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Christians Tagesablauf war die vergangene Woche ziemlich eintönig gewesen. Das morgendliche Wiegen und der Versuch, die Nerven dabei zu bewahren. Im Büro wenigstens irgendetwas auf die Reihe bekommen, um dann das Mittagessen in der Kantine zu schwänzen. Während den Sitzungen professionell wirken, auch wenn er am liebsten losgeheult hätte. Und nicht zu guter letzt: Francas unnötige Kommentare am Abend, die ihm den Folgetag auch noch vermiesten.
Heute war wiedermal Dienstag und Christian stand kurz vor Tagesordnungspunkt Mittagessen-ausfallen-lassen. Seine bescheuerten Gedanken in Arbeit zu ersticken klappte mittlerweile ganz gut, er war sozusagen Profi darin. Schlimm wurde es nur, wenn er schon alle Dinge erledigt hatte, die zu tun waren. Dann brachen doch wieder die dunklen Gedanken über ihn herein.
Verwundert blickte er von seinem Bildschirm auf, als es plötzlich an der Tür klopfte. Eigentlich hatte er doch keinen Termin...? Oder hatte er etwas versäumt?
Der Blonde erkannte, wer ihn hier grade bei der Arbeit unterbrach. Robert. Langsam trat der ältere ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er näherte sich, Christian war ebenfalls aufgestanden, automatisch. Eigentlich hatte er sich doch vorgenommen, Abstand von dem Grünen zu halten, solange er nicht in der Lage war, seine Gefühlslage unter Kontrolle zu bringen.
Aber waren Vorsätze nicht dazu da, um gebrochen zu werden?
"Hey Christian." begann Robert, als sie vielleicht noch eineinhalb Meter entfernt von einander standen. "Hi." gab der Blonde fasziniert zurück, Roberts Anwesenheit tat ihm gut, das spürte er sofort.
"Ich wollte nur mal nachsehen, wie's dir geht... Wir haben ja wahrscheinlich beide die letzten Tage einfach viel gearbeitet und da dachte ich... also-" Viel weiter kam er garnicht, denn dann hatte sich Christian bereits in seine Arme gelehnt.
Mit geschlossenen Augen sog er den Geruch des älteren ein und spürte dessen Hände besänftigend auf seinem Rücken auf und ab fahren.
"Ich hab dich vermisst." gestand Christian leise, während er sich immer noch nicht von dem anderen löste. Das waren unüberlegte und doch ehrliche Worte. Roberts Nähe tat ihm gerade einfach zu gut, das wollte er auf keinen Fall unterbrechen.
Sein Herz schlug einen Ticken schneller, als der Blonde ihm diese Worte zuflüsterte. Ihm selbst ging es ja nicht anders. Leicht lockerte er die Umarmung, um Christian ins Gesicht blicken zu können. "Also, wie geht es dir?" wollte der ältere wissen, während er von diesen eisblauen Augen gemustert wurde. Ein matter Schimmer legte sich über das Blau, als die Frage ausgesprochen war.
"Gut. Wenn du bei mir bist, geht's mir doch immer gut." nuschelte der jüngere, aber Robert war nicht hergekommen, um sich etwas vormachen zu lassen. "Süß." lächelte er und küsste den anderen kurz, dann wurde er wieder ernst. "Aber sei bitte ehrlich, ich merke doch, dass irgendetwas nicht stimmt, hm?" Und vor allem merkte er, dass Christian von mal zu mal schmäler in seinen Armen wirkte. Aber das konnte er ihm ja auch nicht einfach so an den Kopf werfen, vor allem weil er ja wusste, dass das ein schwieriges Thema für den jüngeren war. Seufzend schob sich der angesprochene etwas weg. „Ich will dich doch auch garnicht anlügen, Rob. Es ist einfach nur gerade ne blöde Situation... ich weiß einfach nicht, was ich dazu sagen soll. Ich weiß ja nichtmal was ich denken soll!" Verständnisvoll nickte der ältere, wobei er nicht zuließ, dass Christian sich noch weiter von ihm wegschob."Christian- Oh Hallo Herr Habeck!" kam es von der Tür her. Ein ziemlich verwunderter Verkehrsminister stand dort und blickte zwischen seinen Kollegen hin und her. Sie hatten wohl einen Moment zu lange gebraucht, um Abstand von einander zu nehmen. Kein Wunder, wenn auf einmal jemand ohne zu klopfen ins Zimmer kam.
"Volker..." Christian räusperte sich kurz und versuchte, eine neutrale Gesichtsfarbe zu behalten, "Was gibt's?" "Ich wollte wirklich nicht stören." meinte der andere Fdpler. "Hattet ihr zwei einen Termin? Ich wollte eigentlich nur fragen, ob wir zusammen essen gehen wollen, irgendwas Schickeres als die Kantine?" "Ähm..." Christian sah etwas unsicher zu Robert herüber und nestelte dabei am Ärmel seines Anzugs herum.
"Sie können selbstverständlich gerne mitkommen, wenn Sie möchten, Herr Habeck." fügte Volker an den älteren gewandt hinzu. "Also... ich-" Jetzt war es Robert, der ein bisschen sprachlos wurde. Es bestand kein Zweifel, dass der dritte das zwischen ihnen gesehen hatte. Und trotzdem tut er so als wäre nichts? Oder bilde ich mir das nur ein? Konnte man Volker trauen?___
Was sagt ihr? Schreibt in die Kommentare, ob Volker gut oder böse sein soll🫣
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SYLT. Die Vermählung des Messias
FanfictionChristian Lindners Hochzeit steht kurz bevor. Doch bis vor den Altar ist es noch ein langer Weg voll mit Tücken, alten Geheimnissen und neuen Bekanntschaften. Kann sich dieses Drama noch zum Guten wenden? Und wer wird am Ende mit wem vermählt?