Kapitel Acht

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Die letzte Stunde vor dem Mittagessen heute war Geschichte bei Cedric und mir fiel mal wieder auf, wie oft ich ihn die Woche als Lehrer hatte und das seine Stunden die mit Abstand besten waren. Heute bekamen wir unsere Aufsätze wieder, die wir Montag hatten abgeben müssen. Ich war mehr als zufrieden, als ich die Eins Plus sah und Nic verdrehte die Augen. 

„Streber", murmelte er und schob mir seinen Aufsatz kurz hin. Er hatte eine Drei Minus und ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab dir angeboten, dir zu helfen", flüsterte ich und Nic seufzte leise. „Ich weiß... nächstes Mal schlägst du mich, wenn ich ablehne", sagte er und ich grinste.

„Dann beginnen wir jetzt mit dem letzten, großen Thema für dieses Schuljahr. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg! Wer kann mir kurz und knapp erläutern..." Ein Klopfen an der Tür unterbrach Cedric und kurz darauf betrat Summer den Raum. 

„Florence, was gibt's?", fragte Cedric und lächelte. Summer räusperte sich. „Ich müsste mir Lynn für einen Moment ausleihen", sagte sie und ihr Blick ging suchend durch die Reihen, bis sie mich entdeckte.

Langsam stand ich auf und es beunruhigte mich, dass Summer nicht lächelte. Hab ich irgendwas angestellt? Mist... hat irgendjemand mitbekommen, dass Blake gestern Nacht bei mir war? Bekomme ich Ärger? Nic sah mich stirnrunzelnd an und ich zuckte kaum merklich mit den Schultern, als ich Summer nach draußen folgte. 

„Komm mit in mein Büro, da können wir reden", sagte sie und ich schluckte. Im Büro reden klang nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Mit steifem Schritt folgte ich meiner Direktorin durch die Gänge, die Treppe runter und in ihr Büro. Ich hatte fast erwartet James dort vorzufinden, so wie es immer ist. Wann immer Summer mit mir sprechen wollte oder ich in ihr Büro ging, war James bei ihr. Summer deutete auf den Sessel, der vor ihrem Schreibtisch stand und ließ sich selbst auf den Stuhl hinter dem Tisch fallen. Zögernd setzte ich mich.

„Um was geht es?", fragte ich vorsichtig. Vielleicht hatte sie ja gar keine genauen Anhaltspunkte und nur ein Gerücht gehört oder so. Und ich kann immer noch lügen! Summer seufzte und sah mich an. Ich konnte ihren Blick schwer deuten und biss mir nervös auf die Innenseite meiner Wange. Warum sagte sie nicht einfach, was los ist? „Summer..."

Die Tür zum Büro ging auf und ich drehte mich zu James um. „Entschuldige bitte, ich musste warten, bis Will meine siebte Klasse übernimmt", sagte er und schloss die Tür hinter sich. Jetzt ist es wie immer... Ich wartete und sah auf meine Hände, die kaum merklich zitterten. 

„Stecke ich in Schwierigkeiten?", fragte ich zögernd und sah erst Summer und dann James an. „Wenn ja, dann weiß ich echt nicht weswegen! Ich habe nichts gemacht, was gegen die Regeln ist und..." „Lynn, du bist nicht in Schwierigkeiten", sagte Summer ruhig. Einen kurzen Moment war ich erleichtert. Doch wenn ich keinen Ärger bekam, weswegen war ich dann hier?

„Sei bitte ehrlich zu uns Lynn. Hast du irgendjemanden erzählt, was du bist?", fragte James und sah mich eindringlich an. Ich runzelte die Stirn. „Nein", sagte ich langsam. „Niemanden", fügte ich dann hinzu. 

Summer und James tauschten einen kurzen Blick, dann nickte James leicht und Summer zog etwas unter einem Buch hervor. Ein zusammengefaltetes Blatt Papier, welches sie mir reichte und mit einem Nicken bedeutete, es zu lesen.

Ich faltete das Papier auseinander und überflog die wenigen Zeilen, die dort in gedruckten Zeilen standen.

Wir wissen, was ihr in eurer Schule versteckt haltet! Werft sie raus, ansonsten bringen wir unsere Information bis vor den großen Rat!

Ich schluckte. „Bist du dir sicher, dass du niemanden etwas erzählt hast oder irgendwann etwas gemacht hast, was dich auffliegen lassen könnte?", fragte James noch einmal. Ich nickte. „Ich... ich habe mit niemanden darüber geredet. Ehrlich!" 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt