Es war ein Fehler. Das merkte ich schon in den zwei Tagen, die ich völlig alleine verbracht hatte. Lia und Ace haben waren ganze Wochenende zusammen gewesen und somit hatte ich niemanden außer mir selbst. Und diese Zeit alleine mit meinen Gedanken hatte mir gezeigt, wie sehr ich Damien vermisste.
Ich wollte ihm alles geben. Alles was er wollte. Er konnte mein Herz haben. Es gehörte ihm sowieso schon.
Ich griff verzweifelt nach meinem Handy und rief ihn erneut an. Aber er ging mal wieder nicht ran. Er ignorierte mich und das bewiesen auch die zehn anderen verpassten Anrufe von mir.
Ich schmiss frustriert mein Handy weg, als es plötzlich anfing zu klingeln. Sofort sprang ich darauf, als würde mein Leben davon abhängen und schluchzte leise auf, als ich sah, dass es bloß Logan war.
Nachdem ich tief durchatmete, um wieder klar denken zu können, hob ich ab.
„Hey, Tessa", begrüßte mich Logan, was ich erwiderte.
Nachdem ich ihn das letzte Mal im Krankenzimmer angeschnauzt hatte, haben wir uns weder gesehen noch gesprochen. Und ich hatte den Drang mich für meine Grobheit zu entschuldigen.
Bevor er weitersprechen konnte, kam ich ihm schon zuvor. „Es tut mir leid, dass ich dich das Letzte mal so angeschrien habe", fing ich an, aber Logan schien mir sowieso schon verziehen zu haben.
„Ist schon gut", hörte ich ihn sagen und ich war mir sicher, dass er auf der anderen Seite lächelte.
„Ich rufe eigentlich nur an, um dich einzuladen. Hast du Lust ins Kino zu gehen?"
Perplex zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Überrascht von dem Angebot, war ich kurzzeitig sprachlos, aber als Logan mit einem „Und?" nachhakte, sagte ich ihm ohne weiter darüber nachzudenken zu.
Ich fühlte mich einsam, Damien ignorierte mich mal wieder und Lia war anderweitig beschäftigt. Den restlichen Tag wollte ich nicht mit Grübeln verbringen, sondern mich irgendwie von meinen tausend Gedanken ablenken. Selbst wenn das hieß mit meinem Ex-Freund zusammen einen Film zu schauen.
Er freute sich über meine Zusage, das konnte ich an seinem aufgeregten Ton erkennen, den er versuchte zu unterdrücken. Er erklärte mir schnell, dass er sich auf den Weg machte mich abzuholen und dann legte er auch schon mit einer schnellen Verabschiedung auf.
Ich begann mich fertig zu machen und als ich gerade dabei war mir etwas Schmuck anzustecken, fiel mein Blick auf das noch umgedrehte Bild von mir und Logan. Ich griff danach und bewunderte, wie glücklich wir aussahen. Ich liebte ihn vielleicht nicht, aber ich konnte nicht verleugnen, dass ich starke Gefühle für ihn hatte. Hatte.
Und dann kam Damien und zeigte mir, wie es war, wirklich starke Gefühle für jemanden zu haben und meine Gefühle für Logan kamen mir mit einem Mal nichtig vor.
Aber dennoch mochte ich ihn. Ich schätzte ihn. Seine Freundschaft half mir. Schon damals und hoffentlich auch heute. Ich legte das Bild wieder mit dem Gesicht nach unten auf die Kommode und wandte mich davon ab.
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Der Film war großartig. Und Logan ebenfalls. Ich hatte nicht erwartet so eine gute Zeit zu haben, aber ich hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht wie heute. Am Ende lag mehr Popcorn auf dem Boden als ich gegessen hatte, aber bei Logans ständigen Witzen konnte ich meine Bewegungen einfach nicht mehr kontrollieren.
„Die haben's echt überall und auf jede nur erdenkliche Weise getrieben", erinnerte sich Logan lachend an den Film, als wir durch die Straßen schlenderten. „Hat nur noch gefehlt, dass sie es über Rauchzeichen versuchen."
Ich prustete bei der Vorstellung laut los und Logan stimmte in mein Lachen mit ein. Mein Bauch und meine Wangen schmerzten, aber ich fühlte mich endlich wieder durch und durch glücklich. Lebendig.
„Ich hab's vermisst, dich so lachen zu sehen."
Bei seinen Worten verstummte ich und schob mir lächelnd eine Strähne hinters Ohr. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also sagte ich einfach gar nichts. Sein Blick lag warm auf mir und nach einiger Zeit richtete er ihn wieder nach vorn auf die Straße und ich tat es ihm nach.
Ich erblickte ein kleines Café eine Straße weiter und ohne nachzudenken griff ich nach Logans Hand und zog ihn hinter mir her, direkt in das einladende Etablissement. Es war bereits spät, also war es dementsprechend auch nicht allzu voll und so setzten wir uns in eine ruhige Ecke und warteten auf die Kellnerin, die eine Weile später erschien.
„Was darf's sein?", fragte sie höflich und ich bestellte direkt für uns beide. „Zwei Schokomilchshakes bitte und dazu ein Käsekuchen." Die Kellnerin notierte sich die Bestellung und zog mit einem „Kommt sofort" wieder ab.
Ich wandte mich wieder Logan zu und sah seinen belustigten Blick, als er mein Vorhaben durchschaute.
„So ist das also", grinste er und legte zeitgleich mit mir das Geld für die Bestellung auf den Tisch.
Schon seit wir uns kannten, spielten wir dieses Spiel. Wer zuerst den Michshake austrank, dem gehörte der Käsekuchen und der Verlierer musste zahlen.
Unsere Bestellung traf ein und wir legten den Kuchen zwischen uns und stülpten den Strohhalm im Milchshake zwischen unsere Lippen. Nach dem Popcorn im Kino, war mir zwar schon ein bisschen übel, aber für den Kuchen würde ich alles tun. Und an Logans entschlossenem Blick konnte ich erkennen, dass für ihn dasselbe galt.
Wir grinsten uns an und zählten von drei runter. Sobald wir bei eins ankamen, begannen wir wie zwei Verdurstende um die Wette zu trinken. Ich konnte den süßen Geschmack des Schokomilchshakes nicht vernünftig genießen, weil ich ihn so schnell runter schlürfte, dass mir dafür schlicht und einfach keine Zeit blieb. Aber als ich sah, dass Logan sein Glas schon fast geleert hatte, zwang ich mich noch einen Zahn zuzulegen.
Und wie es aussah hatte es sich gelohnt, denn als ich jubelnd meine Arme nach oben riss, als mein Glas völlig leer war, schob mir Logan lachend das Kuchenstück zu.
Ich nahm mir sofort eine volle Gabel und schloss entzückt von dem Geschmack meine Augen.
„Wundervoll", nuschelte ich mit vollem Mund, was Logan ein Glucksen entlockte. Ich öffnete meine Augen wieder und grinste ihn freudig an, als ich mir mehr Kuchen in den Mund schaufelte und seinen sehnsüchtigen Blick bemerkte.
Da mein Magen ohnehin jetzt voll war und ich ein sehr großzügiger Mensch war, schob ich ihm den Rest des Kuchens zu.
„Aber nur dieses eine Mal", versicherte ich ihm und er fing nun auch an den Kuchen grinsend zu essen.
„Solange es ein nächstes Mal gibt, bin ich völlig zufrieden."
Ich zog bei seinen Worten bloß geheimnisvoll meine Augenbrauen hoch und versuchte mein Lächeln zu unterdrücken. Ihn im Ungewissen zu lassen, amüsierte mich.
Schließlich kam auch die Kellnerin wieder und Logan schob ihr grinsend das Geld zu, während ich meins wieder einsteckte. Dann verließen wir zusammen das Café und Logan begleitete mich durch die anbrechende Nacht bis vor meine Haustür.
„Mir hat der heutige Tag echt gefallen", murmelte Logan, als wir vor meinem Haus standen und kratzte sich verlegen am Kopf. Ich lächelte ihn schief an und schloss die Haustür auf.
„Komm gut nach Hause", verabschiedete ich mich von ihm, ohne auf seine Aussage einzugehen und sah seine leuchtenden Augen und sein Grinsen noch, bevor ich ins Haus trat und die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
Ich lief in mein Zimmer und versuchte das Lächeln von meinem Gesicht zu wischen, aber es wollte einfach nicht weggehen. Sobald ich mein Zimmer betrat, ging ich auf die Kommode zu und richtete das Bild wieder auf.
Mir hatte der heutige Tag ebenfalls sehr gefallen. Und selbst als ich auf mein Handy blickte und wie erwartet keinen einzigen Rückruf sah, ließ ich mir davon meine Laune nicht verderben.

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Damien
Ficção AdolescenteZehn Monate war er weg ohne eine Nachricht. Tessa Jenkins hat sich nach Monaten des Kummers und Schmerzes damit abgefunden und beschlossen ihr Leben weiter zu leben. Dann taucht er aus dem Nichts wieder auf und lässt sie erneut starke Gefühlsausbrüc...