Chapter Eighteen

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Vincent

„Sie müssen ein Moment warten bis sie dran sind", die junge Frau an der Rezeption sieht mich und Lenny entschuldigend an. Ferox ist nicht bei uns, sondern sitzt im Wartebereich. Seit der Fahrt hält er gewissen Abstand zu mir und ehrlich gesagt bin ich froh darüber.

Seine Nähe verwirrt mich. Diese Augen beschlagnahmen mich, wenn ich nur für ein Moment in sie schaue. Und über seine Berührungen will ich überhaupt nicht sprechen. Das Verlangen, dass mir im Auto durch die Adern pulsiert ist, hat mir schon Angst gemacht. Er hat schließlich nur meine Hand berührt.

Und trotzdem konnte ich fast nicht mehr klar denken.

„Kein Problem", ich lächle verbissen, während ich nur mit Mühe meine Gedanken verdränge. Dieser verdammte Tornado in meinem Kopf lässt mich auch einfach nicht in Ruhe. Die Hoffnung, dass dieser sich beruhigt, wenn ich Abstand von Ferox und Roxy nehme, ist spätestens in dem Moment, als Ferox vor mir stand, gestorben.

Dieser konstante Drang ihn auf irgendeine Weise zu berühren, ist nicht nur unglaublich nervig, nein, auch sehr schwer zu bekämpfen. Noch nie musste ich mich so anstrengen meinen Instinkten nicht zu folgen. Und nicht nur Ferox, auch Roxy lässt mir keine freie Pause zum atmen. Jede meiner Social-Media-Seiten ist voll mit ihm und selbst, wenn ich nur eins seiner Lieder höre, juckt es mich in den Fingerspitzen ihm zu schreiben. Es ist zum verrückt werden.

Meine Gedanken werden glücklicherweise unterbrochen, wer weiß sonst hätte ich vielleicht noch das gesamte Krankenhaus zusammen geschrien. Aber vielleicht wären wir dann wenigstens, früher dran gekommen.

Überrascht sehe ich Lenny an, als er mir ein Kuss auf die Nase gibt. Aber bevor ich reagieren kann gibt er mir noch einen auf die Stirn und auf die Wange bis er mich schließlich angrinst. „Wofür waren die denn?", frage ich überrumpelt. „Du hast Ferox gesagt, er soll mir ein Kuss von dir geben."

„Ja, und?", hake ich nach, da ich den Zusammenhang nicht verstehe. „Und ich gebe dir Küsse von Ferox, weil er es nicht darf." Lenny sieht mich so ehrlich an, dass ich schlucken muss. „Hat er dir das so gesagt?", das meine Stimme zwischendrin bricht, nehme ich nur nebenbei war. So schnell und laut wie mein Herz in meiner Brust hämmert, bin ich ernsthaft überrascht, dass ich nicht kollabiere.

Für ein Moment dreht Lenny sich zu Ferox, bevor er mich mit schief gelegtem Kopf wieder ansieht und langsam nickt. Ich schließe meine Augen so feste, dass es weh tut und versuche so gut es geht mein Atem unter Kontrolle zu bekommen. Meine Hände die an Lenny's Rücken liegen, fangen an zu zittern.

Irgendwie war ich so beschäftigt mit den Gefühlen für Ferox und Roxy, dass ich überhaupt nicht in Erwägung gezogen habe, das sie auf Gegenseitig beruhen könnten. Allein diese Möglichkeit verändert alles. Sie hebt all' meine Erwartung aus den Angeln und macht den Fakt, dass ich verliebt bin so viel realer.

So viel schmerzhafter.

Einseitiges Verliebtsein ist schon schlimm genug, vor allem in zwei Personen. Aber, wenn dieses Gefühl auch noch von beiden erwidert wird, bricht es einem gleich zweimal das Herz, da man trotzdem keinen von beiden haben kann. Denn das Roxy etwas für mich empfindet, ist mir Sauna erst richtig bewusst geworden.

Es wäre okay, wenn diese Hochzeit nur mich verletzten würde, aber das ich gleich zwei Menschen damit wehtue, ist einfach unfair. Und zum ersten Mal kommt mir ein verlockender, aber wahnsinnig egoistischer Gedanke. Zum ersten Mal sehe ich es als eine Option einfach wegzulaufen.

All' diese Scheiße hinter mir zulassen und einfach zu leben. Das zu machen, wozu ich nie die Chance hatte. Und doch weiß ich das ich das nicht machen kann. Denn egal wofür ich mich entscheide, es wird immer irgendjemanden, den ich liebe, verletzen.

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