Chapter Thirty-Six

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Ferox

Die kühle Meerbrise an Deck tanzt mir kühl um die Nase.

Die Sonne ist schon seit Minuten fort und hat nicht nur die Wärme, sondern auch Vincent Océant mit sich genommen. Es lässt mich kalt und einsam zurück. Dieses Gefühl von tiefer Trauer ist so ungewohnt für mich, dass ich mich einfach nur verloren fühle.

Vincent, Vin hat mir so viel gegeben die letzten Monate und hat es mir innerhalb von Minuten wieder gestohlen.

Ich sollte weinen oder schreien, zumindest sollte ich irgendeine Reaktion zeigen. Doch stattdessen stehe ich seit einer Ewigkeit an der Reling und starre betäubt in die frische Nacht.
Es ist als hätte Vincent nicht nur die guten Gefühle mit sich genommen, sondern auch die schlechten.

Denn mit diesem Mann fühle ich alles. Selbst wenn ich ihn hasse, will ich ihn so sehr, dass es wehtut. NUR Vincent Océant kann mich hart werden lassen, während er mir das verdammte Herz rausreißt.

Ich seufze und schließe die Augen.

Das Gefühl von Vincents Puls unter meinen Lippen ist noch viel zu präsent. Allein der Gedanke daran lässt mich schwer ausatmen.Wenn ich mich konzentriere, kann ich auch immer noch den Geruch von Zitrone in der Luft wahrnehmen.

Es tut weh. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass es so weh tuen würde. Das es mich so sehr auseinanderreißt, wenn Vincent sich gegen mich entscheidet.

Ein Muskel in meinem Kiefer zuckt, als ich diese Erkenntnis einsacken lasse.
Ich lache. Es ist hohl und hört sich selbst in meinen Ohren monoton an.

Fuck, er hat sich wirklich gegen mich entschieden.

„Aufgeben steht dir wirklich so gar nicht", ertönt es tief und ruhig hinter mir. Ich verdrehe die Augen, fühle mich aber gleich ein Stück sicherer durch Cameron's Präsenz.
„Ich renne niemandem hinterher", erwidere ich nur knapp. Daraufhin stellt sich mein bester Freund neben mich und mustert mich für meinen Geschmack viel zu ausgiebig. „Das weißt du."

Er macht ein belustigten Laut. „Spar' dir den Mist, Rox", sagt und lehnt sich seitlich an die Reling. „Wenn ich und du eins wissen, dann das Vincent weder ein Niemand, noch ein Irgendjemand ist." Mein Herz meldet sich bei diesen Worten mit voller Wucht zurück als würde es sie bestätigen wollen. Verräter.

„Ändert nichts daran, dass er gehen will, Cam", sage ich bloß und will das ist dieses Gespräch so schnell aufhört wie es begonnen hat. Aber natürlich tut Cameron mir diesen Gefallen nicht. „Finde den Fehler, Ferox." Ich beiße die Zähne zusammen. Der Fehler ist diese komplett beschissene Situation.

„Wenn Vincent geht, dann nicht nur weil er das will", fängt Cameron an und ich schlucke hart, denn ich weiß sofort, was als Nächstes kommt. „Sondern, weil du ihn lässt." Mein bester Freund funkelt mich provokant an und ich hasse ihn manchmal so sehr. „Und was soll ich deiner Meinung nach machen?"

Cameron grinst mich breit an und legt mir enthusiastisch den Arm um die Schultern. „Wie wäre es zuerst, wenn du ihn davon abhältst die Koffer zu packen?" Schlagartig wird mir eiskalt und diese verdammte Angst umklammert mich plötzlich so fest, dass ich einfach stehen bleibe.

„Was?", frage ich tonlos und sehe Cameron starr an. Er verzieht leicht das Gesicht. „Vincent packt seine Koffer." Ich blinzle.
„Jetzt gerade?" Er verstärkt seine Griff um meine Schultern und lächelt mich tröstlich an. „Jetzt gerade."
Anders als erwartet bricht nicht eine Welle von tiefer Trauer über mir herein, sondern auch eine, die in erster Linie von Wut gezeichnet ist.

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