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Dich vergessen

Ich weiß, du gehörst nicht mir,
aber ich kann nur an dich denken.
Immer, überall, jetzt und hier!
Doch was kann ich dir schon schenken?

Du gehst an mir vorbei,
würdigst mich keines Blickes.
Es zerreißt mein Herz entzwei,
es kann schon lange niemand mehr flicken.

Ich renne weg, weit weg,
Tränen laufen mir über die Wangen.
Doch ich bin auf meinem Weg!
Du auf dem der Andern.

Doch wie, wie könnte ich dich jemals vergessen?
Deine wunderschönen blauen Augen,
die, die mich nie ansahen, vorbeischauen.
Wie könnte ich dich vergessen?!?

R.H.

Er schaute zu Robert auf, was war das denn? Wenn man dem ein oder anderen Wort besondere Beachtung schenkte, könnte man meinen, das Gedicht handle von Christian.
Er schüttelte den Kopf, das bildete er sich doch nur ein! Warum sollte Robert ein Gedicht über ihn schreiben? Aber in der gleichen Sekunde musste Christian auch wieder an heute Mittag denken, an Roberts Worte. Wie er fühlte und dachte. In Anbetracht dessen schien es gar nicht mehr so abwegig, dass die Verse von Christian handeln könnten...

"Na, welches hast du gelesen?" wollte der ältere wissen, aber als er die Seite sah entwich alle Farbe aus seinem Gesicht.
Gerade das sollte er nicht lesen! Robert ärgerte sich, es war aber auch leichtsinnig seinen Kollegen das Buch lesen zu lassen, wo solche Dinge drinstanden!
Entgeistert sah er den jüngeren an, wie sollte er sich jetzt aus der Nummer retten? Wenn er Christians wissendes Lächeln so sah, konnte er sich schon denken, dass die Worte völlig unmissverständlich waren. Ganz toll gemacht, Robert!
Vor allem nach seinem Gefühlsausbruch heute Mittag...
Christian musste wohl denken, er hatte einen totalen Knacks!

Fieberhaft überlegte er was er sagen könnte, aber nicht zuletzt die Nähe zu dem jüngeren machte ihn so verrückt, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
"Was willst du mir sagen, Robert?"

Diese Frage machte es auch nicht besser, verlegen starrte der ältere auf den Boden, mit seinem Schweigen machte er die Situation gerade nur offensichtlicher.
"Ist- ist das Gedicht über mich?" wollte Christian wissen, aber man konnte an seiner zitternden Stimme förmlich hören, wie unsicher er war. Mit aufgewühltem Blick sah Robert ihn an und nickte leicht. Christian nickte ebenfalls und musste das erstmal realisieren, der Wirtschaftsminister schrieb also Liebesgedichte über ihn...

Er wusste nicht so recht, was er darüber denken sollte, immerhin waren Robert und er ja eigentlich Kollegen. Außerdem war sie doch beide vergeben. Wehleidig sah er den älteren an, was machte dieser Typ nur mit ihm?
Christian konnte nicht leugnen, dass ihn diese Zeilen berührt hatten, genau wie die Worte heute Mittag.

„Sorry Christian. Ich wollte dich in keine unangenehme Situation bringen... ich musste das nur mal irgendwie... aufschreiben." Robert durchbrach die unsägliche Stille und musterte jedes Detail des Gesichts des jüngeren.
„Ich-" „Schon okay, du musst nichts sagen, Christian." beschwichtigte er sein nervöses Gegenüber. Einige Minuten verstrichen bis sich Christian endlich traute auszusprechen, nach was er sich sehnte, was ihm schon die ganze Zeit auf dem Herzen berannte. „Mhh kannst du mich einfach, also- vielleicht... in den Arm nehmen?" stotterte er vor sich hin.

Der ältere nickte überrascht, klar konnte er das machen. Gerne machte er das. Zögerlich legte er seine Arme um Christian und musste lächeln, als dieser ein Stückchen näher rutschte.

Er wagte es kaum zu atmen, als er Robert so nahe war. Sein Herz schlug ihm vermutlich bis zum Hals und er hatte das Gefühl gleich vor Glück zu platzen. Geprägt von Unsicherheit lehnte Christian langsam seinen Kopf an die Brust des älteren und konnte sofort Roberts Hand bestätigend an seiner Wange auf und abfahren spüren.

Das war doch alles so surreal.

Nie und nimmer konnte das hier gerade die Realität sein.

Am liebsten hätte Christian wohl einfach laut losgeschrien um seine Gefühle rauszulassen und gleichzeitig wollte er keine Geräusche von sich geben, um Roberts beruhigendem Atmen zu lauschen. Es war einfach alles perfekt in diesem Moment: Robert war da und Christian fühlte sich geborgen und geliebt.
Moment? Geliebt? Naja, das hatte der ältere ihn doch durch die Blume sagen wollen, oder? Jetzt wurde Christian doch etwas unruhig. Er rutschte leicht hin und her und drehte seinen Kopf, um den anderen Mann ansehen zu können.

"Hm, was ist los?" wollte Robert wissen. Der blonde haderte mit sich selbst. Wie konnte er das jetzt am besten fragen?
"Robert, was- was empf- also was ist das hier zwischen uns?" Mit jedem Wort wurde er leiser und biss sich am Ende unsicher auf die Unterlippe.

SYLT. Die Vermählung des MessiasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt