Chapter Twenty-Two

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Cameron

In dem Moment, wo Ferox aus dem Nichts angefangen hat zu weinen, drängt sich alles, besonders unserer Streit in den Hintergrund. Am schlimmsten daran ist aber, dass er es nicht mal bemerkt hat und das er einfach nicht aufhören kann. Man sieht nämlich wie sehr er es versucht hat. Und dieser Anblick hat eine langsam heilende Wunde meinerseits erbarmungslos wieder aufgerissen.

Doch anstatt meinem Schützling, meinem besten Freund zu helfen, bin ich wie gelähmt. Wie ein stiller Zuschauer, betrachte ich nur das Geschehen um mich, aber bin dabei vollkommen reglos und das in jeder Hinsicht. Denn auch meine Gedanken stehen still. Jedenfalls bis zu dem Moment, wo Erinnerungen auf mich einstürmen und mich wieder mal lebendig begraben.

Insgeheim wusste ich schon vom ersten Augenblick an, wo Ferox und ich uns zum ersten Mal begegnet sind, dass dieser Tag mal kommen wird. Der Tag an dem ich alle Karten auf den Tisch lege, weil ich an einem Punkt angekommen bin, wo es nicht mehr anders geht. Heute Morgen dachte ich, ich hätte noch ein bisschen Zeit. Aber diese Situation ändert einiges. Jetzt ist dieser eine Moment und es fühlt sich seltsam....gut an.

Der Gedanke daran gleich vollkommen offen zu sein, erschreckt mich nicht ansatzweise so sehr wie ich dachte. Gerade das macht mir allerdings auch Angst. Ich habe noch nie über diese Vergangenheit mir irgendjemandem geredet, also ist das vollkommenes Neuland für mich. Wenn es nach meinen ‚Berechnungen' gegangen wäre, würde ich dieses Land auch noch lange nicht betreten. Besonders gnädig ist das Leben mir gegenüber aber noch nie gewesen, also von daher sollte es mich nicht sonderlich wundern.

Erst als Marc aufsteht, um Ferox zu folgen, der aufsteht und hinterm Café verschwindet, erwache ich aus meiner kurzzeitigen Starre. Jackson und Raya sehen ihrem Bruder besorgt hinterher, eine Sorge, die ich nur zu gut teilen kann. Ferox ist nämlich nicht nur mein bester Freund. Ohne ihn wüsste ich nicht, wo ich jetzt wäre. Er hat mich gerettet, egal wie sehr er es abstreitet. Denn ich bezweifle, dass es mir ohne ihn besser ergangen wäre. Außerdem habe ich durch ihn auch Charlie kennengelernt.

Den Jungen, der mir als wäre es ein Kinderspiel in mein Herz geschlichen ist und einfach nicht mehr verschwinden will.

Ich wende mich Lauren zu, die mich schon eine Weile beobachtet und sich jetzt räuspert. "Geht es dir gut?", ihr Blick ist undurchdringlich, aber wirkt ehrlich. Ich presse die Lippen leicht zusammen und atme tief durch. "Nein, aber das ist okay, denn es ist meine Schuld", schmunzle ich schwach. "Ich bin eben so dämlich und breche mir selbst das Herz."

"Du bist wie es aussieht nicht alleine. Vincent und Ferox sind ebenfalls auf einem guten Weg sich das Herz zu brechen und sie haben nicht mal miteinander gesprochen." Ich lasse die Worte für ein Moment einsinken, dann lächle ich unbeholfen. "Sag mir eine schlaue Art sich das Herz zu brechen, es ist doch immer dämlich."

"Ja, und Ferox ist dafür wirklich das perfekte Beispiel", seufzt Marc, der wieder an unseren Tisch tritt. Ich runzle die Stirn. Dann richte ich mich ohne lange zu warten auf. Gleichzeitig mit Raya und Jackson, die wohl ebenfalls nach ihrem Bruder sehen wollen.

Doch ich sehe sie bittend an. "Lasst mich mit ihm reden", sage ich. "Bestellt mir lieber Cocktails." Raya hebt eine Braue. "Warum das?" "Weil ich sie nachdem, was ich jetzt mache brauchen werde." Ich straffe die Schultern und ermutige mich innerlich für mein Vorhaben.

Raya und Jack sehen mich erst ein wenig überrascht an, bevor sie ein wissenden Blick miteinander wechseln. "Wird erledigt", versichert sie mir und zieht mich unerwartet in ihre Arme. "Mach dir nicht so viele Gedanken, Cam."

"Ja, du hast recht", murmle ich und drücke ihr ein kleinen Kuss auf die Wange, bevor ich mich aus der Umarmung löse. Für mich war die Geste brüderlich, aber der Kellner, der Raya wohl einfach nicht aus den Augen lassen kann, scheint das wohl anders zusehen. Schmunzelnd gehe ich in die Richtung, wo Ferox verschwunden ist. Dabei gehe ich an dem jungen Mann vorbei, der mir ein nicht ganz so subtilen Blick schenkt.

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