Kapitel 42 - Rhaena Stark

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Ich stand mit Tarys neben meiner Tante Daenerys und Drogon, gemeinsam sahen wir auf Winterfell hinab.
„Lange wird es nicht mehr dauern, dann ist er hier. Seit ihr dazu wirklich bereit, gegen euer Kind zu kämpfen, Tante?" fragte ich sie, meine Tante sah mich ernst an.
„Dieser Drache ist nicht mehr Viserion, eines meiner Kinder, dieser Drache ist ein Diener des Nachtkönigs und der Nachtkönig wird dafür bezahlen, dass er Viserion getötet hat. Und wenn ich gegen den Drachen kämpfen muss, um den Nachtkönig zu töten, dann muss ich es tun", antwortete sie mir, ich sah von ihr zu Drogon.
„Ich hoffe, dass Drogon und Rhaegal auch dazu bereit sind, gegen ihren ehemaligen Bruder zu kämpfen."
Daenerys sah ebenfalls zu den rot schwarzen Drachen und strich ihn über die Schnauze.
„Er wird es schaffen, genauso wie Rhaegal es schaffen wird. Jon hat euren Plan, dass er auf Bran aufpassen soll, gut aufgefasst, was man von eurem Mann nicht behaupten kann, was den kompletten Plan betraf. Ihr habt mit ihm das wegen der Gruft, nicht besprochen gehabt, liege ich da richtig?"

Ich hatte Richtung Winterfell geschaut, als Daenerys Jon und Robb erwähnte, wandte mich dann aber wieder ihr zu.
„Ihr liegt richtig, ich habe es mit Robb nicht besprochen, weil er zu diesem Zeitpunkt nicht mit sich hat reden lassen, er hätte dem nie zugestimmt. Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die andere verletzen können, aber für alle anderen von Vorteil sein können." erklärte ich und sah wieder Richtung Winterfell. Wenn diese Schlacht vorbei ist, würde ich das Gespräch mit Jon fortsetzen, ich musste wissen, wie er wirklich zu Daenerys stand.
„Ihr sprecht wie eine Königin. Es ist seltsam, wir beide sind ohne jegliche großen Besitztümer aufgewachsen, waren in meinem Fall sogar auf der Flucht und jetzt, sieht uns an, beide sind wir Königinnen. Ihr herrscht über den Norden und ich werde, sobald das hier vorbei ist und die Löwin gefallen ist, über die anderen sechs Königreiche herrschen."

Ich sah meiner Tante in die Augen.
„Und wie werdet ihr herrschen, mit Feuer und Blut? Oder mit Bedacht, und auf euer Volk eingehend, mit gegenseitigem Respekt? Wollt ihr, dass euer Volk euch liebt, oder wollt ihr, dass es euch fürchtet? Das letzte hatte Westeros schon zu oft gehabt, sie brauchen wieder einen Herrscher, der sie nicht beherrschen und sich alles nehmen will." sagte ich so, wie ich es meinte.

„Ihr meint meinen Vater, euren Großvater. Ich bin nicht mein Vater, ich bin auch nicht wie mein Bruder Viserys. Sie hatten die falschen Ansichten, was das Herrschen betrifft. Ja, ich habe in Meereen einige Fehler begangen. So geherrscht wie mein Bruder es getan hätte, weil ich es für das richtige hielt. Doch ich hatte mich geirrt, es war ein Fehler. Ich will diesen Fehler hier nicht erneut machen, ich will es hier anders machen, richtig machen. So wie du Rhaena und so wie Rhaegar geherrscht hätte, dein Vater." antwortete sie auf meine Frage hin, erneut kam das Bild in meinen Erinnerungen hoch, welches ich zuletzt im Feuer gesehen hatte. Ob meine Tante wirklich herrschen würde, so wie sie wollte, würden wir erst nach dieser Schlacht sehen. Und auch, ob das geschehen wird, was ich noch gesehen hatte.

Plötzlich erfasste uns ein eisiger Wind, wir sahen beide in die Richtung aus dieser der Wind herkam.
„Ser Davos gibt uns ein Zeichen, wenn wir den Graben anzünden sollen."
Wandte ich mich an Daenerys, als wir beide auf unsere Drachen geklettert waren, sie nickte mir zu.
„Ist gut, Vorrang hat im ersten Moment aber der Nachtkönig, wenn er vernichtet ist, dann ist diese Schlacht zu Ende. Passt auf euch und auf Tarys auf."
„Das werde ich, ihr aber auf euch auch, auf euch und Drogon."
Jetzt nickte Daenerys und im nächsten Moment nahmen Drogon und Tarys Anlauf und erhoben sich nach wenigen Flügelschlägen in die Luft. Wir flogen eine Runde über Winterfell, ich blickte nach unten und erkannte beim Götterhain Jon auf Rhaegal, der Drache brüllte, und Drogon wie Tarys gaben Antwort. Ich verstand sie nicht, doch war auf das Brüllen auch ein Heulen zu hören. Die Drachen und Schattenwölfe wünschten sich untereinander viel Glück und jeder sollte auf sich aufpassen, so verstand ich es. Tarys flog über den Burghof und über das Tor, ich sah Robb mit den Unbefleckten und wünschte ihm und allen anderen viel Glück, dann folgte ich Daenerys. Wir flogen weiter Richtung die Dunkelheit und dem Sturm, der aufkam.

Im ersten Moment sahen wir noch, die Flammenschwerter der Dothraki, im nächsten Moment nichts mehr, nur mehr Dunkelheit, die von einer enormen Kälte bekleidet wurde. Ein Schneesturm, der uns die Sicht nahm kam auf. Ich konnte nichts mehr erkennen, doch wie es aussah erkannte Tarys noch etwas, ich sah nicht einmal mehr Daenerys, ich rief nach ihr, doch verschluckte der Wind des Schneesturms meine Worte.
Plötzlich war ein Brüllen zu hören und Tarys wurde gerammt, ich hielt mich im Sattel krampfhaft fest, um nicht runterzufallen.
Tarys brüllte auf und ich sah einen Drachen vor mir und dessen Reiter, es war der Nachtkönig, er sah mich hasserfüllt an.
Der Untote Viserion, öffnete sein Maul und ich sah das blaue Feuer, doch bevor er mich damit verbrennen konnte, brüllte Viserion auf, Drogon hatte sich in seinen Hals verbissen. Tarys flog höher, ich spürte ein Vibrieren und ein Knurren meines Drachen, er öffnete sein Maul, brüllte Richtung Drogon, dieser ließ Viserion los und flog zur Seite. Dann spie Tarys sein Feuer auf Viserion. Dieser brüllte auf und schüttelte sich, womit der Nachtkönig nicht gerechnet hatte, seinen Halt verlor und in die Tiefe stürzte. Viserions-Kopf schnellte zu Tarys, er knurrte, schlug weiterhin mit seinen Flügeln, um in der Luft zu bleiben. Drogon gesellte sich zu Tarys und beide Drachen knurrten den untoten Drachen vor sich an. Dieser wieder den Kopf schüttelte, aufbrüllte und davon flog, aber er schlug nicht den Weg Richtung Boden ein, wo sich der Nachtkönig befand, er flog weiter in die Luft. Ich sah zu meiner Tante.

„Es muss noch ein Teil eures Kindes in ihm sein, sonst hätte er uns angegriffen und wäre seinen Herrn gefolgt", schrie ich über den Sturm hinweg, der langsam nachließ.
„Vielleicht, aber wir sollten nach Winterfell, sie benötigen bestimmt unsere Hilfe."
Kam es von meiner Tante, so flogen wir Richtung Winterfell und vernichteten einige Untoten auf den Weg dorthin, aber es hatten schon viele durch einen Plan des Nachtkönigs, über den Feuergraben und in die Burg geschafft. Den Feuergraben musste wohl Jon angezündet haben, aber ich sah meinen Bruder nirgends, nur Lady Melisandre, wie es aussah, hatte sie es getan. Ich suchte automatisch nach Robb, doch sah ich ihn nicht, Tarys verbrannte weitere Untote. Wir konnten nicht in die Burg, denn sollten wir dort die Untoten verbrennen, könnte es auch passieren, dass wir unsere Freunde töteten.

„Rhaena, wir müssen ihnen in der Burg helfen. Sie alle kennen das Risiko, aber sie würden bestimmt so sterben wollen, als von den Untoten erstochen zu werden." rief mir Daenerys zu, als sie das sagte, gingen mir Robbs letzten Worte durch den Kopf.

Rhaena, hör zu, wenn es die Armee des Nachtkönigs über die Barrikaden schafft. Sie es schaffen in Winterfell einzudringen, will ich das du mit Tarys und Daenerys mit Drogon, das ihr beide die Untotenarmee in Winterfell mit eurem Feuer angreift. Mir und den anderen ist es lieber durch Drachenfeuer zu sterben, als von einem Untoten in Stücke gerissen zu werden und langsam, qualvoll zu sterben. Also, wenn es so weit ist, zögere nicht. Du selbst weißt am besten, was passiert, wenn der Nachtkönig gewinnt, wenn er Bran tötet. Und das, was du in den Flammen gesehen hast, darf nicht passieren. Versprich mir, dass du es machst."

Ich hatte daraufhin genickt und so nickte ich auch Daenerys zu. Wir flogen über die Burg und Drogon wie Tarys spien ihr Feuer und vernichteten einige Untote. Trotzdem sah ich mich immer wieder nach Robb um, aber auch nach dem Nachtkönig, doch beide sah ich nicht. Jon befand sich weiterhin auf der Mauer und bewachte Bran. Wir wussten, dass der Nachtkönig kommen würde, es war nur eine Frage der Zeit. Ich flog eine Kurve und sah noch wie meine Tante über die Burgmauer flog, sie hatte jemanden gesehen, ich folgte ihr. Doch war das ein großer Fehler, den ich noch teuer bezahlen würde.

Der Drache und der junge Wolf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt