-51-

68 5 2
                                    

Schönen Sonntag 🤓

-51-

Die Wärme der Sonnenstrahlen kitzelte Christians Gesicht und brachte ihn dazu, langsam die Augen aufzuschlagen. Er brauchte einen Moment um zu realisieren, dass das hier nicht sein Schlafzimmer war. Er war bei Robert! Genauer gesagt in Roberts Bett. Verschlafen rieb sich der Blonde über die Augen, bevor er einen Blick zur Seite wagte. Aber die andere Betthälfte war leer. Wo steckte Robert? Wie spät war es überhaupt?

Leise wurde die Zimmertür geöffnet und Robert streckte seinen Kopf herein. "Ach du bist schon wach. Guten Morgen!" meinte er vergnügt und trat mit je einer dampfenden Tasse Kaffe in der Hand näher an das Bett heran. "Morgen" murmelte Christian und gähnte kräftig, immerhin war er gerade mal eine Minute lang wach. Der andere setzte sich schmunzelnd zu ihm und reichte ihm eine der Tassen.

Es dauerte etwas, bis Christian komplett wach war, Robert suchte sich derweil schon seine Klamotten für heute heraus. Der Blonde beobachtete ihn dabei, wie dieser im Schrank stöberte und ihm schließlich einen grauen Anzug entgegenhielt. "Wie findest du den?" Christian schmunzelte, "Steht dir sicher ausgezeichnet." Wobei Robert sah eigentlich in allem gut aus, dachte er sich. Vor allem in mir. Urplötzlich wurde Christian rot, er war selbst etwas überrascht von seinen Gedanken. Er räusperte sich und wollte so langsam mal aufstehen und sich ebenfalls fertig machen. Das würde ihn zumindest von dem oberkörperfreien Robert ablenken, der sich gerade nur wenige Meter entfernt von ihm die Anzugshose zuknöpfte.
Vielleicht hatte es der Blonde etwas zu eilig, denn als er seine Beine aus dem Bett schwang und auftrat musste er doch etwas das Gesicht verziehen. Der gestrige Abend war offenbar nicht spurlos an ihn vorübergegangen. Er biss sich auf die Lippe und riskierte einen Blick zu Robert, der ihn bereits wissend angrinste. "Keine Sorge, morgen kannst du wieder normal gehen." Er trat näher an den jüngeren heran und beugte sich dicht an dessen Ohr: "Aber heute wirst du wohl bei jedem Schritt an mich denken müssen." Damit musste sich Christian wohl abfinden. Denn bereuen tat er das gestern auf keinen Fall. Robert wollte sich schon wieder abwenden, aber Christian griff kurzerhand nach seiner Wange und zog ihn wieder zu sich. Für einen kurzen Kuss hatten sie ja wohl Zeit.

Letztendlich mussten sie sich dann doch beeilen, weswegen der Kuss - für Christians Geschmack - viel zu kurz blieb. Aber er musste schließlich auch noch nach Hause fahren und sich ordentlich anziehen. Denn bei der Pressekonferenz, die im Laufe des Tages anstand, wollte er ungerne mit dem zerknitterten Hemd vom Vortag aufkreuzen.
Ein Glück war Franca nicht in der Wohnung, dafür hätte Christian nun absolut keine Nerven gehabt. Die geisterte sicher schon durch irgendwelche TV-Studios und ging ihren Kollegen auf den Keks. Hauptsache nicht mir.

Frisch eingekleidet spazierte Christian einige Zeit später in sein Büro, wo er sich wohl oder übel seiner Arbeit widmete. Selbiges tat Robert, dessen Terminkalender heute so voll gepackt war, dass er nichtmal wusste, wann er Feierabend machen könnte. Dennoch motiviert klemmte er sich hinter seinen Schreibtisch. Gegen die Mittagszeit stand sein Termin im Kanzleramt an, erst eine Besprechung, anschließend eine Pressekonferenz.
Er bedankte sich bei seinem Fahrer, der ihn direkt vor dem Gebäude aussteigen lies. Knapp hinter ihm hielt noch ein anderes dunkles Fahrzeug, aus dem ein ihm sehr bekannter Blondschopf ausstieg. "Hi" grinste Christian und trat näher, wobei er einen für Kollegen üblichen Abstand dennoch einhielt. "Hey" murmelte Robert, vor lauter Terminen hatte er völlig verdrängt, dass Christian auch zu diesem Termin gehörte. Und eigentlich hatte er gedacht, dass sie sich heute garnicht mehr sehen konnten. Aber das hatte sich soeben geändert. Und seine Laune deutlich verbessert.

Während dem Gespräch war es Christian doch etwas unangenehm, dass Scholz auch mit ihnen im Raum saß. Das ließ sich jedoch nicht vermeiden, denn dass der Kanzler anwesend war, war ja der Sinn des Termins. Aber unwohl war dem Blonden trotzdem. Es fühlte sich so an, als ob Scholz ihm irgendwie ansehen könnte, was gestern zwischen den beiden Ministern passiert war. Er wusste zwar, dass das völliger Schwachsinn war, aber trotzdem. Irgendwie hatte er Angst, dass sie sich verraten könnten. Er musste möglichst professionell bleiben, nicht zu lange zu Robert schauen, Abstand halten, ihn nicht so anhimmeln. Es fiel ihm schwer. Denn im Grunde wollte er das exakte Gegenteil von alledem.

Er wollte Robert nah sein, in seine tiefen, blauen Augen sehen, seine Lippen spüren- "Herr Lindner?" Scholz' Stimme unterbrach jäh seine Gedanken. Christian schreckte auf und sah ertappt zum Kanzler, er hatte keinen blassen Schimmer, worum es gerade ging. Roberts Blick spürte er ebenfalls auf sich, was die Situation jedoch nicht wirklich verbesserte. "Entschuldigung, ich war gerade in Gedanken." murmelte Christian. Der Kanzler schüttelte nur den Kopf, wiederholte aber dann doch seine Frage, auf die er nun auch eine Antwort bekam. Christian nahm sich fest vor, ab jetzt besser aufzupassen.

SYLT. Die Vermählung des MessiasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt