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Mein Kopf war wie leer gefegt. Alle Befürchtungen, die ich hatte, hatten sich in Luft aufgelöst. Alle Bedenken, alle Sorgen, alle Gewissensbisse waren von der einen auf die andere Sekunde einfach verschwunden. Und alles was zurückblieb war die gähnende Leere, die mich zu verschlucken drohte.

„Wir waren da noch nicht zusammen, aber ich will trotzdem, dass du es weißt", ergänzte Damien sofort und umklammerte meine Hände noch fester, als ich sie ihm entziehen wollte.

„Wann?" Meine Stimme drohte zu versagen, aber ich zwang mich, mich zusammenzureißen.

„Vor ein paar Wochen, als ich weg war."

Mir stockte der Atem. Ein schmerzvolles Keuchen blieb mir im Hals stecken. Ich entriss ihm meine Hände und sprang aufgebracht vom Bett auf.

„Ist es das, was du ständig gemacht hast? Jedes Mal als du weg warst und ich mir unglaubliche Sorgen gemacht habe, warst du dabei eine andere zu vögeln? All die Monate, die ich ohne dich erleiden musste, hast du in den Armen einer anderen gelegen?"

Die Tränen schossen mir in die Augen, aber ich gestattete es mir nicht zu weinen. Auch wenn der Schmerz endlos war.

Damien wollte nach mir greifen, aber ich wich vor ihm zurück. Der Schmerz und die Wut gewannen die Oberhand.

Mir war bewusst, dass wir zu dem Zeitpunkt nicht mehr zusammen gewesen waren, aber dennoch fühlte es sich an, als hätte er mich betrogen. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Wie hatte ich ihm nur so freudig in die Arme springen können? Ihm mein Herz schenken können?

„Nein, Tessa. Gott, nein." Er ergriff trotz meines Protests meine Schultern, um mich direkt anzusehen.

Sein Blick war gequält aber dennoch lag eine unglaubliche Entschlossenheit in seinen Augen, dass ich erschauderte.

„Es war nur einmal. Als du mir unmissverständlich klar gemacht hast, dass du bloß meine Freundschaft wolltest. Ich brauchte Ablenkung. Und Camille hat sie mir gegeben. Sonst wäre ich durchgedreht."

Camille. Der Name brannte wie Säure auf meiner Zunge.

Er holte tief Atem.

„Ich wollte es dir schon vorher sagen. Sobald ich wieder in der Stadt war, bin ich zu dir gekommen. Aber ich kam gar nicht dazu, weil du mich sofort in deinen Bann gezogen hast."

Ich erinnerte mich schwach daran, wie er mit mir reden wollte, ich ihm aber ständig das Wort abschnitt. Ich war so froh gewesen, dass er zurück war, dass alles was ich wollte, seine Lippen auf meinen waren. Aber dennoch spürte ich einen unbeschreiblichen Schmerz, bei dem Gedanken, dass er die Nacht mit jemand anderem verbracht hatte.

„Ich bereue es, Tessa. Das musst du mir glauben."

Ich biss die Zähne zusammen. Seine Worte ähnelten unheimlich denen von Logan.

Ich sah in seine Augen und erkannte die Aufrichtigkeit. Schmerz, Trauer, Schuld, Reue. Er meinte jedes einzelne Wort. Es tat ihm wirklich leid. Und wer war ich, dass ich ihm nicht verzieh? Immerhin hatte ich ihn damals tatsächlich von mir gestoßen, ihn abgewiesen. Er war ein freier Mann, der tun und lassen konnte was er wollte. Zumindest war er das gewesen. Denn jetzt gehörte er mir. Für immer.

Mit einer Intensität, die mich selber überraschte, küsste ich ihn und hörte trotz seines überraschten Keuchens nicht auf.

„Du gehörst mir", knurrte ich. So besitzergreifend war ich noch nie gewesen. Aber der einfache Gedanke, dass er mit jemand anderem so intim geworden war, brachte mich um den Verstand.

Damien schlang die Arme um mich und erwiderte meinen Kuss mit derselben Wildheit und ebenso ungestüm, wie ich. Es war nichts Liebevolles oder Sanftes daran. Kein bisschen Zärtlichkeit war dem Kuss zu entnehmen. Stattdessen war er fordernd, begierig, hungrig und einzig und allein darauf bedacht den anderen für sich zu beanspruchen.

Damien löste sich für eine Sekunde schweratmend von mir und hielt mich zurück, als ich wieder nach seinen Lippen schnappen wollte.

„Warte", keuchte er und sah mich eindringlich an.

Ich brauchte all meine Widerstandskraft, um seinen Worten Folge zu leisten.

„Was?", keuchte ich. Meine Stimme war rau vor unterdrückter Lust und Hunger.

Es schien ihn ebenfalls all seine Widerstandskraft zu kosten sich zurückzuhalten, dennoch schaffte er es die nächsten Worte rauszupressen.

„Verzeihst du mir?"

Ich fiel wieder über ihn her.

„Ich verzeihe dir", raunte ich zwischen zwei Küssen und sobald diese Worte meinen Mund verließen, hielt sich Damien nicht länger zurück.

DamienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt