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"Gern." antwortete Robert schließlich. So wie er Christian kannte, hatte dieser heute sicher noch nichts zu Mittag gehabt und so ein Mittagessen unter Kollegen, da war ja nichts dabei.
Jetzt nickte auch Christian und schien etwas erleichtert. Endlich ließ er seinen Ärmel los, der schon ganz zerknittert war und klappte anstatt dessen seinen Laptop zu.
"Super!" freute sich Volker, "Aber gebt mir noch fünf Minuten, ich muss noch kurz telefonieren, wir sehen uns dann unten im Foyer!" Schnell wie der Wind fegte er auch schon wieder aus Christians Büro heraus und lies die beiden anderen alleine."Puh." war das erste, was Robert von sich gab. Er schaute Christian abwartend an. "Danke, dass du mitkommst." lächelte dieser und griff nach Roberts Hand. Der andere schmunzelte und runzelte dabei gleichzeitig die Stirn: "Warum bedankst du dich für sowas?" "Ich glaube, ich fühle mich einfach wohler, wenn du dabei bist." murmelte Christian und schaute zu Boden. Anstatt zu antworten - er hätte sowieso nicht gewusst, was er sagen sollte - nahm Robert ihn einfach fest in den Arm.
"Glaubst du, der Wissing hat uns gesehen?" fragte Robert vorsichtig. "Hm?" "Na wir standen doch schon ziemlich nah beieinander, als er auf einmal reinkam...?" Christian löste sich und sah den anderen überfordert an, er hatte völlig recht. Ohje! "Denkst du? Meinst du, er sagt was?" Leichte Panik schwang in seiner Stimme mit und der Griff zum lädierten Anzugsärmel war nicht weit. "Jetzt regen wir uns erstmal nicht auf, okay? Er ist dein Kollege, du müsstest ihn besser einschätzen können... und außerdem war es doch nur eine Umarmung, das wird er schon für sich behalten können." Das hoffte Robert zumindest.
Eine gute halbe Stunde später saßen die drei Politiker in einem Hinterzimmer irgendeines Italieners nahe des Bundestags. Für Robert machte es den Anschein, Volker - mittlerweile waren sie beim Du angekommen - hatte bereits wieder vergessen, was er vorhin gesehen hatte. Und eigentlich schien der Mann mit dem hohen Haaransatz doch ganz sympathisch zu sein.
Auch Christian wirkte relativ entspannt als das Essen serviert wurde, zwischen durch unterhielt er sich mit Volker über irgendwelche FDP-Belange und immer wieder schenkte er Robert ein kurzes Lächeln.Der Anne-Spiegel-Vernatiker entschuldigte sich kurz, wahrscheinlich musste er mal für kleine Verkehrsminister, und ließ die beiden anderen kurz alleine zurück.
"Alles klar?" "Alles bestens." entgegnete der Blonde sofort und lächelte, so gut hatte er sich schon lange nicht mehr nach dem Essen gefühlt. Jetzt kam ihm sein Aufstand manchmal dabei schon albern vor, es war doch eigentlich garnichts dabei?"Hey," kam es leise von der anderen Seite des Tisches. "Denk nicht so viel nach." Christian nickte und starrte auf seine Hand, welche Roberts Finger kurz gestreift hatten. Einfach so, in einem öffentlichen Restaurant, es kribbelte total. Das hatte sich gut angefühlt.
Der Nachmittag verlief schleppend, er war gerade erst halb fünf, das hieß, dass das Ende des Arbeitstags noch lange nicht absehbar war. Seufzend nahm Christian den Hörer ab, wieder einmal war es Volker. Bei Mittagessen hatte er schon ein paar Andeutungen zwecks Budget des Verkehrsministeriums gemacht und stellte ihm gerade seine "geniale Idee" vor.
Nach weiteren Telefonaten und einigem Papierkram war die Zeit nun endlich soweit voran geschritten, dass es moralisch vertretbar war, Feierabend zu machen.Gut gelaunt wie schon lange nicht mehr machte sich Christian auf den Nachhauseweg. Aber diese Freude sollte nicht allzu lange anhalten.
...
"Du bist weder meine PR-Beraterin noch mein Ernährungscoach, Franca!" brüllte Christian wütend. Er hatte es so satt! Er konnte sich doch nicht jeden Abend die selber Leier anhören: "Iss nicht so viel." "Achte auf deine Figur, du setzt doch so schnell an." "Willst du wirklich noch Nachschlag?"
Irgendwann war auch mal Schluss! Nachdem Franca ihn damit konfrontiert hatte, dass irgendein Klatsch-und-Tratschblatt schon über sein Mittagessen mit Robert geschrieben hatte, war dem Blonden einfach der Kragen geplatzt. Dabei ging es erst nur darum, dass Pizza ja angeblich nicht auf seinen Ernährungsplan passte. Aber als die Reporterin dann auch noch begann, Robert herunter zu machen, war die Geduld bei Christian endgültig aufgebraucht. Es hasste es, laut zu werden. Dementsprechend selten kam es auch dazu, aber wenn, dann so richtig.Die ganzen letzten Wochen hatte sich so viel angestaut. Das musste jetzt einfach mal raus und das bekam Franca gerade verbal(!) sehr deutlich zu spüren. Christian tat es nicht einmal leid, dass er sie gerade so anschrie, sie war es doch gewesen, die ihn in letzter Zeit bei jeder Gelegenheit fertig gemacht hatte.
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SYLT. Die Vermählung des Messias
FanfictionChristian Lindners Hochzeit steht kurz bevor. Doch bis vor den Altar ist es noch ein langer Weg voll mit Tücken, alten Geheimnissen und neuen Bekanntschaften. Kann sich dieses Drama noch zum Guten wenden? Und wer wird am Ende mit wem vermählt?