Chapter Twenty-Seven

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Ferox

"Können wir los?", fragt Vincent mich und fährt sich noch ein letztes Mal durch die Haare. Ich sehe ihn durch die Reflexion im Spiegel an und schmunzele amüsiert. Bevor ich mich zu ihm umdrehe, schnappe ich mir noch eine Krawatte aus der Kommode."Moment", erwidere ich und gehe auf den Rothaarigen zu. "Du hast was vergessen." Ich lege ihm die Krawatte um den Hals und ziehe ihn an mich. Lächelnd küsse ich ihn, wobei ich das Stoffstück zubinde.

Vin seufzt gegen meine Lippen. "Du bist süß", murmelt er und streift sein Mund noch einmal mit meinem, bevor er sich wieder löst. Ich runzle die Stirn. "Wir haben uns doch schon geeinigt, Oceánt. Du bist süß, nicht ich."
Vincent sieht mich empört an. "Mag sein. Aber du bist es, der die ganze Zeit so zärtlich ist." Ich beuge mich darauf zu seinem Ohr und greife dabei nach der Türklinke unseres Zimmers. "Und du liebst es", hauche ich. Vincent hält die Luft für ein Moment an und ich genieße seine offensichtliche Reaktion auf mich in vollen Zügen.

Als ich ihn schließlich aus dem Zimmer ziehe, murmelt er nur. "Sehr. Ich liebe es verdammt sehr." Das dunkle Glitzern seiner Augen, drängt mich beinahe dazu ihm die Kleidung vom Leib zu reißen. Und das obwohl ich genau das vor weniger als drei Stunden bereits getan habe.

Allerdings habe ich schon gelernt, dass es vermutlich nicht reichen wird. Mit Vincent reicht es eben nie. Von ihm kann man nämlich nicht genug haben. Allein der Gedanke lässt mich lächeln. Obwohl ich ziemlich Angst vor der Probe habe. Meine Mum verbringt zwar nicht viel Zeit mit mir, aber sie kennt mich trotzdem schon mein ganzes Leben. Die Chance, dass sie mein Geheimnis herausfindet ist demnach höher als mir lieb ist.

„Sie sind auf unserer Seite", versucht Vincent mich zu beruhigen, als scheint er meine Ängste zu spüren. „Angeblich." Seinen Optimismus kann ich trotzdem nicht teilen. Zart streifen seine Fingerspitzen meine Handfläche. „Vertrau mir", flüstert er. „Die beiden haben sich geändert." Ich kann hören wie sehr Vincent sich wünscht recht zu behalten und ich bin einfach nicht in der Lage diese Hoffnung in ihm anzuzweifeln.

Stattdessen greife ich nach seiner Hand und hauche einen flüchtigen Kuss darauf. Er antwortet mit einem liebevollen Lächeln, als wir vor Cameron's Zimmer zum stehen kommen. Ohne zu klopfen, was ein deutlicher Fehler ist, öffnen wir die Zimmertür. Stück für Stück entblößt sich ein Bild, was sich nun für immer in mein Hirn gebrannt hat. Nämlich Cameron über Charlie gebeugt, beide komplett nackt.

Vincent kann sich trotz der seltsamen Situation, ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. Ich allerdings bin erstarrt. „Bitte, lass' das hier ein schlechter Traum sein." Bei jeden anderen Personen wären unsere Reaktionen andersherum. Aber bei Cameron ist es was anderes. In den letzten anderthalb Jahren ist es mir gut gelungen seinen Liebschaften aus dem Weg zu gehen. Denn genau diesen Anblick wollte ich mir ersparen. Ich liebe Cameron, keine Frage. Aber eben wie einen Bruder. Und niemand will seinen Bruder im Bett erwischen.

„Seit dem wir zusammen sind, haben wir noch nicht wieder miteinander geschlafen", äfft Vincent Charlie jetzt nach, was die beiden endlich auf uns aufmerksam werden lässt. Doch anstatt einer angemessenen Reaktion, wie zum Beispiel vor Peinlichkeit im Erdboden zu versinken, tuen sie eher das Gegenteil. „Bis eben war es keine Lüge", erwidert der kleine Blondhaarige nämlich nur. Dann sammeln die beiden, wohlgemerkt immer noch nackt, ihre Klamotten vom Boden auf und ziehen sich seelenruhig an.

„Unangenehm ist auch aus eurem Wortschatz gestrichen, was?", presse ich hervor, was sowohl meinen besten Freund als auch Charlie ein Grinsen entlockt. Sie schnappen sich ihre Handys und schlendern letztendlich auf uns zu. „Du hast eine ziemlich große Klappe, Espinosa", Cameron's Augen glitzern gefährlich. „Für jemanden, der mindestens genauso durch gevögelt wurde wie Charlie." Vincent, der die Situationen definitiv besser verkraftet als ich, fängt an zu lachen. Das wandelt sich auf mysteriöse Weise allerdings in Husten, als meine dunklen Augen auf seine treffen.

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