Kapitel 20 - Sansa Stark

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Wir waren nun schon einige Tage hier in Meereen. Ich fand mich gut zurecht, diese Pyramide war nicht so groß wie der rote Bergfried und viel Bewegungsfreiheit hatten wir nicht, aber es war zu unserer Sicherheit, sagte man uns halt immer. Ich hatte diesen Unbefleckten das nie geglaubt, bis ich die Gedenkstätte von Ser Barristan Selmy fand. Und mir hatte Whisper berichtet, wie es in den Straßen zuging. Sie wusste immer einen Weg nach draußen und hielt uns ein wenig auf dem Laufenden, was Robb und die anderen betraf. Mein Bruder war jetzt mit einem Schiff unterwegs, doch es hatte einen Zwischenfall gegeben, als sie in Valyria waren, wo Ser Jorah Mormont mit diesen Grauschuppen infiziert wurde. Durch Varys und seine Vögelchen, wo Whisper geholfen hatte, war Robb auch über unsere Lage aufgeklärt worden und auch, dass sein Sohn schon auf der Welt war. Und es Rhaena den Umständen gut ging. Von ihrer seelischen Belastung hatten wir nichts erwähnt, sie benötigte Zeit. Ich hatte das Glück, dass Catelyn nur die blonden Haare von Joffrey hatte und sonst mehr meine Familie zum Vorschein kam. Aber beim kleinen Eddard war bis auf die Tatsache, dass er ein Junge war und die Haare von Robb hatte, mehr von Rhaenas Ziehschwester zu sehen. Und das machte Rhaena sehr zu schaffen, ich hoffte, dass sie bald darüber hinwegkam. Ich glaubte auch daran, dass Rhaena mit Robb noch Kinder haben konnte, wenn beide es wollten, die Hoffnung gab ich jedenfalls nicht auf. Catelyn schlief friedlich neben Ned, Whisper war wieder unterwegs und Rhaena war bei Tarys soviel ich wusste, ich wollte auch ein wenig raus, doch konnte ich die beiden Kinder nicht allein lassen.
Plötzlich huschte ein braunhaariges Mädchen ins Zimmer und warf mir etwas zu.
Ich fing es auf, es war eine Orange, ich sah Whisper fragend und mahnend an.
„Die hast du doch nicht etwa gestohlen, oder?"
Das Mädchen legte noch drei weitere Orangen auf den Tisch und ein zusammengerolltes Papier, dann sah sie zu mir.

„Der tote Händler wird diese vier Orangen schon nicht vermissen, die Angriffe der Sklaven und Söhne der Harpyien werden immer schlimmer. Also, wenn diese Mutter der Drachen nicht bald hier wieder auftaucht, haben wir ein Problem. Diese Unbefleckten sind stark, aber nicht stark genug. Die Schiffe kommen immer näher von Yunkai und Astapor. Wenn wir die hätten, könnten wir wieder nach Westeros segeln, sobald dein Bruder hier ist", sagte Whisper, ich seufzte.

„Du weißt doch, dass Rhaena mit Daenerys noch verhandeln will, dass sie uns hilft gegen die Gefahr, im Norden von Westeros, die sie gesehen hat. Doch wenn dieser Nachtkönig auf die Mauer zumarschiert, ist auch Jon in Gefahr. Ich frage mich, ob er sich dieser Gefahr bewusst ist."
Ich merkte, wie Whisper zu Boden sah.
„Er war sich dieser Gefahr bewusst, deswegen hat er auch den Wildlingen geholfen und sie über die Mauer gebracht, doch ..."
Mir ging ein Schauer über den Rücken, „Doch was, Whisper? Was ist mit meinem C..., mit meinem Halbbruder?"
Dass Jon eigentlich mein Cousin sein sollte, konnte ich noch immer nicht glauben, für mich war er einfach mein Halbbruder, nicht mehr mein Bastardbruder, nein mein Halbbruder.
„Dass Jon den Wildlingen geholfen hat, das hat einigen aus der Nachtwache nicht gepasst und sie haben sich gegen Jon verschworen. Sie haben ihn in eine Falle gelockt, und erstochen. Er ist tot, Sansa", antwortete mir Whisper auf meine Frage hin. Ich musste mich setzen, das war zu viel, Tränen liefen über meine Wangen, wie sollte ich das Robb erklären. Mein Blick fiel zu der Rolle Papier.
„Was passiert noch in Westeros?"
„Cersei Lannister hat die Septe von Baelor mit Seefeuer in die Luft gejagt, während Margaery Tyrell, ihr Bruder und ihr Vater, der Hohe Spatz und etliche Menschen, die das Urteil von Cersei Lannister mitverfolgen wollten, sich darin befanden. Cersei hatte sich mit dem Hohen Spatzen angelegt und gedacht, er würde auf ihrer Seite sein. Doch handelte dieser nur im Glauben der Sieben. Das war ihr zum Verhängnis geworden und sie hat nackt von der Septe zum roten Bergfried gehen müssen."
Als Whisper mir das letztere erzählte musste, ich schadenfroh Lächeln, doch dann kam mir wieder in Erinnerung, was Cersei gemacht hatte, sie hatte tausende Menschen getötet nur, um nicht nochmals bei einem Urteil dabei zu sein.
„Was ist mit Tommen, ich mein, er hat Margaery sicher geliebt und ist darüber entsetzt gewesen."
„Er hat sich aus dem Fenster in die Tiefe gestürzt, er wollte nicht mehr ohne die Frau leben, die er über alles geliebt hat. Cersei hat sich nun zur Königin ernannt und regiert über die sechs Königreiche, während Ramsay Bolton über den Norden regiert, er hat seinen Vater getötet, seine Stiefmutter und seinen Halbbruder, der noch ein Baby war."
Ich krallte meine Hände in mein Kleid und schüttelte immer wieder den Kopf.
>>Robb wo bleibst du, wir müssen schnell wieder nach Hause.<<, dachte ich mir, mein Hass zu Cersei wuchs immer mehr, ich dachte immer, ihre Kinder waren ihr wichtig, doch hatte ich mich wohl geirrt. Ihre Kinder waren jetzt alle tot. Joffrey starb bei seiner Hochzeit, Myrcella wurde von Ellaria Sand vergiftet und Tommen hatte Selbstmord begangen, vielleicht geschah es Cersei zurecht, dass die Götter sie, für ihre Taten bestraften, indem sie ihr, ihre Kinder nahmen.
„Whisper könntest du eine Weile auf Catelyn und Eddard aufpassen, ich möchte gerne Rhaena suchen."
„Sicher doch Sansa, Rhaena ist bei Tarys, er hilft ihr bei der ganzen Sache, soviel ich gesehen habe, ist Missandei auch bei ihr, sie reden über etwas."
Ich nickte, „Ich danke dir, Whisper und ich komme mit Lady Missandei schon klar, sie ist eine nette Person."
Auf meine Worte hin nickte Whisper. Ich stand auf und verließ das Zimmer und ging in den Vorhof, wo sich Tarys, mit Rhaena und Missandei befand. Je näher ich kam, desto mehr bekam ich von dem Gespräch zwischen den beiden Frauen mit.

„Was wollt ihr genau von mir wissen, Lady Missandei."
Die Frau mit dem Lockenkopf sah meine Schwägerin lange an.
„Einfach nur Missandei, ihr habt mir bei eurer Ankunft gesagt, ihr würdet mir später meine Fragen beantworten, würdet ihr es jetzt tun?"
Rhaena nickte nach einer Weile und sah dann zu mir, ich fühlte mich ertappt, als sie mich zu sich winkte. Doch ging ich zu meiner Schwägerin.
„Ich werde euch eure Fragen beantworten, Missandei, nur soll meine Schwägerin auch dabei sein", sagte Rhaena. Missandei nickte und ich stellte mich neben Rhaena, die bei Tarys stand und immer seine Schnauze streichelte, sie kämpfte mit etwas, das sah man und das spürte auch der Drache, denn er hob den Kopf und knurrte bedrohlich.
„Schon gut, Tarys, sie müssen es einmal erfahren, auch wenn es mir schwerfällt, darüber zu sprechen", sagte Rhaena und sah dann zu uns.
„Ihr wollt sicher wissen, Missandei, warum ich gegenüber dem kleinen Ned nicht solch eine Liebe entgegenbringe wie Sansa ihrer Tochter."
Die Angesprochene nickte, Rhaena seufzte.
„Das liegt daran, dass Eddard zwar das Kind von Robb ist, aber nicht meines, es ist das Kind meiner Ziehschwester. Ich habe dieses Kind nur ausgetragen, es gab eine Verschwörung in Westeros gegen Robb wo er und seine damalige Frau Talisa starben. Ich bin eine Dienerin des Herrn des Lichts, ich habe damals einen Zauber gesprochen, als ich erfahren hatte, dass meine Ziehschwester schwanger war. Dass der Erbe von Robb, sollte seiner Frau etwas passieren, ich das Kind erhalte und austragen, damit der Norden wenigstens einen König hätte. Da ich den Tod von Robb und Talisa in den Flammen gesehen hatte. Natürlich hatte ich es meiner Schwester gesagt, doch sie nahm es nicht ernst. Nein, sie besaß noch die Frechheit, Robb Lügen über mich zu erzählen, damit sie ihn haben konnte, was dann auch der Fall war. Obwohl Robb sich in mich verliebt hatte, schaffte es Talisa ihn so mit ihren Lügen zu manipulieren, dass er schlussendlich sie geheiratet hatte und mit ihr ein Kind zeugte. Und das, was ich in den Flammen gesehen hatte, eintraf, sie starben beide und ich bekam Robbs Sohn über diesen Zauber."
„Das heißt, ihr habt Blutzauber angewandt, aber was ich nicht verstehe, ihr sagtet, Robb starb, wie kann er dann mit Ser Jorah auf dem Weg hierher sein?"
„Der Herr des Lichts hat ihn zurückgeholt, da er in dem bevorstehenden Krieg noch gebraucht wird, so wie meine Tante, Jon und wir alle. Der Winter naht und die Nacht ist dunkel und voller Schrecken und wenn der Nachtkönig erst die Mauer überwunden hat, sollten wir alle dafür bereit sein. Dafür brauchen wir die Hilfe meiner Tante und ihrer Drachen, nur so haben wir eine Chance, Tarys allein reicht nicht", antwortete Rhaena. Missandei sah sie an und überlegte, was sie sagen sollte.
„Diese Zauber haben doch sicher ihren Preis oder nicht, immerhin ist es eine Art Schattenmagie."
„Nein Schattenmagie ist es nicht direkt, da ich die Kraft aus dem Licht beziehe und nicht aus der Dunkelheit, aber ja sie haben ihren Preis. Der Preis für Robbs Zurückholen ins Reich der Lebenden hatte den Preis, dass ich nicht mehr immun gegen Feuer bin, wie es meine Tante ist. Der Preis dafür, dass ich Robbs Kind in mir aufnahm und austrug, ist der, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann. Das heißt der kleine Eddard ist Robbs einziges Kind und er ist nicht einmal von mir und Robb, ich denke, ihr versteht jetzt, wieso ich diesem Kind im Moment nicht so eine starke Liebe geben kann wie Sansa ihrer Tochter. Da er im Moment einfach zu viel von meiner Schwester hat, die einiges von meinem Leben aus Habgier zerstörte. Ich hoffe, dass es sich eines Tages ändern wird", sagte Rhaena. Ich musste schlucken, die Hoffnung, was ich für Rhaena und Robb hatte, wurde mit dieser Nachricht zunichtegemacht.
„Sansa, Missandei, wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich werde mit Tarys ein wenig die Gegend erkunden. Sansa kannst du dich um Eddard kümmern?"
Ich sah zu Rhaena und nickte, „Sicher, doch flieg du deine Runden mit Tarys, ich kümmere mich um Ned."
Meine Schwägerin nickte und stieg auf Tarys und setzte sich in den Sattel, dieser erhob sich und schlug mit den Flügeln, er schaffte es so auch in die Luft, wenn er auch etwas länger benötigte.
Ich sah Rhaena und Tarys nach, dann ging ich mit Missandei wieder in die Pyramide.
„Das heißt Lady Rhaena geht es gleich wie Königin Daenerys, sie kann auch keine Kinder mehr bekommen, da eine Hexe sie verflucht hat, ihre einzigen Kinder sind ihre Drachen. Die beiden sind sich sehr ähnlich, nur weiß ich noch immer nicht, wie die Königin reagieren wird, wenn sie erfährt, wer Rhaena ist, den sie sieht sich als Erbin des Eisernen Thrones."
Ich sah zu Missandei.
„Den kann sie auch haben, das ist sicher, nur würde sie über sechs Königreiche herrschen, glaubt mir, das ist mehr als diese Stadt und hier gibt es schon Probleme. Mein Bruder und Rhaena würden Daenerys nur eine große Last abnehmen. Den der Norden ist, ein Volk für sich und es gibt schon einen Beweis, dass Rhaena in den Norden gehört und darüber herrschen wird, mit meinem Bruder und das ist Tarys. Den ein Elternteil von ihm war ein Eisdrache und diese gibt es nur im Norden", erklärte ich und verabschiedete mich dann von Missandei als ich vor unserem Zimmer stand, sie nickte mir noch zu und jeder ging seinen Weg. Dass ich bald einen alten Bekannten wiedersehen würde, wusste ich nicht.

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