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Ein Schauder schüttelte mich und mir wurde speiübel. Bevor ich mich aber übergeben konnte, landete die Schere auf einmal klirrend auf den Boden, als Gabriel von mir weggeschleudert wurde.

Man hörte ein scheußliches Knacken, als er mit dem Nacken auf der Kante eines Tisches landete und dann leblos zusammensackte.

„Nein!", schrie Fernando heftig und ließ von mir ab, um zu seinem Bruder zu hetzen.

Ich schluchzte erleichtert, als mein Blick auf Damien fiel, der sich jetzt Fernando zuwandte.

Mit wutverzerrtem Gesicht trat er ihm in den Weg.

„Hier geblieben", knurrte er und seine Stimme grollte , als besäße er die Macht von tausend Donnerschlägen.

„Du hast ihn umgebracht!", brüllte Fernando und zog kurzerhand seine Pistole. Er richtete den Lauf direkt auf Damien, aber das hielt ihn nicht davon ab mit festen Schritten und grimmiger Miene auf ihn zuzustapfen.

So außer sich hatte ich ihn noch nie gesehen.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als Fernando den Finger auf den Abzug legte, Damien aber immer noch nicht innehielt.

Bis Fernando auf einmal auf mich zielte und Damien erstarrte.

„Ja, bastardo. Bleib stehen oder ich knall sie ab!"

Damien biss die Zähne zusammen und ich konnte sehen, dass er auf ihn losgehen wollte, sich aber zurückhielt.

Für mich.

Für meine Sicherheit.

Ein Wimmern brach über meine Lippen und Tränen ließen meine Sicht verschwimmen.

Fernando war so auf Damien konzentriert, dass er weder hörte noch sah, wie sich jemand von hinten an ihn schlich. Erst als es zu spät war und Tyler ihm mit einem verrosteten Metallrohr bereits eins übergezogen hatte.

Augenblicklich ging er zu Boden und blieb reglos liegen.

Damien zögerte nicht und rannte sofort auf mich zu, um mich in seine Arme zu ziehen.

Und dann konnte ich nicht anders, als in Tränen auszubrechen. Mit meiner freien Hand umklammerte ich seine Schultern und weinte und schluchzte und wimmerte, bis ich keine Tränen mehr übrig hatte.

„Es ist vorbei", murmelte er in meinem Ohr und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken. „Ich bin ja hier. Jetzt ist alles gut."

Und endlich konnte ich es glauben. Dass alles gut war. Denn Damien war hier bei mir. Wo er hingehörte. Es würde alles gut werden.

Er ließ nur für eine Sekunde von mir ab, um mir mit mit der Gartenschere, die noch vor meinen Füßen lag, die Fesseln durchzuschneiden.

Und dann schlang er sofort wieder seine Arme um mich und ich tat es ihm gleich. Es war so schön ihn wieder zu spüren. Ich krallte mich in seine angespannten Muskeln. Ich hatte Angst, er würde wieder verschwinden. Aber es war kein Traum. Er war wirklich hier. Und er hatte mich gerettet.

„Es tut mir so leid", hörte ich seine erstickte Stimme und als er sich von mir löste, war sein Gesicht tränenüberströmt.

„Es tut mir alles so unglaublich leid."

Ich küsste ihm vorsichtig jede einzelne Tränen von den Wangen, wie er es damals bei mir gemacht hatte und dann sagte ich die einzigen Worte, die jetzt noch wichtig waren.

„Ich liebe dich, Damien."

Seine Unterlippe zitterte, bevor er mich stürmisch küsste und ich seinen Kuss erwiderte. Wie eine Ertrinkende. Als ob er meine Luft zum atmen wäre. Denn jetzt zogen wir uns nicht mehr länger in die Tiefe, sondern wir lernten unter Wasser zu atmen. Er war alles was ich brauchte und ich war alles was er brauchte.

DamienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt