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„Was macht er hier?", fragte er säuerlich und irgendwie auch lallend. Hat er getrunken?

„Er hat mich nur nach Hause begleitet", beschwichtigte ich ihn und verabschiedete mich schnell bei Logan, bevor ich Damien hinter mir ins Haus zog.

„Und was machst du hier?" Ich sah ihn verwundert an und sofort fiel er mir in die Arme.

„Ich hab' dich vermisst, Tessaaa."

Ich konnte den Alkohol an ihm riechen und verzog angeekelt das Gesicht.

„Bist du betrunken?", fragte ich, obwohl die Antwort offensichtlich war.

Er grinste mich aus müden Augen an. „Ein bisschen vielleicht", gluckste er und folgte mir taumelnd in mein Zimmer.

Sofort fiel er auf das Bett und schloss erschöpft die Augen. „Du solltest etwas Wasser trinken", flüsterte ich ihm leise zu und strich ihm die Haare aus der Stirn. Seine Augen flatterten kurz auf und er nahm murrend das Glas entgegen, das ich ihm reichte.

„So ist gut", lobte ich ihn, als er es in einem Zug leerte. Ich stellte das nun leere Glas wieder ab und half Damien seine Jacke auszuziehen.

„Du bist so wunderschön", nuschelte er und sah mich aus halbgeöffneten Augen verliebt an. Sein Gesicht wurde ernst. „Ich wäre so traurig, wenn dir was passiert."

Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Warum sollte mir was passieren?"

Ohne auf meine Frage einzugehen, redete Damien weiter vor sich hin. „Ich wollte gar nicht gehen. Aber sie sind böse."

Wovon redet er?

„Sie haben mich soo lange von dir ferngehalten."

Ich riss überrascht meine Augen auf. Meinte er etwa sein mysteriöses Verschwinden und den Job, den er erledigen musste? Plötzlich erinnerte ich mich wieder an seine Worte von vor ein paar Tagen. Dir vertrau ich ja, aber denen nicht. Redete er etwa von den Leuten, die so gefährlich waren?

„Sie haben schon meinem Vater gedroht. Aber meine Mom weiß nichts davon." Er atmete kraftlos aus und ich zog meine Augenbrauen angespannt zusammen.

„Weil er sie liebt. Und ich liebe dich. Sooo sehr." Seine Augen, die beim Reden in die Ferne abgeschweift waren, legten sich wieder auf mich und sein Blick wurde weicher. „Ich werde dich immer beschützen."

Ich wusste, es war falsch von mir. Ich wusste, ich sollte es nicht tun. Ich sollte diesen Moment seiner Verletzlichkeit nicht ausnutzen, aber es war meine einzige Chance an Antworten zu kommen. An die Antworten nach denen ich mich seit seinem ersten Verschwinden verzehrte. Und nachdem er mir diese wenigen Details offenbart hatte, musste ich einfach mehr wissen.

Ich setzte mich schnell neben ihn und sah ihm eindringlich in die Augen. „Damien, wer hat deinem Vater gedroht?"

Er kniff kurz seine Augen zusammen und als er sie wieder öffnete lächelte er. „Kannst du mit meinen Haaren spielen?"

Ich presste frustriert die Lippen zusammen, fuhr ihm aber dennoch durch die Haare. „Damien, sag mir wer", forderte ich nun eindringlicher.

„Na, die bösen Leute", spie er mir entgegen, als wäre ich diejenige mit dem vernebelten Kopf. „Fernando und Gabriel."

Die Namen flüsterte er so leise in den Raum, dass ich sie kaum verstand.

„Und warum haben sie ihm gedroht?", fragte ich vorsichtig. Ich wusste, ich ging zu weit. Aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück.

Damien lachte abfällig. „Geld", sagte er, als ob es das selbstverständlichste auf der Welt war. „Es geht immer ums verdammte Geld."

Für einen Augenblick war sein Blick so klar, dass ich dachte er wäre wieder nüchtern, aber im nächsten Moment wurden sie wieder so glasig wie davor und er schloss erneut die Augen.

„Warum spielst du nicht mehr mit meinen Haaren?"

Er quengelte wie ein kleines Kind über meine erstarrte Hand und schließlich begann ich wieder durch seine Haare zu kraulen.

„Und warum musstest du weg?", wagte ich mich vorsichtig an die nächste Frage.

Ich hörte Damiens gleichmäßigen Atem und verlor die Hoffnung noch eine Antwort zu kriegen, als er jedoch wieder anfing leise vor sich hin zu murmeln. „Ich habe meinem Dad geholfen."

Mir fiel ein, seinen Vater gesehen zu haben, als Damien mal wieder verschwunden war. Also wie hatte er ihm geholfen?

„Wie?", stellte ich ihm die Frage, die mir durch den Kopf schwirrte.

„Keine Fragen mehr, Tessa. Ich... ich bin müde." Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch und ich beschloss, dass genug war. Damien zog mich an sich ran und ich machte es mir neben ihm bequem, während ich ihm weiter durch seine Haare fuhr.

Mein schlechtes Gewissen nagte an mir und ich lag die halbe Nacht wach. Mein Kopf ratterte von den ganzen Gedanken und Informationen, die es versuchte zu verarbeiten und schließlich erschöpfte es mich so sehr, dass ich auch langsam in den Schlaf fand. Jedoch war es ein unruhiger und ruheloser Schlaf.

DamienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt