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„Schätzchen, Lia ist da."

Meine Mom klopfte an die Tür und hatte wohl Lia angerufen, nachdem ich den ganzen gestrigen Tag heulend in meinem Zimmer verbracht hatte.

Ich hatte versucht Logan zu vergessen, aber bei seinen ganzen Nachrichten, die er mir schickte und den tausend verpassten Anrufen war das nicht gerade leicht.

Ich wälzte mich in meinem Bett hin und her und gab einen mürrischen Laut von mir.

„Sie darf nur rein, wenn sie Eis dabei hat."

Ohne Vorwarnung kam Lia reingeschneit. Wohl erwähnt, das rettende Eis in der Hand. Sie sah sich mit gerümpfter Nase in meinem Zimmer um.

„Her mit dem Eis."

Ich streckte meine Arme danach aus und hatte es fast, als sie es wieder wegzog und sich eine ihrer langen, blonden Strähnen nach hinten warf.

„Erst mal gehst du duschen. Ich hab dich lieb und deshalb sage ich es dir auch: Du stinkst."

Ich schnaufte genervt. „Vielleicht hat mich Logan ja deshalb betrogen. Dann lag es also doch an mir."

Lia zog ihre perfekten Augenbrauen hoch und schnipste mir gegen den Kopf.

„Logan hat dich betrogen, weil er ein Arsch ist. Du hast absolut keine Schuld."

Ich schmiss mich wieder in meine Kissen zurück und rieb mir meine schmerzenden Augen. Die ganze Zeit zu heulen war anstrengend.

Lia stellte sich neben mich und zog mich vom Bett.

„Du wirst jetzt deinen Arsch hoch kriegen, duschen gehen und dieses Arschloch vergessen. Ein Wort über Logan und ich nehme das Eis und verschwinde wieder. Verstanden?"

„Ja, ja." Da ich Lia schon seit Ewigkeiten kannte, wusste ich auch, dass sie jedes Wort genauso meinte. Und ich wollte sicher nicht noch mein geliebtes Eis verlieren. Also stand ich von meinem ebenso geliebten Bett auf und ging duschen.

Als ich fertig war, fand ich Lia auch schon mit dem Eis und zwei Löffeln auf meinem Bett sitzen. Sie hatte den Fernseher angeschaltet und zappte durch die Kanäle, bis sie bei irgendeiner Realityshow stehen blieb und anfing ihr Eis zu essen. Ich setzte mich dazu und nahm mir auch schon direkt einen riesigen Löffel in den Mund.

„Achja, Damien ist wieder da", platze ich ganz offen mit der Nachricht raus, nachdem ich die erste himmlische Portion Eis geschluckt hatte.

In meinem Trübsinn hatte ich völlig vergessen ihr davon zu erzählen und spätestens Montag würde sie es sowieso erfahren. Vorausgesetzt Damien würde nicht einfach so wieder verschwinden.

Lia hielt in ihrer Bewegung inne und sah mich mit großen Augen an.

„Damien? Damien Lawyer? Dein Ex?" Sie starrte mich ungläubig an.

Ich presste die Lippen zusammen und nickte. „Yep, genau der."

Lia rang nach Worten und wäre diese Situation nicht so ernst, wäre es doch tatsächlich lustig gewesen, wie sie da so saß und ihren Mund öffnete und schloss wie ein Fisch an Land.

„Wieso? Ich meine warum? Wo- wo war er die ganze Zeit? Wieso hat er sich nicht gemeldet? Was hat er-"

„Ich weiß es nicht", unterbrach ich sie schärfer als beabsichtigt. Aber ich war verletzt. Immerhin waren wir ein Paar gewesen. Wir hatten uns geliebt, uns vertraut und auf einmal hatte er alles einfach weggeschmissen.

Ich seufzte frustriert auf. „Das ist doch scheiße. Erst Damien und jetzt Logan. Ich bin dazu verdammt worden, alleine zu sterben!"

Ich spürte, wie mir wieder die Tränen kamen und versuchte sie mit einem Löffel Eis zu ersticken.

Lia schien sich währenddessen wieder gefasst zu haben und riss mir mein Eis aus der Hand.

„Das stimmt nicht. Und was hatte ich gesagt? Kein Wort über Logan."

Ich hob kapitulierend meine Hände.

„Ist ja gut. Ich hör' ja jetzt auf."

Sie kniff einmal misstrauisch die Augen zusammen, sodass ich nur noch einen schmalen Strich ihrer haselnussbraunen Iriden sehen konnte , ehe sie schließlich nickte.

„Woher weißt du eigentlich, dass Damien wieder da ist?"

Ich starte sehnsüchtig auf das Eis, das sie noch immer in der Hand hielt.

„Gib mir das Eis und ich sag's dir."

Augenrollend reichte sie es mir und klebte dann regelrecht an meinen Lippen, als ich begann, ihr von unserer Begegnung zu erzählen.

„Also wird er am Montag wieder zur Schule kommen."

Ich nickte, auch, wenn es eher eine Feststellung als Frage war.

„Das hat er zumindest gesagt."

Lias Augen fingen plötzlich an zu glänzen.

„Dann könnt ihr ja doch noch zusammen auf den Abschlussball."

Ich sah sie entgeistert an.

„Ist das dein ernst? Er hat mich verlassen, sich in all der Zeit kein einziges Mal gemeldet und unsere Beziehung zerstört. Denkst du ernsthaft, da würde ich mit ihm auf den Abschlussball gehen?"

„Bis dahin ist ja noch viel Zeit."

Meine Kinnlade klappte runter und ich war mir sicher es fehlte nicht mehr fiel bis zum Boden. „Lia!"

Sie kniff die Augen zusammen und rieb sich grübelnd übers Kinn.

„Ich bin sicher, er hat eine gute Erklärung."

Ich schüttelte fassungslos den Kopf.

„Mir ist egal, welche Erklärung er hat! Er hat mir das Herz gebrochen! Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben, ich will ihn nicht sehen und ich will mir ganz sicher keine Erklärung von ihm anhören müssen!"

Lia runzelte die Stirn.

„Und du willst nicht wissen, wo er war und warum er überhaupt gegangen ist? Tessa, ich weiß, wie neugierig zu bist und früher oder später wirst du eh mit ihm reden. Also warum nicht früher?", fragte sie.

Ich schnaufte hörbar aus und verschränkte meine Arme ineinander.

„Es ist mir egal, wo er war und warum er gegangen ist. Das einzig Wichtige ist, dass er gegangen ist. Und genau da hat er mich verloren. Da werde ich ihm ganz sicher nicht für ein paar Antworten hinterherlaufen. Und du als meine beste Freundin wirst es auch nicht tun, verstanden?"

Lia atmete tief durch. „Also wirst du ihn einfach ignorieren?"

Ich nickte.

Für einen Augenblick blieb sie still. „Okay, wenn du das so willst", gab sie schließlich seufzend nach.

Ich griff wieder nach dem Eis und löffelte mir eine ordentliche Portion drauf.

Jetzt hieß es nur noch auf Morgen warten und mich an meinen Vorsatz halten. Denn egal, was ich Lia auch gesagt hatte, sie wusste dass ich neugierig war und sie hatte verdammt noch mal recht. Irgendwann musste ich einfach die ganze Wahrheit wissen.

Aber das würde auf keinen Fall morgen sein.

DamienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt