Kapitel Siebzehn

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James schrieb tatsächlich einen Test mit uns, den ich sogar einigermaßen gut meisterte und mit einem guten Gefühl nach Ablauf der Zeit abgab. Das kurze Nicken von Seiten James gab mir auch zu verstehen, dass er zufrieden war und ich mir also keine Gedanken machen brauchte, ob ich den Test bestanden hatte oder nicht. 

Dana hingegen war ziemlich genervt und ihre Laune wurde auch nicht besser, als sie erfuhr, dass wir durch Nic gewarnt worden waren. Sie nahm es uns allerdings auch nicht wirklich übel und so wie ich sie kannte, würde sie eine gute Note erhalten.

Doch meine einigermaßen, gute Laune änderte sich, als wir in der dritten Stunde Geschichte hatten. Nicht nur wegen Cedric, sondern auch wegen Mr. West der im hintersten Teil der Klasse saß und wartete, dass alle ihren Platz fanden. Und meine Laune wurde auch nicht besser, als Geschichte endlich vorbei war und ich Kunst und Spanisch hatte. 

Denn in beiden Fächern war Blakes Vater mit im Raum. Und das waren außerdem zwei Kurse, in denen auch Cecilia saß und die mich immer wieder ansah, als wartete sie, dass ich anfing zu heulen.

„Lynn? Könntest du bitte weiter lesen?" Mary sah mich lächelnd an und ich blinzelte kurz. „Ähm...", machte ich und sah auf meinen Text. Ich hatte keine Ahnung, wo wir gerade waren oder was die Aufgabe war. Mary wartete und ihr Lächeln verschwand langsam. Cecilia eine Reihe neben mir, hob die Hand und fing an mit den Fingern zu schnipsen. 

„Entschuldige bitte, ich..." „Ihr sollt aufpassen! Ich weiß, am Samstag ist der Ball und ihr seid aufgeregt. Aber der Unterricht findet ganz normal statt!", schimpfte meine Spanischlehrerin. Cecilia sah mich fies grinsend an, aber ich ignorierte sie geflissentlich. 

„Cecilia, lies du bitte weiter", sagte Mary dann. Und während Cecilia weiter im Text las, drifteten meine Gedanken erneut ab. Woran genau ich gedacht hatte, weiß ich nicht mehr.

***

Die Woche verging so rasend schnell, was vielleicht vor allem daran lag, dass nicht gerade irgendwas spannendes passierte. Durch eine gute Ausrede von Will, brauchte ich am Montag kein Referat halten, was Mr. West sichtlich ärgerte. Dass ich dieses Referat nie halten würde, würde er auch nicht erfahren, denn wenn ich das richtig verstanden hatte, reiste er am Sonntagabend wieder ab. 

Die gesamte Woche schaffte ich es irgendwie die Gefühllose-Lynn von Tag zu Tag zu bringen, mit meinen Freunden zu scherzen und zu lachen und all meine Sorgen einfach wegzuschieben. Einzig allein die Nächte wurden schwerer.

Abends, wenn ich alleine in meinem Zimmer war, auf meinem Bett lag und an die Decke starrte, während alle anderen Schüler bereits friedlich schliefen, überkam mich eine nicht enden wollende Traurigkeit, gepaart mit Wut. Wut auf Blake. Wut auf Susan, die es gar nicht verdient hatte, dass ich wütend auf sie war. Wut auf Nic, der immer noch so tat, als sei alles in Ordnung und vor allem Wut auf Cedric. 

Die ganze Woche über hatte ich darauf gewartet, dass er das Gespräch mit mir suchen würde. Wir hatten mehrere Male alleine trainiert und jedes Mal, wenn er mich nicht mit Abby und Nic gehen ließ, dachte ich wirklich, dass er jetzt mit der Wahrheit rausrücken würde. Tat er nur nie.

Und dann wurde ich wieder wütend auf Blake, der unsere sogenannte Beziehung scheinbar sehr schnell hinter sich gelassen hatte. Vielleicht hatte er es am Anfang versucht zu verstecken, weil er Rücksicht auf mich nehmen wollte. Zumindest hatte Cecilia bis Dienstag lediglich an seinem Arm gehangen. 

Doch am Dienstag war ich dann nach dem Training in die Bibliothek gegangen, wo ich zufällig gesehen hatte, wie Cecilia gerade dabei war, ihm die Zunge in den Hals zu stecken. Die beiden hatten mich erst bemerkt, als ich neben ihnen ein Buch aus dem Regal gezogen hatte. Ja, Gefühllose-Lynn leistete mir große Hilfe.

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