Chapter Thirty-Five

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Vincent

"Vince, halt verdammt noch mal still", motzt mein Bruder mich an. Ich seufze und zwinge mich dazu mein Bein still zu halten.
Aber die Nervosität pumpt sich durch mein Körper und es fühlt sich beinahe so an als würde ich gleich ein Interview geben. Dabei haben wir nur ein Abendessen mit unserem Dad.
Die Betonung liegt auf nur.
Rick und ich befinden uns dabei auf neuem Terrain, einfach weil dieses Essen sich von den anderen, in der Vergangenheit, unterscheidet.

Denn er will mit uns reden.

Und Dad möchte nie reden. Nicht, wenn die Chance auf eine Konfrontation besteht.

"Vincent!", zischt mein Bruder nochmal und ich merke, dass mein Bein wieder anfängt zu wippen.
Ich beiße die Zähne zusammen.
"Rick, halt die Klappe und guck' nicht hin, wenn es dich stört!"

Meine Worte sind scharf und seine Augen werden groß. Reue bahnt sich den Weg zu meinem Herzen.
"Sorry", murmle ich schnell. "Aber ich kann nicht anders."

Mit jeder Minute, die verstreicht, desto näher kommt das Restaurant, in das uns Dad eingeladen hat.
Es hat keine fünfsterne Bewertung, aber das Essen ist genau nach unserem Geschmack. Ein Detail, dass mich ein wenig ruhiger stellt. Weil ich weiß, dass dieses Mal kein Hintergedanke besteht.

"Worüber glaubst du will er sprechen?", fragt Rick leise und stupst mich versöhnlich an.
Ich lehne mich leicht zu ihm rüber, da ich aus dem Augenwinkel sehen kann, wie unser Taxifahrer uns neugierig mustert.
Wir hätten auch einen Angestellten fragen können, aber dadurch hätten wir nur noch mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Mit einem gewöhnlichem Taxi haben wir zumindest die Chance unerkannt zu bleiben.

"Vielleicht wie es jetzt weitergeht. Oder wie das mit dem Prozess abläuft, besonders auch wegen dem Haus und wegen dir", erwidere ich leise, wobei sich meine Gedanken überschlagen.
Rick schluckt und ich weiß, dass er an Jackson denkt.
Das, was kommt wird schwer werden. Aber die beiden sind so ineinander verliebt, da mache ich mir keine Sorgen.

Noch bevor der Taxifahrer sagt, dass wir angekommen sind, erkenne ich das Restaurant auf der rechten Straße wieder. Über dem Eingang leuchten uns die goldenen Buchstaben 'This is Thai' entgegen.

"Bereit?", frage ich, doch Rick rollt nur die Augen. Er öffnet die Tür auf seiner Seite und steigt aus, nur um nochmal den Kopf ins Auto reinzustecken.
"Dramatisch sein ist mein Hobby. Such' dir ein eigenes."
Er grinst mich verschmitzt an und das freche Funkeln in seinen Augen, lässt mich meine Gedankenspirale kurz vergessen.

Schmunzelnd drücke ich dem Taxifahrer ein paar Scheine in die Hand und nicke ihm höflich zu.
Er erwidert die Geste und ich steige aus, damit er weiterfahren kann.

Gemeinsam stehen Rick und ich vor dem Restaurant und lassen unseren Blick über die steinerne Fassade wandern.
Ich atme tief ein, dann hake ich mich bei ihm unter.
Er wirft mir ein Seitenblick zu, schweigt jedoch.

"Nur ein Essen", murmle ich leise, also wir durch die Tür gehen und am Empfang stehen bleiben, damit wir an unseren Tisch geführt werden. Die junge Frau sieht von ihrer Liste auf und weitet die Augen, nur um um sich blitzschnell aufzurichten.
Ich kann spüre wie Rick sich anspannt, doch ich lasse mir nichts anmerken.

Vincent Oceánt. Ich bin Vincent Oceánt.

Manchmal darf ich das nicht vergessen.

"Guten Tag. Wir haben einen Tisch reserviert", sage ich und schenke ihr ein verhaltenes, aber recht kühles Lächeln.
Sie sieht uns abwechselnd an und Überforderung steht ihr mit leuchtendem Textmarker auf die Stirn geschrieben.
Ich hebe eine Braue, eine Geste, die ich zwar überheblich finde, aber Menschen oft aus ihrer Schockstarre reißt.

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