Meine Augen weiteten sich geschockt, als mir bewusst wurde, dass er tatsächlich gekommen war und gerade vor meiner Haustür stand. Wie sollte ich meinen Eltern bloß erklären, dass Damien mitten in der Nacht in mein Zimmer geschlichen war, wenn sie ihn erwischen sollten? Ein weiteres Aufblinken meines Handys lenkte mich von weiteren Gedanken ab und ich zog mir schnell seinen Pulli über, der noch auf meiner Stuhllehne hing, und lief leise zur Haustür, um sie Damien zu öffnen.
„Du spinnst doch!", zischte ich ihm wütend zu und wollte ihn wieder weg schicken, als er sich jedoch schon an mir vorbeigedrängt hatte und auf dem Weg in mein Zimmer war.
Ich folgte ihm und versuchte so leise wie möglich zu sein, jedoch schien genau jetzt unsere Treppe extra laut zu quietschen und ich erstarrte, als ich ein Geräusch aus dem Zimmer meiner Eltern vernahm.
Ich verharrte mehrere Minuten völlig reglos auf der Treppe und als ich keine weiteren Geräusche als mein schnelles Atmen mehr hörte, traute ich mich leise in mein Zimmer zu rennen, wo Damien schon völlig entspannt auf meinem Bett lag.
„Was zum Teufel ist falsch mit dir?", fuhr ich ihn aufgebracht an und warf meinen Hausschuh nach ihn, dem er jedoch lachend auswich.
„Es war dein Vorschlag, dass ich herkommen soll, schon vergessen?"
Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf und schloss meine Tür ab, ehe meine Eltern noch die Chance bekamen, reinzuplatzen. Da würde ich ihnen lieber eine abgeschlossene Tür erklären, als Damien in meinem Bett.
„Das war doch nicht ernst gemeint!", zischte ich ihm zu und setzte mich an mein Bettende, sodass ich ihm direkt in die Augen blicken konnte. Er zuckte aber nur mit den Schultern und betrachtete mich von oben bis unten. „Wunderschön."
Ich rollte bloß mit den Augen und schlüpfte schließlich unter die Decke neben ihm, um mich schlafen zu legen. Immerhin war morgen Schule und wenn ich nicht genug Schlaf bekam, war ich mürrischer als sonst.
„Ich bin müde", sagte ich und knipste das Licht aus, sodass nur noch der sanfte Schein des Mondes, der durch mein Fenster fiel, mein Zimmer beleuchtete.
„Dann schlaf gut, Tess", flüsterte er mir zu und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. Ich wandte mein Gesicht von ihm ab, sodass ich mit dem Rücken zu ihm lag und versuchte einzuschlafen, bekam aber kein Auge zu.
Es war so lange her, dass wir nebeneinander geschlafen hatten. Ihn so nah an mir zu spüren, aber nicht zu berühren, war eine Qual, die ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschte.
Auf einmal spürte ich, wie er näher kam und von hinten seine Arme um mich schlang. Sofort vernahm ich die elektrisierenden Hitze und das Kribbeln, an jedem Zentimeter meiner Haut, den er berührte.
Er zog mich näher an sich und ich spürte einen sanften Kuss an meinem Nacken. Automatisch schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich kuschelte mich enger an ihn, ehe ich den Mut ergriff und unsere Finger miteinander verschränkte.
So eng umschlungen lagen wir Ewigkeiten nicht mehr und doch fühlte es sich so selbstverständlich, so vertraut an. Immer wieder spürte ich ihn sanfte Küsse auf meinen Nacken verteilen und so langsam wurde sein Atem immer gleichmäßiger. Doch obwohl es sich so schön und sanft anfühlte, konnte ich nicht schlafen. Dafür ging mir einfach zu fiel durch den Kopf.
„Damien?", fragte ich leise und wartete auf eine Antwort, weil es den Anschein hatte, als wäre er schon eingeschlafen.
Einen kurzen Moment später spürte ich einen weiteren zarten Kuss an meinem Nacken, gefolgt von einem leisen „Ja?".
„Wo warst du die ganze Zeit?"
Damien versteifte sich hinter mir, atmete dann aber langsam aus und antwortete zögerlich.
„Ich musste etwas Wichtiges erledigen."
Ich wollte mich damit nicht zufrieden geben und fragte deshalb noch genauer nach. „Und was war so wichtig?"
Er hatte mich und seine Freunde stehen gelassen, um diese eine Sache zu erledigen, und ich wollte unbedingt wissen, was so wichtig war, dass er uns alle hintangestellt hatte.
Ich konnte wieder spüren wie er sich versteifte und dann wieder zarte Küsse auf meinen Nacken verteilte. Er wanderte immer tiefer und küsste schließlich meine Schulter und meinen Rücken und ließ auch seine Finger etwas wandern. Ich drehte mich jedoch um, und griff nach seinem Gesicht, um ihn zu stoppen. „Antworte mir bitte."
Er atmete resigniert aus und das sanfte Schimmern des Mondes spendete genug Licht, dass ich den bedrückten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen konnte.
„Ich hatte einen Job zu erledigen", gab er dann schließlich leise preis.
„Was für einen Job?", fragte ich neugierig und strich sanft mit meinem Daumen seine Wange auf und ab.
„Das kann ich dir nicht sagen."
Mir schwirrten tausend Gedanken durch den Kopf. Was war so schlimm, dass er es mir nicht sagen konnte?
„Etwa Drogen dealen?", platzte meine erste Befürchtung aus mir heraus und ich weitete geschockt von mir selbst meine Augen.
Damien runzelte jedoch nur seine Stirn und verneinte sofort, bevor er mir wieder einen besorgten Blick zu warf.
„Nein, aber es ist gefährlich. Deshalb konnte ich dir oder sonst jemandem auch nicht schreiben. Ich hätte euch in Gefahr gebracht. Und deshalb kann ich dir auch nicht mehr sagen."
„Kannst oder willst du mir nicht mehr sagen?"
Damien strich behutsam ein paar Strähnen aus meinem Gesicht, bevor er einen sanften Kuss auf meiner Stirn hinterließ.
„Kannst du mir einfach vertrauen?", fragte er und klang verzweifelt, bedrückt und flehentlich zugleich.
Ihm vertrauen? Konnte ich das noch? Obwohl er mir nicht zu vertrauen schien, sollte ich ihm einfach blindlings vertrauen? Er will dich nur beschützen, schaltete sich meine vernünftige Stimme ein. Aber wovor?, erwiderte meine skeptische Seite und brachte meine Vernunft ins Wanken.
Für einige Augenblicke sah ich ihn einfach nur perplex an, ehe ich nun diejenige war, die langsam ausatmete.
„Okay. Danke für deine Ehrlichkeit."
Ich lächelte ihm zu und beschloss, erst mal nicht weiter nach zu forschen. Ich brauchte dafür einen klaren Kopf und im Moment war er alles andere als klar.
Um an meine Antworten zu kommen, sollte ich also erst mal schlafen gehen. Ich hatte zwar keine Ahnung wie, jetzt da mir noch mehr durch den Kopf schwirrte, aber ich musste.
„Versuch jetzt zu schlafen", schlug auch Damien vor, als hätte er meine Gedanken gelesen und gab mir einen weiteren Kuss auf die Stirn, ehe er wieder seine Arme um mich schlang und ich in seinen Armen langsam den Schlaf fand.

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Damien
Teen FictionZehn Monate war er weg ohne eine Nachricht. Tessa Jenkins hat sich nach Monaten des Kummers und Schmerzes damit abgefunden und beschlossen ihr Leben weiter zu leben. Dann taucht er aus dem Nichts wieder auf und lässt sie erneut starke Gefühlsausbrüc...