SYLT. Die Vermählung des Messias

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Mit liberaler Überzeugungskraft hatte es Christian geschafft, Smilla ins Wohnzimmer zu schaffen.
Er selbst ging in die Küche, wo ihn fast der Schlag traf: "Ach du meine Güte! Was ist denn hiiiier los?! Wie siehst du denn auus?" Man könnte meinen, es hätte geschneit. Oder besser gesagt, es sah aus als wäre eine Bombe hochgegangen. Auf dem Boden, auf der Arbeitsfläche und auch etwas in der Schüssel, einfach überall lag Mehl. Und mittendrin stand Frida mit einem Kochlöffel in der Hand und strahlte ihn an.
Ach Mann, Christian konnte ihr einfach nicht böse sein. "Machen wir jetzt die Pfanne an?" Diesen großen Kulleraugen konnte Christian kein Wunsch abschlagen.

Einige Zeit und viele Pfannkuchen später saßen, beziehungsweise eher lagen, die drei pappsatt auf der hellgrünen Couch und schauten auf den Fernseher. Die Eiskönigin, da waren sich die beiden Mädels einig gewesen, Christian war nur heilfroh, dass sie sich nicht gestritten hatten oder so. Während die Schwestern aufmerksam den Film guckten döste er etwas vor sich hin, immerhin hatte er Feierabend.
Als er wieder aufwachte stellte Christian fest, dass die beiden links und rechts von ihm tief und fest schliefen. Vorsichtig stand er auf und schaltete den Fernseher ab, der Film war mittlerweile vorbei, zum Glück hatte er nicht sonderlich viel mitbekommen. Auf leisen Sohlen schlich er in den Flur, wo er sein Handy liegen lassen hatte. Langsam könnte Annalena auch mal wieder kommen... und wie spät war es überhaupt?

16:47 Hmmm und noch immer keine Nachricht... komisch. Er checkte sicherheitshalber noch seine Anrufliste und Emails, aber nichts. Dabei hatte sie doch gesagt, es sei nur für ein paar Stunden? Wobei beschweren wollte er sich auch nicht, Christian verstand sich schließlich gut mit Frida - und mit Smilla langsam auch. Und zu Hause wäre er ohnehin wieder einsam gewesen, Franca hatte wie immer irgendwelche suuper wichtigen Termine. Da war das hier doch deutlich besser, als auf seiner Designercouch zu versauern.
Ein schrilles Klingeln riss Christian aus seinen Gedanken. Wer klingelt hier denn Sturm??! Zum Glück stand er immer noch im Flur und konnte dementsprechend schnell die Haustüre öffnen, damit der Lärm ein Ende nahm ehe die Mädchen noch aufwachten.

*ein paar Stunden zuvor*

Mühsam arbeitete Robert seinem Wochenende entgegen, Aufgabe über Aufgabe, Stunde um Stunde. Mittlerweile war es auch schon 15:30 musste er mit einem Blick auf die Uhr feststellen. Toll, das war wohl nichts mit dem früher Schluss machen, seufzte er. Dabei war er doch so erschöpft, aber die Welt da draußen nahm keine Rücksicht. Also musste er weiter ackern. Eigentlich wollte er kurz einen Blick auf sein Handy werfen, vielleicht hat ja Christian geschrieben? Den Gedanken verwarf er aber sofort wieder, warum sollte der FDPler ausgerechnet ihm schreiben? Also riss sich Robert zusammen und widmete sich weiter seiner Arbeit, sein Handy konnte auch noch etwas warten. Doch er dachte die ganze Zeit an Christian, an den gestrigen Tag, was alle passiert war und vor allem an dieses Gefühl. Dieses Gefühl, das er verspürt hatte als Christian bei ihm war, es ließ ihn einfach nicht los. Seufzend schüttelte Robert den Kopf, er sollte sich keine Hoffnungen machen... Hoffnungen? Egal, der Mann ist verlobt und fertig-

Robert nahm sich vor, noch eine halbe Stunde konzentriert seine Sachen zu erledigen und sich nicht selbst davon abzulenken.
Nach zwanzig Minuten gab er auf, es hatte keinen Sinn mehr und Christian wollte seinen Kopf einfach nicht verlassen. Also verstaute Robert alle Akten an ihrem rechtmäßigen Platz, fuhr den Computer herunter und griff schleunigst nach seinem Handy.
F%ck! Es war zwar keine Nachricht von Christian da, dafür aber mehrere von Annalena... und acht verpasste Anrufe. Mist! Was ist denn passiert? Mit zittrigen Fingern öffnete Robert die Nachrichten, um sie vollständig lesen zu können:

Hi Robi🐻 könntest du die Mädels nachher von der Schule abholen?     11:40
Kannst du??     12:00
Robert, bitte melde dich doch! Warum gehst du nicht an dein Handy??     12:05
Mann! Wo steckst du?     12:08
Bitte! Daniel ist nicht da und ich habe gleich einen Termin🙏     12:09

Überwältigt ließ sich Robert wieder in seinen Sessel fallen. Er versuchte Annalena anzurufen, aber ihr Handy war aus.
Verdammt! 16:01 Er musste in Schrecken realisieren, dass Frida und Smilla vor drei Stunden Schule aus hatten. VOR DREI STUNDEN!
In Windeseile warf sich Robert seine Ledertasche über die Schulter und sprintete zu seinem Elektroauto. So schnell es damit eben ging rollte er zu der besagten Grundschule, auf der Fahrt versuchte er vergeblich Annalena zu erreichen. Und an der Schule angekommen musste er folgendes feststellen:
Keine Kinder mehr da.
Das hätte er sich auch denken können. Suchend lief er über den Pausenhof, vielleicht waren sie ja doch noch irgendwo? Der einzigste andere Mensch hier war wahrscheinlich der Hausmeister, der gerade mit einem großen Besen vor dem Eingang kehrte.
"Nanu? Kann ich ihnen helfen?" fragte der ältere Mann skeptisch. Robert nickte heftig: "Ähm ja, ich sollte meine Nichten abholen... Frida und Smilla Baerbock, kennen Sie die vielleicht?" "Mhm" "Ja und wissen Sie, wo die sind?" hakte Robert nach. "Alle schon abgeholt." murrte der Hausmeister. Dem Politiker lief es eiskalt den Rücken runter. "A-abgeholt?" Was wenn den Beiden was passiert ist?? Wenn sie entführt wurden?? Das würde er sich nie verzeihen. Man wusste ja nie, zu was die Leute alles fähig sind, wenn sie gegen ihre Politik waren. Einige handelten da oft skrupellos... Aber da wollte er jetzt nicht dran denken.

"Wissen Sie denn, wer die beiden abgeholt hat? Die Mutter?" hoffte Robert.
"Ne die nicht."