Kapitel 35 - Arya Stark

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Ich stand auf einem Hügel und blickte auf Maidengraben hinab, Erinnerungen kamen hoch, hier hatte ich Nymeria wegjagen müssen, damit sie nicht getötet wird, stattdessen wurde Lady getötet. Das war damals der Zeitpunkt, wo ich mich mit meiner Schwester noch mehr zerstritt und entfremdete, als es ohnehin schon war. Ich hatte Nymeria wieder getroffen, doch sie hatte sich verändert, wie auch ich. Wir beide hatten einen neuen Weg eingeschlagen, doch wie war es mit Sansa? Hatte sie sich auch verändert seit damals, oder war sie noch die Alte. Ich atmete tief durch.
„Ich werde darauf erst eine Antwort haben, wenn ich in Winterfell bin und auch ob dieses Gerücht stimmt wegen Robb, dass er noch lebt."
Ich drückte meine Schenkel in den Bauch des Pferdes und es trabte los, in drei Tagen würde ich Winterfell erreichen.

Ich sah Winterfell schon aus der Ferne, die Türme ragten in die Höhe und nichts sah so aus, als wäre es niedergebrannt worden, aber es sollten ja die Boltons wieder aufgebaut haben. Ich trieb mein Pferd an, ich wollte heute Abend noch mein altes Zuhause erreichen. Plötzlich ertönte ein Brüllen über meinem Kopf und dann durchbrach die Wolkendecke ein riesiger Azur blauer Drache, er flog über mich hinweg und Richtung Winterfell. Als er plötzlich wendete und zurückflog, einige Meter vor mir landete er, die Erde bebte leicht, als der Drache aufsetzte, mein Pferd scheute und stieg auf, ich brachte es aber dazu sich zu beruhigen. Denn der Drache tat nichts, vorerst dann ging er mit dem Kopf runter und es sah so aus, als würde eine Person heruntersteigen, die auf mich zukam.
Je näher die Person kam, desto mehr erkannte ich, dass es eine Frau war, sie hatte weißblonde Haare und diese zu einem Zopf zusammengebunden.
„Ich nehme an, dass du Arya Stark bist."
Ich sah die Frau vor mir misstrauisch an, meine Hand wanderte zu Nadel, sie beobachtete mich.
„Ich bin für dich keine Gefahr, ich wollte dich nur abholen. Mein Name ist Rhaena Stark. Ich bin die Königin des Nordens und die Frau deines Bruders Robb", erklärte sie, mein Blick wich von ihr zu dem Drachen. Selbst wenn sie ein Feind wäre, würde ich sie vielleicht, wenn ich schnell genug wäre, töten können, aber dann würde mich der Drache auf der Stelle verbrennen.
„Und ihr denkt, ich soll euch das glauben? Mein Bruder Robb Stark ist tot, er wurde von Roose Bolton erdolcht."
Die Frau namens Rhaena schloss für einen Moment die Augen, ehe sie mich dann wieder ansah.
„Er war tot. Ich oder besser gesagt der Herr des Lichts hat ihn von den Toten zurückgeholt. So wie es auch bei deiner Mutter der Fall war."
Als diese Frau Mutter erwähnte, zuckte ich kaum merklich zusammen, der Drache schnaubte.

„Deiner Reaktion zu urteilen, bist du ihr schon begegnet, und es war wohl kein erfreuliches Wiedersehen."
Ich blickte sie an und dann zum Drachen, er hatte meine Reaktion, bemerkt und Rhaena hatte wohl eine starke Verbindung zu ihm, dass sie sein Verhalten richtig deuten konnte.
„Nein, war es nicht. Sie hat Soldaten der Lannister hängen lassen, Soldaten, die nichts mit der roten Hochzeit zu tun gehabt hatten. Ich will die Lannister nicht in den Schutz nehmen, aber diese Soldaten hatten es nicht verdient."
Rhaena kam näher, „Catelyn Stark oder Lady Stoneheart war der Dunkelheit und dem Tod länger ausgesetzt als dein Bruder, und das hat sie noch mehr verändert, und dadurch hat sie noch mehr von sich selbst verloren."
Sagte sie mit gesenktem Kopf, als sie weiter auf mich zuging. Sie wirkte so als würde sie sich für etwas die Schuld geben, doch meine Mutter hatte sie nicht zurückgebracht, sondern Robb. Und was sollte mein Bruder schon Schlimmes getan haben, das diese Frau Schuldgefühle haben sollte?

Er hat, wenn nur die hingerichtet die ihm Verraten haben und das war sein gutes Recht.
Sie blieb nun vor mir stehen und sah mir in die Augen, wie einst die rote Priesterin, die Gendry mitnahm. Ich war vom Pferd abgestiegen, um mich besser verteidigen zu können, sollte ich es müssen, doch dann sagte die Frau vor mir etwas, was mich erschaudern ließ.
„Ich sehe Grüne-Augen, braune Augen. Augen, die du für immer schließen wirst... und auch blaue Augen", hauchte sie und sah mich mit geweiteten Augen an, „Du wurdest ebenfalls vom Herrn des Lichts ausgewählt, um deinen Beitrag im Kampf gegen den Nachtkönig zu leisten."
Flüsterte sie und nahm mich bei der Hand, ich zog sie hastig zurück.
„Ich vertraue euch roten Hexen nicht, also Fass mich nie wieder an."
Keifte ich sie an, ehe ein ohrenbetäubendes Brüllen zu hören war. Ich sah zum Drachen, dieser knurrte und öffnete sein Maul.
„Nicht Tarys, es ist in Ordnung."
Sprach sie zum Drachen, dieser schloss sein Maul wieder und knurrte mich erneut an.
„Ich verstehe dich sehr gut Arya Stark, aber ich bin nicht wie Lady Melisandre. Doch überzeuge dich, selbst wenn du in Winterfell bist."
Sagte sie und ging zurück zum Drachen, auf diesem sie dann kletterte und der kurz darauf sich in die Luft erhob und nach Winterfell flog. Ich stieg wieder auf mein Pferd, das zu meiner Überraschung nicht von dem Drachen geflohen war und ritt Richtung Winterfell.

Als die Sonne unterging, ritt ich durch die Tore von Winterfell, doch wurde ich kurz bevor ich in den Innenhof reiten konnte von zwei Soldaten in schwarzer Rüstung und mit einem Stachelhelm aufgehalten.
„Wer seit ihr und was wollt ihr hier?", fragte mich einer mit einem gebrochenen Westeros Akzent.
„Ihr kommt von Essos nehme ich an ihr seit Unbefleckte, mein Name ist Arya Stark, ich bin die Schwester von Robb Stark und ..."
Ich wurde plötzlich von zwei Wölfen zu Boden geworfen und im Gesicht abgeschleckt.
Sie hielten kurz inne und sahen mich hechelnd an.
„Grauwind, Geist ihr seit groß geworden und das heißt, sie hat die Wahrheit gesagt. Ihr zwei seid so groß wie Nymeria."
Ich stand auf als die beiden von mir heruntergingen, sie sahen mich mit leicht schräg gelegten Kopf an, ich strich beiden über den Kopf.
„Ja ich habe sie getroffen, sie hat nun ihr eigenes großes Rudel und ihr eigenes Leben, aber ich denke, ihr geht es gut. Na kommt, suchen wir meinen Bruder auf."
Ich ging an den Unbefleckten vorbei, die mich ohne Weiteres ziehen ließen, was wohl an Grauwind und Geist lag. Aber selbst wenn, die beiden nicht gewesen wären, ich wäre schon hineingekommen.

Die beiden Wölfe rannten Richtung Götterhain, wobei sie einmal kurz heulten und einen Moment später war ein Brüllen zuhören, der Drache antwortete den beiden.
>>Ich frag mich inwieweit sich der Drache mit Geist und Grauwind unterhalten kann. Na ich such nun einmal Robb, vielleicht ist Jon ja auch hier, wenn Geist hier ist.<<
Ich begab mich weiter Richtung Burg und ging dann rein, es hatte sich nicht viel verändert, außer dass stellenweise einige Balken erneuert waren, wo die alten abgebrannt waren.

„Ist bei dir alles in Ordnung, Theon?" hörte ich plötzlich in einem Gang eine mir bekannte Stimme.
„Ja.. Nein, eigentlich nicht, ich mache mir Sorgen wegen Robb er..."
„Was ist mit ihm? Ist es wegen Ramsay Bolton?"
Ich schlich mich zur Wand und sah um die Ecke und da sah ich Sansa und Theon.
„Ja ist es, ich weiß, er ist nun tot und es hatte keine Bedeutung mehr, aber wenn wer erfährt was eigentlich..."
Plötzlich küsste Sansa Theon, ich konnte meinen Augen nicht trauen, warum tat sie das?
„Niemand wird etwas davon erfahren, wir wissen es, Rhaena und Jon, sonst niemand und dabei wird es auch bleiben. Und das zwischen uns bleibt auch unter uns. Robb muss es noch nicht wissen, wenn die Zeit reif ist, erfährt er es", sagte sie, als sie sich von Theon löste. Dieser nickte dann, man sah ihm die Angst an, aber ich sah noch was anderes in seinen Augen, Liebe, Liebe zu meiner Schwester. Was war in der Zeit, in der ich Westeros verlassen hatte, passiert? Meine Schwester hatte ein Verhältnis zu unserem sogenannten Ziehbruder, und beide machten sich Sorgen über etwas, was Robb getan hatte, was hatte Robb wirklich gemacht, das es so grausam war, dass es sonst keiner wissen durfte. Ich musste wohl mit Rhaena reden, sie hatte ja vorhin solche Andeutungen gemacht, noch dazu hatte ich mit ihr was anderes noch zu bereden.
Also machte ich mich nun auf die Suche nach meiner sogenannten Schwägerin.

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