Es war eine gute Idee an den Strand zu gehen, denn so konnte ich meine wirren Gedanken einmal ordnen. Der heutige Tag war sehr ereignisreich. Meine Tante zu sehen, rief so viele Erinnerungen in mir wach. Und plötzlich waren die Erinnerungen an meine Eltern wieder präsent. Ich dachte an die ganzen schönen Zeiten. Doch dann kamen die Schuldgefühle. Denn nachdem mein Dad gestorben war, fiel meine Mum in ein tiefes Loch, aus dem sie nicht so leicht hinaus kam. Sie zog sich mehr und mehr zurück, kümmerte sich kaum noch um mich. Ich musste mir alleine mein Pausenbrot für die Schule schmieren und immer mit dem Bus zur Schule fahren. Und nach der Schule machte ich dann noch den Haushalt, weil sie dafür keine Kraft hatte.
Meine Lehrerin Mrs. Gerard bekam mit, dass ich immer unkonzentrierter im Unterricht wurde und sprach mich auf die momentane Situation an. Ich wiegelte immer ab und sagte das alles in Ordnung sei, doch das war es nicht. Eines Tages kam ich von der Schule nach Hause und merkte, dass irgendwas nicht stimmt, denn das Haus war still. Ich hörte nicht wie gewöhnlich den dudelnden Fernseher.
„Mum." rief ich.
Doch es kam keine Antwort. Ich ging in die Küche. Dort fand ich einen Zettel auf dem Küchentresen.„Meine geliebte Tochter,
es ist nicht leicht dir diese Zeilen hier zu schreiben, aber ich bringe es einfach nicht übers Herz ohne eine Nachricht zu gehen. Du bist einfach wundervoll, so stark und fleißig. Du warst stark, als ich es nicht sein konnte und bist es jetzt noch immer. Ich allerdings bin es immer noch nicht und werde es auch nie wieder sein. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich.
Mum."
„Mum? Wo bist du? Mum?"
Ich lief durch das ganze Haus, suchte jedes Zimmer nach ihr ab. Und dann fand ich sie. Sie lag im Bad in der Badewanne und hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten. Alles war voller Blut. Ich lief sofort in mein Zimmer und rief einen Notarzt. Dieser traf nach wenigen Minuten ein, konnte aber nur noch den Tod feststellen. Nun war ich ganz alleine.
„Hey Kleine kommt dein Dad bald nach Hause?" fragte einer der Sanitäter mich später.
„Nein. Mein Dad ist vor zwei Jahren gestorben. Ich habe niemanden."
„Hast du keine Großeltern?"
„Doch. Die wohnen allerdings sehr weit weg."
„Können wir deine Großeltern mal anrufen?"
„Ja die Nummer finden Sie in dem Telefonbuch neben dem Telefon."
Der Sanitäter nickte und ging dann telefonieren.
Einige Tage später kam ich dann zu meinen Großeltern und wuchs dort auf.
Eine Zeit lang verdrängte ich meine wahren Gefühle. Getrauert hatte ich nie wirklich, ich musste ja stark sein.
Doch gerade jetzt konnte ich nicht mehr stark sein. Ich sank in den weichen Sand und begann zu weinen. Die Tränen überwältigten mich. Seit langem ließ ich die Trauer zu. Plötzlich legte mir jemand eine Hand auf meine Schulter. Ich öffnete die Augen und sah in das Gesicht von Pete.
„Hey alles gut?"
Ich schüttelte den Kopf. Pete ging neben mir in die Hocke und nahm mich in den Arm. Ich lehnte mich gegen seine Brust und begann erneut zu weinen.
„Ich bin Schuld. Ich war nicht stark genug." murmelte ich unter Tränen.
„Das ist Quatsch. Du bist nicht schuld. Der Tod deines Dads war ein Unfall."
„Der Tod meiner Mutter aber nicht. Sie hat sich das Leben genommen, weil ich nicht stark genug war."
„Nein das ist nicht wahr." Pete wiegte mich sanft hin und her und versuchte mich zu beruhigen.
„Mav hier bist du, ich habe...." vernahm ich die Stimme von Rooster.
„Rooster bist du so lieb und bleibst hier bei Jules. Ich hole mal Penny."
„Ok."
Pete löste sich von mir und erhob sich. Plötzlich merkte ich, wie Rooster mich in seine Arme zog und tröstete.
Er sagte nichts. Er war einfach nur da und hielt mich fest. Seine Anwesenheit beruhigte mich. Ich schob mich Stück von ihm weg und sah ihn an. Er hob seine eine Hand und wischte mir eine Träne weg, die meine Wange hinab lief. Wir sahen einander an. Unsere Blicke verhakten sich ineinander. Die Traurigkeit war wie weggeblasen. Alles in mir kribbelte. Unsere Gesichter kamen sich immer näher. Ich spürte schon Roosters Atem an meinen Lippen und schloss die Augen.
„Jules!" rief Penny und holte Rooster und mich ins Hier und Jetzt zurück.
Rooster half mir hoch und ließ mich dann los. Penny zog mich sofort in ihre Arme.
„Ach Süße Mav hat mir alles erzählt. Komm wir fahren nach Hause." sagte sie und ging dann mit mir in Richtung Bar. Im Gehen wandte ich mich noch einmal um. Rooster stand noch am Strand und sah uns nach.
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Take my breath away
FanfictionNach dem tragischen Tod ihres Dad's bei einem Polizeieinsatz und dem Selbstmord ihrer Mum ist das Leben von Juliane „Jules" Henson nicht mehr das Gleiche. Sie wächst bei ihren Großeltern auf und verdrängt den Tod ihrer Eltern. Jahre später besucht s...