Kapitel Zweiundzwanzig

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Abby

Als Summer in den Aufenthaltsraum kam, in dem wir saßen und darauf warteten, dass uns irgendeine Information zugetragen wurde, sah wir sie hoffnungsvoll an. „Sie ist wach", sagte Summer ruhig. „Aber im Moment ist sie... Sie braucht Ruhe, um alles verarbeiten zu können", fügte sie hinzu. 

„Wann können wir zur ihr?", fragte Dana ungeduldig. „Sie sollte jetzt nicht allein damit sein", fügte Nic hinzu. „Genau! Wir können auch einfach ganz still bei ihr sitzen und ihre Hand halten!" Summer lächelte. „Sprecht mit Cassiopeia. Wenn sie kein Problem darin sieht, dann dürft ihr zu ihr", sagte sie und sofort machten wir uns auf den Weg, hoch in Richtung Krankenstation.

Cassiopeia hatte nichts dagegen. „Vielleicht schafft ihr es ja, dass sie irgendeine Regung zeigt", sagte sie nachdenklich. Erst, als wir das Krankenzimmer betraten verstanden wir, was sie damit gemeint hatte.

Lynn lag auf die Seite gedreht, mit dem Gesicht zum Fenster. Als wir in den Raum kamen, rührte sie sich nicht. „Hey", sagte ich leise und ging ums Bett rum. Sie war wach, aber sie sah stumm aus dem Fenster. Sie sah nicht einmal kurz zu mir oder den anderen, die sich neben das Bett versammelten und es sich auf den Stühlen und der Fensterbank gemütlich machten. 

„Wenn du reden willst, dann sind wir hier okay?" Wieder keine Reaktion und ich setzte mich langsam auf die Bettkante. Eine bedrückende Stille kehrte ein, in der wir einfach nur dasaßen und Lynn zu verstehen gaben, dass wir für sie da waren.

Summer

Das Klopfen an meine Bürotür riss mich aus meinen Gedanken und ich sah auf die Uhr. Es war nach sieben, schon längst Zeit fürs Abendessen. „Ja, komm rein", sagte ich, weil ich davon ausging, dass es James war, der mich zum Essen holen wollte. Aber es war nicht James, der in den Raum geschneit kam. 

„Alrick", sagte ich überrascht und sah meinen Bruder an. „Ich dachte, du wärst abgereist..." „Nach dem Chaos, was letzte Nacht hier angerichtet worden ist? Gibt es irgendwelche Erkenntnisse? Hinweise? Irgendwas?"

Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Und das Mädchen? Hat sie erzählt, was vorgefallen ist?" „Nein, sie erinnert sich nicht an alles und im Moment muss sie erst einmal verarbeiten, dass ihre Mutter tot ist", antwortete ich scharf. 

„Na das passt ja prima", knurrte mein Bruder und ließ sich auf den Sessel fallen. „Wie bitte?", fragte ich pikiert. „Was willst du damit sagen?" Alrick sah mich ernst an. „Ist es nicht ausgesprochen seltsam, dass sie nicht weiß, was passiert ist? Sie war doch bei ihr und müsste sich doch an irgendwas erinnern können!"

Fassungslos lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme. „Man geht davon aus, ja. Wenn man aber bedenkt, dass sie einen ziemlich heftigen Schlag gegen den Kopf bekommen hat, ist ihr Gedächtnisverlust kein Wunder", sagte ich. „Oder sie tut nur so und erzählt Halbwahrheiten, die James nicht als Lüge enttarnen kann..." 

„Lynn hat mit dem Tod von Susan nichts zu tun!" Alrick sah mich an. „Und wieso bist du dir da so sicher? Du vertraust diesem Mädchen ziemlich stark, wenn ich das so sagen darf. Ich kenne ihre Akte, Florence. Und mit ihrer Akte, dürfte sie hier schon gar keine Schülerin mehr sein. Du hast dem Schulrat einiges verschwiegen, was ich jetzt als Vorsitzender gerade biegen und erklären muss!" „Ich habe den Rat über alle meine Entscheidungen informiert", antwortete ich ruhig.

„Sie hat ihre Mitschülerin tätlich angegriffen und ihr die Nase gebrochen!" „Wenn du die Akte gelesen hättest wüsstest du, dass Cecilias Nase nicht gebrochen war", gab ich zurück. „Und der Vorfall mit Abigail Smith? Sie hat sich verwandelt und hätte ihre Mitschülerin umbringen können! Wieso bist du dir so sicher, dass Evelyn nicht wütend auf Susan geworden ist und sich verwandelt hat?" 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt