Cameron
Skeptisch beobachte ich wie mein bester Freund den deutlich verwirrten Vincent stehen lässt und mir nach draußen folgt.
Ich schaue ihn auffordernd an, doch er weicht meinem Blick konsequent aus. "Hey, Kumpel?" Er sieht mich ziemlich erledigt an, weshalb mein Blick weicher wird. "Ruh' dich erstmal aus, okay? Aber wir sprechen trotzdem noch hier drüber. Schließlich bin ich für dein Schutz verantwortlich und das nicht nur, weil ich dein Bodyguard bin."
Rox legt mir dankend seine Hand auf die Schulter. "Weiß ich doch", meint er und seine Augen erhellen sich. "Du weißt, wo du mich findest?"
Ich ziehe eine Braue hoch, auch wenn Ferox das, wegen der Maske, nicht sehen kann. "Natürlich, ist ja nicht so als ob du irgendwo anders hingehen dürftest ohne mich außer in dein Zimmer."
"Ach, was würde ich nur ohne dich machen, Liebling", lacht Rox und ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen, allerdings schwindet es wieder ganz schnell, als sein Blick ernst wird.
"Ich meine das ernst, Cam. Ich habe echt keine Ahnung, was ich ohne dich machen würde", flüstert er und sieht mich mit diesem Hundeblick an.
"Nur damit du es weißt. Ich vertraue dir zu einhundert Prozent und nichts wird das so schnell ändern, okay?", mein bester Freund sieht mich eindringlich ein und ich verstehe.
Ihm ist wohl klar, dass ich Dinge weiß, die er nicht weiß. Dinge die ich ihm aufgrund von Befehlen nicht verraten darf. Dinge die das Potenzial haben ihn zu brechen. „Da bin ich mir nicht so sicher, Rox", zweifle ich und in seinen Augen flackert Unsicherheit. „Das hier ist anders. Schlimmer als alles was deine Eltern je von euch verlangt haben. Und ich kann nichts dagegen tuen."
„Cam, nichts was meine Eltern in Zukunft tuen werden, kann mich noch wirklich schockieren" „Aber es kann dich verletzten und das wird es." Schluckend betrachtet mein bester Freund mich und ich erwidere sein Blick vorsichtig.
„Wenn du das sagst, dann wird es wohl so sein", meint er felsenfest und packt meine Schulter kräftiger. „Aber sie werden nicht ändern das du im Gegensatz zu ihnen meine Familie bist."
Wir sehen uns noch ein Moment in die Augen bis wir beide in Gelächter ausbrechen.Verlegen kratzt Rox sich am Kopf wobei seine Maske ein Stück verrutscht. „Das ist schon sehr kitschig, sogar für ein Romantiker wie dich", grinse ich, was er mit den Augen rollend erwidert. „Egal wie kitschig es klingen mag, ich meine jedes Wort ernst."
Zuneigung überkommt mich und ich drücke dankbar Rox' Hand. Er weiß ganz genau wie viel er mir bedeutet, schließlich habe ich keine Familie, außer ihn und seine Geschwister.
„Bis später, Cam", er zwinkert mir noch einmal zu bevor er hinter der nächsten Ecke verschwindet. Ich fahre mir seufzend durch die schwarzen Haare, bevor ich in Richtung eines Clubs gehe. „Sylvester's Palace" heißt er und zufällig kenne ich den Besitzer recht gut.
Ich betrete den Club ohne mich anzustellen oder den Ausweis zu zeigen, da die Türsteher mich sowieso alle kennen. Ich lasse meinem Blick für ein Moment durch die nebligen Räumlichkeiten wandern. Billiges Parfüm gemischt mit Schweiß wabert in der Luft und hinterlässt ein beißenden Geruch.
Die Nase rümpfend ziele ich den privaten Bereich an und ziehe meine Karte durch den Scanner. Als ich die Tür hinter mir schließe tritt die Musik in den Hintergrund und einigermaßen frische Luft erfüllt meine Lungen.
Das Licht über mir flackert schwach, aber ich konzentriere mich stattdessen auf die laute Stimme, die mehr als sauer klingt. Ganz klar, Sylvester! Ich folge den Stimmen bis zu den Proberäumen und linse durch eine der Türen.
„Tate, wenn du jetzt nicht an dein Handy gehst, dann schwöre ich dir bringe ich dich eigenhändig um!", knurrt der Clubbesitzer in den Lautsprecher und legt anschließend fast schon brutal auf. Er schaut auf, als ich die Tür komplett öffne und ein schwaches Lächeln bildet sich auf sein Lippen.
„Cam, hey!", begrüßt Syl mich überfreundlich und legt mir ein Arm um die Schultern. „Ich weiß du hast diesen Job gekündigt, aber vielleicht könntest du ja doch für Tate einspringen."
Sylvester verzieht flehend seine gepiercte Lippe zu einem Schmollmund.„Sorry, Bro, aber du weißt ich mach das nicht mehr", ich klopfe ihm entschuldigend auf die Schulter. Vollkommen dramatisch fällt mein damaliger Chef auf die Knie und hält sich die Hand auf die Brust.
„Ach, was ein Herzschmerz. Deine Ablehnung, Cameron, hat dein Liebsten zutiefst getroffen." Ich lehne mich auf den Tisch neben mir und hebe zweifelnd eine Braue. „Du brauchst gar nicht so ernst zu schauen, Syl. Du weißt sehr gut warum ich das mit uns beendet habe."
Stöhnend erhebt sich der Braunhaarige wieder und schüttelt mit dem Kopf. „Jaja du bist einfach kein Typ für diese Art von Beziehung", sagt er und ich nicke. "Ganz genau."
"Aber um zu deinem Problem zurück kommen, ich glaube ich hätte da eine Lösung für dich", Syl's Gesicht leuchtet auf.
Ich schenke ihm ein charmantes Lächeln. "Bin gleich zurück!" Ich verschwinde ohne auf eine Antwort zu warten durch die Tür und mache mich auf den Weg in eine Etage weiter unten.
Ich wandere durch enge Flure und halte dann vor einer billigen aussehenden Tür. Doch egal wie hässlich diese Tür ist, ich muss jedes Mal Lächeln, wenn ich davor stehe.
Ich klopfe ein paar Mal versetzt an, weswegen sofort die Tür aufliegt. Ein etwas kleinerer Typ steht vor mir und scannt mich mit seinen dunkelblauen Augen. Im Hintergrund sitzen ein paar Jungs, die sich ein bisschen was reinziehen.
Ohne irgendwas zusagen betrete ich die Wohnung und beuge mich ein Stück zu Charlie herunter. "Hey, ich muss kurz mit dir sprechen, können wir irgendwohin, wo es stiller ist?"
Er streicht sich ein paar Haare aus dem Gesicht und zieht skeptisch eine Braue hoch. Trotzdem ruft Charlie seim Kumpels etwas zu und verschwindet dann mit mir in sein Zimmer.
Als ich die Tür geschlossen habe, lehnt sich Charlie dagegen und blickt mich auffordernd an. "Wozu brauchst du mich jetzt wieder, Cam?"
"Wir brauchen dich im Palace, Charlie. Ich weiß du bist raus aus dem Geschäft, aber du weißt genauso gut wie ich, dass du die Kohle gut gebrauchen könntest."
Die Miene des Blonden verdunkelt sich. Aber er brauch gar nichts sagen, ich weiß selbst wie sehr das unter der Gürtellinie liegt, seinen finanziellen Zustand zu meinem Vorteil zunutzen.
Wortlos geht er zu einem der Schränke und holt sich ein Glas heraus. Er schenkt sich Bourbon ein, welchen er in einem Zug austrinkt.
"Das war ein ganz mieser Zug, Cameron", seine heisere Stimme jagt mir Schauer über den Rücken."Ich weiß", ich stelle mich genau hinter den Kleineren und fahre langsam durch seine Haare. Egal, wie oft er sagt, dass es ihn absolut nervt, sehe ich ihm an wie sehr er es eigentlich liebt.
Ich senke mein Kopf noch ein Stück, sodass meine Lippen an seinem Hals liegen. "Wenn du's machst, tanze ich die Choreographie mit dir. Du bist der einzige mit dem ich das machen würde."
Charlie dreht sein Kopf zu mir, wobei er ein Schritt nach hinten stolpert. Automatisch fasse ich seine Taille, um ihm Halt zugeben.
Unsere Gesichter sind einander jetzt umso näher. Er grinst an meinem Mund und sagt." Ich glaube ich weiß, was ich haben will, wenn ich wirklich heute mit dir die Stripeinlage durchziehe."
Ich lecke mir wissend über die Lippe.
"Wäre nicht das erste Mal", erwidere ich mit einem Schmunzeln.Ich habe keinen blassen Schimmer, wie das zwischen uns zustande gekommen ist, aber seit dem wir uns das erste Mal gesehen haben, landen wir immer wieder im Bett.
Charlie grinst mich jetzt noch breiter an, als hätte er meine Gedanken gelesen.
"Na, dann strippen wir wohl jetzt", er drückt mir ein kleinen Kuss auf die Lippen, den man schon fast als zärtlich beschreiben konnte.
Allerdings kann ich das gierige Feuer in Charlie's Augen sehen. Und ich spüre es auch.
Ob ich das heute Abend noch bereuen werde? Vermutlich, aber darauf verzichten werde ich niemals.
Wow, und ich dachte Ferox wäre abgefuckt.
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Sail Into My Arms
Teen Fiction"Te quiero.." „Je t'aime.." Liebe ist eine Bitch. Davon ist Vincent Oceánt überzeugt. Denn er landet nicht nur gezwungenermaßen auf einem Schiff mitten in Spanien und lernt dort eine ebenso reiche Familie kennen wie seine eigene. Nein, er trifft au...