seine kantigen Züge waren die besondersten, die sie je gesehen hatte. Und obwohl er mit seiner Erscheinung die meisten Leute abschreckte, wusste Alba mittlerweile, dass er im inneren einen weichen Kern besaß.
Dass sie das letzte viertel Jahr durchgestanden hatte, verdankte sie allein diesem Mann an ihrer Seite. Niemals hätte Alba geglaubt, neue Hoffnung zu schöpfen und dem Leben eine zweite Chance geben zu können. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, jemandem irgendwann so vertrauen zu können, wie sie Frank vertraute.
Die Vergangenheit schmerzte noch immer, doch es gelang ihr jeden Tag ein bisschen besser, damit abzuschließen. Das bedeutete nicht, dass sie ihre verstorbene Familie nicht mehr liebte oder vermisste, denn das tat sie sehr wohl. Aber mit jeder Minute in Franks Gegenwart, wuchs eine neue Liebe, die Liebe zu ihm.
***
FRANK
Er wusste, dass Alba schon wieder ihren Gedanken nachhing. Das kam noch häufiger vor und gehörte wohl einfach zum Verarbeitungsprozess dazu. In solchen Momenten hielt er sie einfach nur fest und genoss die Nähe. Es gab außerdem schon einige Momente, in denen sie in der Lage war zu lächeln oder gar zu lachen, und diese Augenblicke ließen Franks Herz jedes Mal höher schlagen.
Wenn man ihm vorher gesagt hätte, dass diese Frau, mit ihrer furchtbar traurigen Vergangenheit, einmal der Mittelpunkt seines Lebens sein würde, hätte Frank diesem Jemand vermutlich eine reingehauen. Allerdings war es tatsächlich so gekommen.
In dem Moment, da Alba stark genug gewesen war, die Waffe abzugeben und Henderson nicht aus purer Rache zu erschießen, fällte Frank einen Entschluss: Wenn sie dazu in der Lage war, einen anderen Weg aus der Misere zu nehmen, dann würde er das ebenfalls schaffen.
Er wollte für Alba da sein, jeden einzelnen Tag seines restlichen Lebens. Er wollte, dass sie in Sicherheit und vor allem glücklich war, weshalb der Punisher keinen Platz mehr in seinem und ihrem Leben haben durfte. Und während er sie im Arm hielt, wusste er, dass es die richtige Entscheidung war, die Vergangenheit endlich los zu lassen.
Frank seufzte zufrieden und beugte sich nach vorn, um die Fernbedienung vom Tisch aufzunehmen und den Fernseher auszuschalten, wo die Reporterin noch immer live von vor dem New York Supreme Court berichtete.
Er gab Alba einen Kuss auf die Stirn und fragte: "Bist du bereit? David und Sarah warten sicher schon auf uns."
Freudig lächelte sie ihn an, erhob sich und drehte sich einmal um die eigen Achse, um ihm das hübsche Sommerkleid zu präsentieren, was sie erst neulich zusammen mit Sarah geshoppt hatte. Alba sah wie immer bezaubernd aus und Franks Herz stolperte kurz über den eigenen Rhythmus. Er liebte diese Frau und war dankbar dafür, dank und mit ihr in eine bessere Zukunft blicken zu können.
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soulache | ✓
Hayran KurguLange hat Alba sich vor ihrer Vergangenheit versteckt. Doch ihr Schmerz, und daher auch Wunsch nach Vergeltung, ist zu groß. Als sie zurück nach New York kommt, läuft allerdings erst einmal gar nichts wie geplant. Völlig unvorbereitet läuft sie in e...