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>Hellou, schreibt mir gerne, wenn ihr irgendwelche Wünsche habt🤗
(Das Bild hat definitiv zu lange gedauert🥲)<

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Die beiden Männer saßen einfach nur da und schauten in die Nacht. Es war wohl ziemlich wolkig, denn man konnte weder Sterne noch den Mond sehen, das einzige Licht gaben die Straßenlaternen und ein paar wenige, beleuchtete Gebäude.
"Krass oder" sagte Christian in die Stille hinein, was Robert zum Schmunzeln brachte. Er mochte die Ausdrucksweise des jüngeren, rhetorisch bei seiner Arbeit kaum schlagbar und im Privaten so locker und unkompliziert. "Was ist so krass, Christian" Robert betonte dieses Wort genauso, wie er es gesagt hatte. "Krass, dass alle diese Leute" er deutete wirr umher, meinte dabei wahrscheinlich die umliegenden Wohnhäuser oder sogar die ganze Stadt. "die haben alle ein ganz eigenes Leben. Völlig unabhängig von einander und so. Jeder hat einen Freundeskreis, jeder geht zu seinem Zahnarzt... Krass, findest du nicht?"
Robert seufzte leise, so spät wollte er jetzt nicht mehr herumphilosophieren. "Wie kamst du jetzt überhaupt auf sowas?" Christian drehte seinen Kopf zur Seite und musterte Roberts Seitenprofil, so gut es die Dunkelheit zuließ. Irgendwie verlor er sich in diesem Anblick, denn als er keine Reaktion bekam, drehte sich Robert ebenfalls zur Seite und stupste ihn etwas an der Schulter an. "Hey, Schlafmütze" lachte der ältere. Überrumpelt räusperte sich Christian, lächelte verlegen und ließ sein Gehirn rattern, auf der Suche nach einer adäquaten Antwort. Aber wenn Roberts Augen ihn so fixierten, da konnte er sich schlecht konzentrieren...

"Ähm ich... äh- ich weiß auch nicht... Aber schon beeindruckend... das ist alles Zufall." Das waren wohl zu viele Gedankensprünge, als er Roberts verwirrten Blick bemerkte, setzte der Blonde zu einer Erläuterung an. "Na ich meine, es ist Zufall wen man trifft, mit wem man befreundet ist und so weiter... Stell dir vor, nur einer von uns hätte einen anderen Beruf, dann hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt..." "Hmm" gab Robert zurück. So hatte er die Welt tatsächlich noch nie betrachtet, aber er musste zugeben, dass Christian Recht hatte. Und er musste lächeln. Mann, antwortete ihm doch! Aber er war zu langsam, Christian setzte schon wieder an: "Also ich mein, ich ähh-" und er brach wieder ab. "Haha, jetzt sprich doch" lachte Robert, zog eine Augenbraue hoch und fixierte die eisblauen Augen des Anderen. "Jaa ok, ich wollte sagen, dass du... mhh also ich bin froh, dass wir uns so gut verstehen..." verlegen schaute er zu Robert rüber, der immernoch lächelte. "Das find ich auch." meinte er, ihn überkam auf einmal ein unglaublicher Mut und so legte er vorsichtig eine Hand auf Christians Bein. Christian, der ebenfalls in Boxer da saß, bekam sofort eine Gänsehaut, bewegte sich aber keinen Millimeter. Im faden Licht hatten Roberts Augen einen gewissen Glanz, der den Blonden regelrecht zu hypnotisieren schien. Er spürte einen Finger an seiner Wange, dann noch einen und schließlich Roberts Hand. Und er ließ es zu.
Christian war wie gefangen in seinem eigenen Körper, er konnte sich nicht rühren, nichts sagen und auch an nichts mehr denken. An nichts außer Robert. Der ältere umfasste Christians Gesicht nun sanft mit beiden Händen und zog ihn näher an sich ran. Und noch näher. Es passte vielleicht gerade noch ein Blatt Papier zwischen ihre Lippen.

"Shit" Christian realisierte mit einem Mal, was hier gleich passieren würde, wenn er es zuließe. Schlagartig stand er auf, schob die Balkontür auf und verschwand in der dunklen Wohnung. Roberts gemurmeltes "Sorry..." hörte er wahrscheinlich garnicht mehr.

Niedergeschlagen trottete Robert zurück zu seinem Schlafplatz, was hatte er sich auch dabei gedacht? Ich bin so ein Idiot, er drehte sich von der einen auf die andere Seite und wieder zurück. Was hätte denn passieren sollen? Der verlobte Frauenversteher wollte doch nie und nimmer etwas von ihm, nur weil er ihm gesagt hatte, dass er ihn gern hatte... Und er musste mal wieder so über die Stränge schlagen. Ich hab keine Chance bei ihm, wurde Robert schmerzlichst bewusst und ein paar kleine Tränen kullerten über seine Wangen. Was hat Franca, was ich nicht hab? Am besten wäre es wohl, diese Gefühle einfach zu vergessen. Es tat so verdammt weh und da realisierte er eines:
Er hatte sich in Christian verliebt.

"Robiii! Aufstehen!!" Verschlafen rieb er sich die Augen und nahm seine Nichten in den Arm, die beiden hatten definitiv zu viel Energie am frühen Morgen. Nach einer ausgiebigen Kissenschlacht beschlossen die drei, mal in die Küche zuschauen weil sie alle Hunger bekamen. Robert zog sich noch etwas ordentliches an und verließ dann auch das Zimmer. Die Mädels saßen schon mit Christian am Tisch und verschlungen ein Brötchen nach dem anderen. Als der blonde Robert bemerkte senkte er sofort seinen Kopf und sah Robert während des Frühstücks nicht noch einmal an. "Morgen, Christian" murmelte Robert und setzte sich neben Frida. Er wollte einfach nur noch heim, weg hier, weg von Christian. Und irgendwie auch nicht.

"Wo ist deine Freundin?" fragte Frida den Hausherr mit noch vollem Mund, wofür sie einen tadelnden Blick von Robert erntete. "Die ist gerade joggen" antwortete Christian freundlich und unterhielt sich fröhlich weiter, so als sei letzte Nacht nichts vorgefallen.
Nur Robert war für ihn scheinbar Luft.

SYLT. Die Vermählung des MessiasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt