FeroxZum ersten Mal seit einem Jahr stört es mich.
Es stört mich, dass ich gefühlt nichts über Cameron weiß, meinen besten Freund.
Aber am meisten stört es mich, dass ich bis heute Morgen nicht gemerkt habe wie schlecht es ihm eigentlich geht.Das ich die Ringe unter seinen Augen nicht bemerkt habe oder diese Trauer, die er noch nie so schlecht versteckt hat wie heute.
Als die Miene meines Stiftes, zum zehnten Mal abricht, schlage ich frustriert auf mein Schreibtisch und zerknülle das Blatt mit meiner scheiß' Rede.Ich lasse mich in die Lehne sinken und schließe erschöpft die Augen.
Diese verdammte, unnötige Rede!
Ich soll übermorgen nämlich live eine Rede im Fernsehen halten, wo ich Raya und Vincent meinen Segen gebe.
Ich glaub' ich muss öffentlich kotzen, wenn ich das durchziehe.
"Zieh' nicht so ein Gesicht, Ferox", grummelt Jack neben mir und dreht sich erschöpft in meine Richtung. Wir sitzen in seinem und Ricks Zimmer und arbeiten eigentlich zusammen an der Rede. Aber irgendwie sind wir beide in unsere eigenen Gedanken abgeschweift.
„So wird das nichts", murmle ich und lasse meine Arme fallen. Zusammen starren wir an die Decke. Es tut irgendwie gut, diese Stille, auch wenn sie nur Schein ist. In unseren Gedanken tobt es wahrscheinlich wie ein Orkan.
„'Rox?", Jackson klingt unsicher, sowieso ist er in letzter Zeit sehr in sich gekehrt. Noch mehr als sonst und das macht mir insgeheim schon die ganze Zeit sorgen, aber ich weiß, dass er sowie meistens immer von selbst ankommt. „Ja?"
„Ist es schlimm anders zu sein?", die präsente Angst in seiner Stimme, treibt mir unvorbereitet Tränen in die Augen. Ich blinzle sie weg und lächle schwach. „Das kommt darauf an was für dich normal und was für dich anders ist."
Er pausiert kurz, nachdem ich das gesagt habe und denkt darüber nach. „Eigentlich sollte mir doch egal sein, ob ich normal bin", meint er schließlich beschämt, weswegen ich mein Kopf zu ihm drehe. „Aber das ist es nicht, oder?"
Jack schüttelt den Kopf und ich schenke ihm ein sanftes Lächeln. „Es fühlt sich richtig an, hab ich recht?" Mein Bruder zieht seine hellen Augenbrauen zusammen. „Was meinst du?"
Ich schaue ihn mahnend an, aber er weicht meinem Blick konsequent aus.Seufzend setze ich mich auf und lege eine Hand auf seine Schulter. Widerwillig sieht er mich jetzt doch an und ich kann das Chaos in den hellblauen Augen förmlich mit anschauen. „Es fühlt sich richtig an, ihn an deiner Seite zu haben, nicht wahr?" , wiederhole ich mich präziser, was seine Unterlippe leicht beben lässt.
Nach einem weiteren Moment nickt er schließlich. Langsam und mit Bedacht. „J-ja,...tut es", spricht Jack es aus, um es selbst auch wirklich zu verstehen. Wir brauchen gar nicht darüber zu reden wer gemeint ist, denn das ist offensichtlich.„Aber ich bin nicht..", er lässt den Satz zittrig im Sande verlaufen, bevor er ihn wieder aufnimmt. „Ich bin nicht....schw-", ich unterbreche ihn, in dem ich eine Hand hebe. „Das hat auch niemand gesagt, du bist du und das ist auch gut so", sage ich mit fester Stimme.
Jack's Mundwinkel zucken leicht und ich betrachte ihn liebevoll. „Du musst dich nicht labeln, Jack", flüstere ich und schließe die Augen, als er mich umarmt. Mein Kinn auf seinem Kopf platziert, genieße ich es meinen Bruder bei mir zu haben.
„Danke, für alles, 'Rox", er sieht mich an und jetzt scheinen seine Augen eher so wie der erste schöne Tag nach einem heftigen Sturm. „Aber vielleicht solltest du deinen Rat mal selbst befolgen."
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Sail Into My Arms
Teen Fiction"Te quiero.." „Je t'aime.." Liebe ist eine Bitch. Davon ist Vincent Oceánt überzeugt. Denn er landet nicht nur gezwungenermaßen auf einem Schiff mitten in Spanien und lernt dort eine ebenso reiche Familie kennen wie seine eigene. Nein, er trifft au...