Chapter Twenty

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Vincent

"Ich bin immer noch überrascht das du hier arbeitest", murmelt Sylvester, der Eigentümer von Sylvester's Palace. "Aber ich will mich nicht beschweren."

Ich seufze. Zwar will ich den Job behalten, aber Sylvester ist definitiv gewöhnungsbedürftig und ich bin gerade wirklich nicht in der Lage nett zu sein. Dafür ist mein Leben mir gerade echt viel zu kompliziert. Aber das interessiert manche hier echt wenig, sie zwingen dich förmlich nett zu sein. Du kannst gar nicht anders.

"Mhm", summe ich nur abwesend, während ich die Gläser an der Bar abtrockne und zurück ins Regal stelle. Vorgestern nach dem wir aus dem Naturkunde-Museum zurückkommen sind, habe ich kurzerhand entschlossen ein Job zu suchen. Ein bisschen Erfahrung und vor allem Ablenkung kann gerade wirklich nicht schaden.

Seitdem arbeite ich als Barkeeper hier im Palace und es macht mir mehr Spaß als ich dachte. Irgendwie fühle ich mich dadurch gewöhnlicher, weniger berühmt. Außerdem gibts hier echt coole Leute, die ich mehr oder weniger verstehe. Sagen wir's mal so, sie sind offener und ihnen ist nur weniges peinlich. Aber vor allem flirten alle, die hier arbeiten, wirklich alle. Es ist als können sie es einfach nicht lassen.

Allerdings macht es die Arbeit auch unheimlich lustig.

„Hey, Schönheit", Tate grinst mich an, während Sylvester zu einem Bekannten verschwindet, den er entdeckt hat. Ich hebe eine Braue und begebe mich zu ihm an die Theke, nachdem ich das letzte Glas weggestellt habe. Der junge Mann ist mit Abstand einer der Schlimmsten, was das flirten angeht. „Hey, Tate", ich lächle kopfschüttelnd. „Was darf es sein?" Er scheint ein Moment zu überlegen, dann beugt er sich zu mir hin. „Wie wärs mit einem Glas von dir?"

Ich rolle die Augen und schnipse ihm schmunzelnd gegen die Stirn. „Du bist ein Spinner. Ich mach dir ein ‚Sex on the Beach'." Ich beginne vor ihm mit den Getränken zu hantieren. „Also dafür stehe ich auch offen", Tate zwinkert mir zu und dieses Mal lehne ich mich zu ihm. Unsere sind uns so nah, dass ich feine Sommersprossen auf seiner Nase erkennen kann. „Sorry, gerade nicht in der Stimmung." Ich stelle ihm sein Getränk vor die Nase.

„Jaja, du bist verlobt und so, ich weiß", murmelt er, bevor er den Glasstrohhalm zwischen die Lippen nimmt. Wenn es doch nur das wäre. Aber nein, da sind Ferox und Roxy, unsere Eltern und ich habe kein Plan, wie ich auf all' das reagieren soll. Deswegen habe ich mehr oder weniger eine Funkstille gestartet. Was bedeutet, dass ich seit Vorgestern mit keinem mehr gesprochen habe.

Seine dunklen Augen betrachten mich fast schon panisch, während ich mit einer seltsamen Ruhe sein Gesicht betrachte. Meine Finger umfassen immer noch sein wunderschönes Gesicht. Das Gesicht, was mich für Wochen, beinahe ein Monat belogen hat. Trotzdem kann ich mich nicht bewegen, sondern bin verloren in dem flüssigen Gold seiner Augen.

Diese Erleichterung, die all' meine Sinne beansprucht tut fast schon weh. Sie ist zart wie Flügel, die über meine Haut gleiten und doch bohrt sie sich wie erbarmungslose Krallen in mein Fleisch. Zeigt mir wie sehr ich mich in einer Person getäuscht habe. Eine Person, die nicht nur eine ist, sondern gleich zwei in die ich verliebt bin.

Es lässt mein Herz doppelt so schnell schlagen und erzeugt eine Überforderung, der ich nicht gewachsen bin. Ich kann mich ihr nur hingeben. Und das tue ich. Ich gebe mich ihr hin und ich gebe mich ihm hin.

Meine Lippen finden Ferox'. Ich küsse ihn bedacht, aber mit einem Gefühl, dass die Tiefen in mir beben lässt. Ich bade darin, lasse mich davon tragen und vertiefe den Kuss. Ferox' süßer Geschmack ziert meine Lippen, als seine Zunge über sie gleitet. Doch mit ihr kommt ein bitterer Geschmack, der alles wieder hochkommen lässt.

Sail Into My Arms Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt