Kapitel Einundzwanzig

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Abby

Beim Frühstück herrschte eine bedrückte Stimmung. Alle waren ungewöhnlich still. Jeder, der übernatürlicher Abstammung war, wusste was letzte Nacht passiert ist. Den menschlichen Schülerinnen und Schülern, sowie den Eltern hatte man erzählt, dass eine Schülerin sich bei einem Sturz schwer verletzt hatte. Manchmal war es ziemlich anstrengend, dass auch Menschen hier auf die Schule gingen.

„Morgen", murmelte Dana leise und setzte sich neben mich. „Hast du was von Lynn gehört?" Ich schüttelte den Kopf und stocherte lustlos in meinem Rührei herum. „Hey, hat einer von euch was von Lynn gehört?", fragte Dana an Julian und Nic gewandt, die sich gerade zu uns setzten. 

„Laut meinem Vater schläft sie noch. Bis jetzt ist sie auch noch nicht aufgewacht", sagte Nic und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. Ich lächelte kurz. „Wann dürfen wir zu ihr? Weißt da jemand was?" Keine Antwort und Dana seufzte. „Summer wird uns schon auf dem Laufenden halten. Lynn braucht ihre Freunde jetzt", sagte Damien ruhig. 

„Aber erst einmal muss sie aufwachen. Und je nachdem, wie es ihr geht, wird Cassiopeia grünes Licht geben. Wir können nach dem Frühstück ja einfach mal nachfragen", fügte er hinzu. Ich sah Julian an, der stumm auf seinen Teller sah.

„Hey... Alles okay?", fragte ich mitfühlend. „Ich hätte bei ihr bleiben müssen. Ich hatte schon so ein seltsames Gefühl, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Wenn ich mit ihr gegangen wäre, dann hätte ich ihr helfen können. Wir hätten sie nicht einmal gesucht, wenn James mich nicht gefragt hätte, ob ich weiß wo Lynn ist..." 

„Das ist nicht deine Schuld", sagte ich beruhigend. „Niemand hätte je gedacht, dass so etwas passiert. An einem Abend wo so viele Leute auf dem Gelände sind", fügte ich weiter hinzu. „Abby hat Recht", pflichtete Nic mir bei. „Es ist definitiv nicht deine schuld!"

Die Tür zum Speisesaal ging auf und wir sahen zu, wie Summer mit James zur Essensausgabe ging. Beide sahen fertig aus und ich konnte mir vorstellen, dass es für beide keine gute Nacht gewesen war. Susan war eine Freundin von ihnen gewesen. 

„Hey, kann ich mich zu euch setzen?", fragte Gabe vorsichtig. „Klar", lächelte Dana und er ließ sich neben ihr nieder. „Geht es Lynn soweit gut?", fragte er vorsichtig. „Wissen wir nicht. Wir wollen nach dem Frühstück fragen gehen und vielleicht dürfen wir zu ihr", sagte Dana. 

„Bestimmt dürft ihr nach ihr sehen", gab Gabe zurück und nahm Danas Hand. „Ist denn schon irgendwas bekannt?", fragte er dann leise. „Falls ja, werden wir eh nicht informiert", murmelte Julian genervt. „Laut meinem Vater gibt es noch keine Erkenntnisse. Aber ich hab das letzte Mal vor einer Stunde mit ihm gesprochen", sagte Nic.

„Hast du Lynn gesehen?", fragte Julian ihn. „Nein, Dad kam kurz zu mir ins Zimmer. Cassiopeia hat Lynn untersucht und er wollte wissen, wie es mir und euch so geht", antwortete Nic. „Beschissen, kannst du ihm ausrichten", sagte Dana und lehnte ihren Kopf an Gabes Schulter. 

„Hoffentlich geht es Lynn bald wieder einigermaßen gut... Oh Gott", sagte sie und schlug die Hand vor den Mund. „Sie muss nicht nur ihre Verletzungen überstehen, sondern auch irgendwie den Tod ihrer Mutter verarbeiten!"

„Lynn ist stark. Sie packt das", sagte Julian, wenn auch nicht überzeugt. Wie konnte man sich da auch sicher sein? Natürlich war Lynn unglaublich stark und hat einiges weggesteckt. Allein die Tatsache, dass sie ziemlich schnell akzeptiert hatte, dass sie ein übernatürliches Wesen war, zeigte nur wie stark sie war. Aber zu realisieren, dass man übernatürlich war, war nichts im Gegensatz dazu, zu realisieren und zu akzeptieren, dass die eigene Mutter tot ist.

***

Nachdem wir alle unser Frühstück irgendwie heruntergewürgt hatten und auch die Lehrer alle fertig waren und sich der Speisesaal langsam nährte, gingen wir zu Summer, die in ihrem Büro saß und sich mit Papierkram ablenkte. Als wir den Raum betraten, hob sie den Kopf und lächelte leicht.

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