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Keiner von uns sagte ein Wort. Die Stille war erdrückend und ich war erleichtert, als wir endlich vor meinem Haus stehenblieben.

„Danke fürs Fahren", flüsterte ich in die Stille hinein und öffnete die Tür. Zumindest versuchte ich es, denn sie ließ sich nicht öffnen. Ich drehte mich Damien zu, der reglos hinterm Steuer saß und mich stumm betrachtete.

„Kannst du bitte die Tür aufmachen?"

„Nein."

Ich runzelte die Stirn. „Wieso?"

Damien schnallte sich ab und drehte seinen kompletten Körper in meine Richtung. „Weil wir jetzt reden werden."

„Damien...", fing ich an, aber er unterbrach mich sofort.

„Was ist los mit dir?" Sein stechender Blick bohrte sich unnachgiebig in meine Augen. „Und komm mir nicht mit ‚Nichts'."

Ich schluckte und wandte mich unbehaglich auf dem Sitz. Ich suchte nach einem Ausweg aus dieser Situation und stellte beklommen fest, dass es keinen gab.

„Du benimmst dich komisch, du schleichst dich raus, ich erwische dich, wie du mit meinem besten Freund kuschelst-"

„Wir haben nicht gekuschelt!", warf ich sofort lautstark ein. „Ich hab ihn nur getröstet."

Damien lachte freudlos auf. „Danach hat's nicht ausgesehen."

Ich griff nach seiner Hand, weil ich einfach nicht mehr anders konnte, aber er entzog sie mir sofort.

„Fass mich nicht an! Rede einfach mit mir!"

Er klang fast schon verzweifelt und ich war kurz davor alles zu beichten. Aber ich wusste, wenn ich das tun würde, würde ich nicht nur unsere Beziehung riskieren, sondern auch die Möglichkeit jemals die Wahrheit über ihn rauszukriegen.

„Tessa, rede mit mir. Sag mir, was los ist." Er sah mich flehend an. „Bitte!"

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter. „Ich kann nicht, Damien."

Endlich mal die Wahrheit.

„Warum nicht?"

Ich fühlte mich noch elender als sowieso schon. Aber ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Genauso wenig, wie er mir die Wahrheit sagen konnte.

„Was ist so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst?"

Die Ironie davon ließ ein dunkles Glucksen meiner Kehle entrinnen. „Genau dieselbe Frage konntest du mir nie beantworten."

„Also ist das deine Art Rache?", folgerte er entgeistert.

„Was? Nein!" Ich rang nach Worten, um ihm irgendwie zu erklären, dass es dabei nicht um Rache ging.

„Warum kannst du es mir dann nicht sagen?"

Plötzlich wurde er still. Sein Blick verdunkelte sich, als er mich mit trüben Augen ansah.

„Liebst du mich nicht mehr?" Mein Herz blieb bei seiner Frage stehen. Sie war so absurd, dass ich eine Weile brauchte, um ihm zu antworten.

„Natürlich liebe ich dich noch! Verdammt, Damien! Wie kannst du mich sowas nur fragen?"

Ich sah, wie seine Schultern erleichtert zusammensackten und er sich in den Sitz zurückfallen ließ. „Und wieso vertraust du mir dann nicht?", stellte er eine Gegenfrage.

„Ich könnte dich dasselbe Fragen", konterte ich.

Einen Augenblick herrschte nur wieder Schweigen zwischen uns. Wir sahen uns an, sprachen aber kein Wort. Bis Damien sich mir nach kurzem Zögern näherte und unsere Finger verschränkte.

„Du sollst wissen, dass du mir alles sagen kannst. Du kannst mir vertrauen. Egal, worum es geht; ich bin für dich da."

Er zog meine Hand an seinen Mund und hinterließ einen zarten Kuss auf meinem Handrücken.

Ich wünschte, ich könnte es ihm sagen. Ich wünschte, es wäre nie so weit gekommen, dass ich ihm Sachen verschweigen musste. Aber jetzt stand ich so kurz vor der Wahrheit. Vor der ganzen Wahrheit. Und ich würde jetzt nicht aufgeben.

„Kannst du bitte die Tür aufschließen?"

Damien runzelte die Stirn und blieb eine Weil einfach nur starr da sitzen, als hätte er etwas anderes erwartet. Aber schließlich löste er seine Hand von meiner und entriegelte die Tür.

„Ich liebe dich, Tessa", murmelte er kurz bevor ich ausstieg. Und ich konnte nicht verhindern, dass seine Worte mein Herz erwärmten.

„Ich liebe dich auch, Damien", erwiderte ich, bevor ich die Tür hinter mir fallen ließ und in Richtung meines Hauses ging.

DamienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt