Kapitel Zwanzig

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Cecilia verließ vor mir das Klo, während ich noch kurz blieb und das alles verarbeitete. Vor allem eine Frage quälte mich: wieso hatte Blake mir nichts gesagt? Wieso hatte er mir nicht einfach von diesem Pakt erzählt. 

Alles, nicht nur das, was er mir erzählte. Ich hätte es doch verstanden und wir hätten irgendwie nach einer Lösung suchen können. Es musste doch irgendwie ein Schlupfloch geben.

Während ich nachdenklich mein Spiegelbild anstarrte wurde mir erst bewusst, dass ich schon ziemlich lange weg war. Vielleicht sollte ich langsam zurück zur Party. Nicht, dass James noch einen Suchtrupp losschickte, weil er glaubte ich wäre entführt worden oder so. 

Ich wusch mir ein letztes Mal die Hände und verließ die Toilette. Von unten hörte ich die laute Musik und du das Gelächter der Gäste. Ich ging zur Treppe und stieg vorsichtig die Stufen herab.

Wieso hast du nicht einfach was gesagt Blake? Mir alles erklärt. Ich hätte es verstanden! Am liebsten wäre ich sofort zu ihm gegangen und hätte ihn zur Rede gestellt. „Er liebt dich Lynn..." Das hatte Cecilia gesagt und bei ihren Worten hatte sie nicht gelogen. 

Nur liebte Blake mich wirklich und dachte sie nur, dass er mich liebte? In der ganzen Zeit, in der wir zusammen gewesen waren, hatte er die Worte nicht einmal ausgesprochen. Er hatte nicht einmal annährend diese drei Worte in den Mund genommen.

Ich schob diese Gedanken beiseite und wollte zurück in den Festsaal gehen, als ich ihn sah. Er stand hinter einer Säule an die Wand gelehnt. Die Hände in den Taschen seiner Anzugshose vergraben. Ich blieb stehen und sah ihn einfach nur an. 

Ich vermisste ihn. Ich hatte ihn die ganze Woche über vermisst. Ich vermisste es, wie er nachts in mein Zimmer schlich und mich einfach nur im Arm hielt. Ich vermisste seine Hand auf meiner beim Essen und ich vermisste es einfach zu wissen, dass er da war.

Doch bevor ich zu ihm gehen konnte, schob sich ein anderes Gesicht in den Weg. „Hey, da bist du ja!", lächelte Julian und hielt mir die Hand hin, die ich geistesgegenwärtig sogar ergriff und die letzte Stufe hinter mich brachte. 

„Ja, es war voll auf den Toiletten", sagte ich schnell und lächelte kurz. Ich sah noch einmal zu Blake, doch er hatte sich bereits abgewandt und ging in Richtung Tür nach draußen. „Kann ich mir vorstellen. Alles okay, du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen", lachte Julian und zog mich wieder in Richtung Saal. „Nein, kein Geist", antwortete ich und blieb stehen.

„Ähm... Ich glaube ich hab auf dem Klo was vergessen. Gehst du schon wieder rein und organisierst mir etwas zu trinken?" Julian runzelte die Stirn. „Klar... Ist wirklich alles okay?" „Ja, es ist alles gut. Bis gleich", lächelte ich und drehte mich auf dem Absatz um. Ich ging bis zur Treppe, drehte mich noch einmal um und stellte fest, dass Julian wirklich wieder im Saal verschwunden war. 

Sofort drehte ich mich in Richtung Eingangstür und ging darauf mit schnellen Schritten zu. Ich hatte James' Anweisung natürlich nicht vergessen. Doch ich war ja nicht alleine. Draußen standen ständig irgendwelche Leute, die rauchten und Blake wäre bei mir. Und zur Not konnte ich mich auch sehr gut verteidigen!

Ich trat raus in die kühle Nachtluft und sah mich um. Rechts von mir standen ein paar Eltern, die sich unterhielten und dabei rauchten. Sie nahmen keine Notiz von mir und ich beschloss dahin zu gehen, wo ich hingehen würde, wenn ich an Blakes Stelle wäre. Zum Pavillon.

Ich lief den Weg entlang und kaum war ich ein paar Meter gegangen, dominierte die Dunkelheit. Die laute Musik war kaum noch zu hören und auch die Gespräche der Erwachsenen waren verstummt. Ich sah hoch gen Himmel und stellte fest, dass es ziemlich bedeckt war und ich spürte, wie sich Regen anbahnte. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt