Kapitel 55 - Rhaena Stark

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Seit Robb, mit seiner Armee, Jon und meiner Tante nach Königsmund aufgebrochen waren, um den eisernen Thron zu erobern und Cersei Lannister vom Thron zu stürzen, war ein halber Monat vergangen. Ich hatte von Robb einen Raben erhalten, dass er Jon und Daenerys helfen würde, Königsmund soweit wieder herzurichten, dass sie die Hochzeit zwischen Jon und Daenerys in einer schönen Atmosphäre feiern könnten. Er half auch dem Volk vertrauen gegenüber meiner Tante aufzubauen und soviel ich aus Jons Raben erfahren hatte, wollten sie die Hälfte des Essens, was es bei der Hochzeitsfeier geben würde, dem Volk schenken.

Als ich das gelesen hatte, musste ich lächeln, wenn solch eine Geste, samt der Wahrheit von Cersei Lannister nicht für meine Tante gut wären wusste ich auch nicht weiter.

Ich legte die Nachricht von Jon und Robb zur Seite. Und wollte mir Tinte und Feder nehmen, um ihnen zu antworten, als mir schwindlig wurde und ich in meiner Bewegung innehielt. Einige Minuten verharrte ich in dieser Art Starre und sah vor mir wieder diese Bilder.

Eis und Schnee, dahinter ein Gebilde, ein Gebäude, was aussah wie ein Schloss, aber wieder auch nicht. Im nächsten Moment sah ich wieder schemenhaft diese Gestalt, sie war etwas deutlicher und ich glaubte zu erkennen, dass es die Statur einer jungen Frau hatte. Sie stand am oberen Ende einer Treppe, die vollkommen aus Eis und Schnee war, und sah auf mich herab.

»"Wo das Licht ist, ist auch Dunkelheit. Wo die Wärme ist, ist auch die Kälte und wo Feuer ist, ist auch Eis. Wo Leben ist, ist auch Tod. Das Eine kann ohne den anderen nicht sein und doch sind sie im ewigen Kampf miteinander. Dieser Kampf wird ewig weitergehen, bis das Feuer so stark ist, um das Eis zu schmelzen, oder das Eis so kalt ist, um selbst Feuer gefrieren zu lassen. Dies ist nur die Ruhe vor dem Sturm, der eigentliche Kampf steht euch erst bevor und der Sieger entscheidet über das Schicksal der Welt."

sagte die Stimme, als sie zu Ende gesprochen hatte, sah ich erneut Bilder. Blühenden Landschaften, lachenden Menschen, fröhliche Tiere, eine friedliche ruhige Welt, eine angenehme Wärme durchströmte mich, als die Sonnenstrahlen mich erfasste. Ich durchlebte diese Bilder, die mir gezeigt wurden. Doch diese Wärme, die mich umgeben hatte, verschwand im nächsten Moment und die Welt veränderten sich. Die Menschen waren noch zu sehen und die Tiere wie die Bäche und Seen, doch alles stand still, als wäre die Zeit eingefroren. Im ersten Moment wusste ich nicht, was das zu bedeuten hatte, doch dann traf mich die Erkenntnis als eine eisige Kälte mich erfasste. Die gleiche eisige Kälte, die zu spüren war, als der Nachtkönig erschienen war. Hier war nicht die Zeit eingefroren, sondern alles Leben war eingefroren. Es existierte kein Leben mehr, nur noch die Kälte und die Dunkelheit. Und diese kam auf mich zu und verschluckte mich.

Ich schrie auf, verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Boden, wo ich auf meinem Hindern landete. Plötzlich öffnete sich meine Tür und Grauwind, wie Geist kamen in den Raum, kamen auf mich zu und stupsten mich mit ihrer Schnauze an. Sie wirkten besorgt.

„Alles gut, mir geht es gut.", sagte ich und streichelte Grauwind, ich wusste selbst, dass ich log, denn wenn wirklich alles gut wäre, würden meine Hände nicht so zittern, wie sie es gerade taten. Die beiden Schattenwölfe legten sich neben mich, ich streichelte Grauwind weiter und beruhigte mich etwas. Seit Tarys Tod, hatte ich zu Grauwind eine starke Verbindung, es war so als trösteten wir einander. Der Wolf wich auch nicht mehr von meiner Seite, auch Geist nicht. Letzteres zwar erst seit Jon gegangen war, aber die Wölfe waren regelmäßig in meiner Nähe. Wodurch ich zu meiner und Robbs Gemach die Tür nie geschlossen hatte, immer nur angelehnt damit die Wölfe rein konnten. So, wie es jetzt der Fall war. Nur wenn ich schlief, schloss ich die Tür, aber nicht einmal das bräuchte ich, denn Grauwind und Geist waren bei mir und beschützten mich, wenn es sein müsste.

„Ich muss nach Ned schauen, auch wenn er gerne bei Catelyn und seiner Tante ist, sollte ich als Ziehmutter, ich meine Mutter, einmal vorbeischauen."
Sagte ich an die beiden Wölfe gewandt, diese standen daraufhin auf und ich ebenso, zusammen gingen wir zu Sansa.

Ich klopfte an und wartete.
„Herein.", vernahm ich leise Sansas Stimme und trat ein, Grauwind und Geist legten sich vor die Tür.
Als ich den Raum betreten hatte, sahen nicht nur Sansa und Catelyn auf, nein auch Ned hob seinen Kopf. Als er mich erblickte, zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht, was zu einem strahlen wurde, als ich auf ihn zuging.
Er streckte seine kleinen Hände nach mir aus, ich setzte mich zu ihm hin und strich ihm sanft über die Wange. Ned schloss die Augen und brabbelte vor sich hin, umfasste aber mit seinen Händen mein Handgelenk und ließ es nicht mehr los.

„Er hat dich vermisst, Rhaena, das sieht man. Er sucht die Nähe seiner Mutter und das bist du für ihn, egal was du jetzt sagen willst. Er kennt Talisa nicht, die ist für ihn eine Fremde, du bist seine Mutter und wirst es immer sein.", sagte Sansa, während sie Catelyn sanft durch ihr blondes Haar strich.

„Du sprichst wie er.", sagte ich, Sansa sah mich verwirrt an.

„Theon. Er hat damals das Gleiche gesagt und mir so, kann man sagen, den Kopf gewaschen. Das hat mir damals geholfen es zu akzeptieren, das mit mir und Ned. Aber es gibt auch Tage, da stimmt es mich traurig ihn zu sehen und zu wissen, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann. Es wäre schon ein enormes Wunder und Gnade der Götter oder des Herrn des Lichts, wenn ich ein Kind bekommen würde. Ich wünsche es mir oft Sansa, aber Hoffnung habe ich keine.", sagte ich ehrlich, Sansa nickte.

„Ich verstehe, was du meinst, Rhaena. Theon, er fehlt mir so sehr, warum musste er sterben? Warum mussten überhaupt welche von unseren Freunden sterben?"
Fragte mich Sansa, ich sah zu ihr und Catelyn, dann wich mein Blick zu Ned.

„Weil es der Kreislauf des Lebens ist. Jeder von uns stirbt einmal, aber dafür kommt neues Leben nach."
Antworte ich, „Wie meinst du das Rhaena, ich verstehe nicht ganz."

Ich sah Sansa an. „Vergleich es mit einer Blume. Wenn ihre Zeit gekommen ist, verwelkt sie, aber vorher hat sie dafür gesorgt, dass ihre Samen in die Welt getragen werden und an einem anderen Ort neues Leben entstehen kann. So meine ich das. Sicher es sollte eher die Alten und Kranken erlösen und sie ihre Ruhe finden und nicht die Jungen, doch wir werden nicht immer gefragt, was wir wollen. Und der Krieg, was anderes war dies nicht, fordert leider ihre Opfer. Aber auch diese waren nicht umsonst, den nur so können Catelyn und Ned in einer friedlichen Welt bei ihrer Familie aufwachsen."

„Ja, da hast du recht. Catelyn und Ned wird es auch gut gehen, denn jetzt sind die Löwen besiegt und eure Tante wird sicher eine gute Herrscherin sein. Ich hoffe es."

Ich lächelte auf Sansas Worte hin. „Mit Jon an ihrer Seite wird sie die restlichen Königslande gerecht regieren. Jon und Daenerys werden heiraten, deswegen ist Robb auch noch nicht zurück, er will ihnen helfen Königsmund wieder aufzubauen, damit die Hochzeit schön wird. Aber du weißt es noch nicht von mir.", sagte ich mit einem Lächeln, Sansa sah mich, mit offenem Mund, fassungslos über diese Nachricht an, nickte aber und räusperte sich, ehe sie sich wieder wie eine Dame benahm. Wir verbrachten noch einige Stunden zusammen und redeten über alles, auch fragte ich Sansa, ob sie Catelyn die Wahrheit über ihren Vater erzählen würde. Woraufhin mir Sansa antwortete, dass sie es ihr sagen würde, wenn sie fragen würde und es verstand.

Als die Sonne untergegangen war, begab ich mich wieder in mein Gemach. Ned nahm ich diesmal mit, ich legte ihm in sein Bettchen neben meiner Bettseite, machte mich Bettfertig und legte mich schlafen. Grauwind und Geist befanden sich bei mir im Raum. Doch die Nacht würde keine ruhige Nacht werden.

Ich hatte Träume und in diesen sah ich immer wieder das, was ich heute schon gesehen hatte. Aber ich sah auch den Nachtkönig, wie ich ihn tötete. Und bevor er starb, sah er mich an und ich hörte seine Stimme, mit folgenden Worten.

Solange R'hllor existiert und somit der Azor Ahai, werde auch ich existieren. Solange es einen Azor Ahai geben wird. Wird es auch einen Nachtkönig geben. Bis der Sohn des Feuers, mit seinem Schwert dem ein Ende setzt."

Dann zersprang er in tausend Eissplitter, ich schrie auf und schreckte aus dem Schlaf. Ich sah mich nach atmend rankend um, plötzlich spürte ich etwas Kaltes neben meiner Hand und erschrak, als ich dann ein besorgtes Winseln hörte und Grauwind erkannte. Ich streichelte den Wolf und beruhigte mich langsam wieder.

»Was, was war das für ein Traum? Oder war es eine Vision, dass der Nachtkönig zurückkommt? Wenn es so ist, wann wird er erscheinen und wie? Und wer ist der Azor Ahai? Bitte, lass es nur einen Traum gewesen sein.«

Ich legte mich wieder hin und versuchte weiterzuschlafen, was mir auch gelang, doch dieser Traum sollte nicht der letzte gewesen sein und nicht beantwortet bleiben. Nein, noch ein weiteres Ereignis geschah, wo ich mich fragte, wie es möglich sei, auch wenn es ein erfreuliches Ereignis war.

Der Drache und der junge Wolf Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt