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"Christian!" störte Robert dessen Gedanken, aber das war in dem Moment vielleicht auch besser so. "Frida hat eine Frage:" sagte er, wobei sich ein Lächeln um seine Lippen spielte. Interessiert blickte Christian die Kleine an. "Was ist Verlobung?" Jetzt musste der Blonde auch lächeln, Kinder konnten so süß sein,
Vor allem wenn sie Robert so ähnlich sehen. HÖR AUF MIT DEM QUATSCH!!!

Möglichst schnell sortierte er seine Gedanken, um ihr eine vernünftige Antwort zu geben. "Wenn man jemand heiraten möchte, dann muss man ihn zuerst fragen. Und das nennt man Verlobung." "Und wen heiratest du denn?" bohrte Frida weiter nach. "Na meine Freundin, Franca." Christian lächelte, das musste er immer, wenn er an sie dachte. "Du bist bestimmt ganz schön verknallt in die, stimmt's? Ist sie denn auch hübsch?" ihr neugieriger Blick durchbohrte ihn regelrecht. "Ja das könnte man so sagen..." meinte er verlegen, mit einer Hand fischte er sein iPhone hervor um Frida ein Bild zu zeigen, damit sie endlich Ruhe gab. Er war nicht genervt - ganz und gar nicht - aber es war ihm doch schon etwas unangenehm von einer Sechsjährigen vor dem ganzen Tisch so ausgequetscht zu werden. Vor Robert...

"WOW. Oh die ist ja echt hübsch!" bestaunte Frida das Bild. Christian nickte eifrig, schaute aber zeitgleich zu Robert, in seine strumblauen Augen. Fck, sie waren wie ein Magnet, sie fesselten Christian auf eine beunruhigende Art und Weise. So benebelt war er ja nicht mal, wenn er durch den Porschekatalog blätterte. Warum um alles in der Welt...

"Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal so eine schöne Frau heiraten!" verkündete Frida und grinste weiter das Bild an. Ihre Mutter zog überrascht die Augenbrauen hoch und lachte auf, genau wie die anderen. Robert wuschelte ihr durch die braunen Haare: "Na bis dahin hast du ja zum Glück noch ein paar Jährchen, meine Kleine."
Meine Kleine... ach du heiliger Markt! Christians Herz sch(m)olz förmlich dahin, wie konnte Robert immer solche süßen Sachen sagen??

Annalena schickte ihre Kinder, den Tisch abzuräumen, selbst half sie natürlich auch, Robert folgte ihnen ebenfalls. Christian saß wieder alleine mit Linda da, sie sah ihn breit grinsend an.
"Was ist denn los?" fragte er verwirrt. "Das würde ich gerne von dir wissen, Herr Lindner. Du bist heute irgendwie komisch." Er runzelte die Stirn, war er zu auffällig gewesen? Hatte jemand sein Starren bemerkt? Seine Gedanken gelesen? "Also noch komischer als sonst..." schob sie lachend nach. Bedrückt schaute er zu Boden, "Wie meinst du das?"
Linda schilderte ihm ihre Beobachtungen, oh verdammt, sie hat alles bemerkt... "War es arg offensichtlich?" wollte Christian wissen, seine Stimme war schon leicht geknickt. "Ach Chrisly, mach' dir da doch kein Kopf. Ich glaube kaum, dass es ihnen aufgefallen ist - die kennen dich schließlich nicht so gut wie ich..." zwinkerte Linda ihm zu.
Er wusste genau, dass sie auf ihre gemeinsame Vergangenheit anspielte, aber das war jetzt da letzte woran er denken wollte. Er war im Moment schon verwirrt genug. Christian seufzte, was war heute nur los. Über seine Vermutung schwieg er zunächst, es war ja auch nur so ein Gedanke...

Die beiden jungen Baerbocks räumten fleißig das Geschirrt in die dafür gemachte Maschine, Annalena und Robert lehnten an der Kücheninsel, beobachteten sie still. "Frida ist so schnell groß geworden" flüsterte Robert nachdenklich, "ich erinnere mich noch daran als ich sie als Baby auf dem Arm hatte...  als wäre es gestern gewesen." Annalena nickte nur. "Und Smilla natürlich auch." fügte Robert hinzu.
Annalena wendete sich ab: "So super gemacht, Mädels. Aber jetzt ist Schlafenszeit." Kein Gebettel dieser Welt konnte Annalena von dieser Tatsache abbringen, auch wenn sich ihre Töchter mächtig ins Zeug legten, es war vergebens. Sie durften sich noch kurz draußen von den andern beiden verabschieden und Christian musste Frida versprechen, ganz ganz bald wieder zum Trampolinspringen vorbei zu kommen.
"Tschüss Onkel Robi" verabschiedete sich Smilla, Frida hingegen sprang nochmal auf seinen Arm und drückte ihm ein Küsschen auf die Backe, bevor auch sie sich auf den Weg ins Bett machte.

"Die lieben dich wirklich" kommentiere Christian, Robert nickte strahlend und witzelte: "Ich bin schließlich der alleraller beste Patenonkel." Er hatte wirklich ein sehr gutes Verhältnis zu Annalenas Kindern, zu Frida hatte er sogar einen noch besseren Draht. Warum wusste er nicht, vielleicht weil sie noch jünger war, oder weil vielleicht auch weil er sie seit ihrer Geburt an kannte, keine Ahnung, es war jedenfalls so.

Annalena brachte ihre beiden Mäuse noch in deren Zimmer und Linda warf währenddessen schonmal einen Blick auf die Baerbock'sche Weinsammlung, um eine gute Flasche für den weiteren Abend herauszusuchen. Christian hatte man damit beauftragt, das Feuer auf dem Grill zu löschen und Robert war mit ihm mitgegangen, damit auch kein Unglück geschah.

SYLT. Die Vermählung des MessiasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt