Kapitel Siebenundzwanzig

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Es war seltsam, zurück in die Schuluniform zu schlüpfen und die Treppe runter zum Speisesaal zu gehen. Ich war ein wenig zu spät, was daran lag, dass Cassiopeia mir eine ganze Liste mit No-Go's gegeben hatte. Zum Beispiel durfte ich noch keinen Sportunterricht mitmachen, was bedeutete, dass ich heute die ersten zwei Stunden eigentlich keinen Unterricht hatte. Generell fielen für mich sportliche Aktivitäten jeglicher Art aus, weshalb ich auch beim Nachmittagstraining nicht mitmachen durfte. 

Außerdem sollte ich, bei dem kleinsten Anzeichen von Übelkeit oder Schwindel, mich sofort setzen und etwas trinken. Ich sollte auf süße, zuckerhaltige Getränke, sowie zu viele, zuckerhaltige Speise vorerst verzichten und mich so viel wie möglich schonen. Und weil Cassiopeia sich vergewisserte, dass ich auch wirklich alle Regeln kannte, war ich zu spät beim Essen.

Kaum hatte ich den Speisesaal betreten, verstummten alle Gespräche und ich spürte sofort die Blicke der anderen Schüler auf mir. Viele sahen mich überrascht an. Manche interessiert und einige mitleidig. Ohne die Blicke zu beachten, ging ich zur Essensausgabe wo ich mir eine Schüssel vom Obstsalat nahm. 

Ich lud mir ein wenig Rührei auf einen Teller und nahm mir zwei Scheiben Toastbrot. Die ganze Zeit war es unangenehm still und so entspannt und ruhig wie möglich, schenkte ich mir eine Tasse Tee ein und ging zu dem Tisch, an dem meine Freunde saßen. Sie waren die einzigen, die mich anlächelten.

„Hey, du bist wieder da", sagte Dana lächelnd. „Ja, frisch entlassen", antwortete ich und setzte mich neben Abby, die mich sofort umarmte. Langsam wurde es wieder unruhig im Saal und ein leises Wispern und Flüstern ging durch den Raum. Ich seufzte leise. 

„Gesprächsthema Nummer Eins bin wohl ich..." „Es kursieren ein paar Gerüchte unter den menschlichen Schülern", erklärte Nic leise. „Und auch unseresgleichen spekulieren, was passiert ist. Die Lehrer hüllen sich in Schweigen und seit Montag schleichen hier die zwei Polizisten rum. Das etwas nicht stimmt, merkt sogar ein Komapatient", fügte Julian hinzu. Ich nickte. „Verstehe... Na ja, ich bin es ja gewohnt, dass man über mich spricht. Aber jetzt sagt, steht heute irgendwas an?"

Meine Freunde betrachteten mich überrascht. „Du darfst am Unterricht teilnehmen?", fragte Dana. „Ja", antwortete ich schulterzuckend. „Solange ich mich nicht überanstrenge und Cassiopeia's Regeln befolge, versteht sich. Und davon gibt es eine Menge! Kein Sport, so viel wie möglich schonen, keine zuckerhaltigen Getränke und ich soll so gut wie möglich auf süße Speisen verzichten. Alles, damit meine Genesung voranschreitet!" 

Ich biss von meinem trockenen Toast ab und nippte dann an meiner Teetasse. „Also hast du die ersten zwei Stunden heute frei?", fragte Damien mich. Ich nickte. „Scheint so... Meint ihr, ich kann trotzdem mit zur Sporthalle kommen? Ich will nicht schon wieder im Bett liegen. Ich muss mich echt bewegen!" 

„Wird sicher kein Problem sein. Wenn Cassiopeia sagt, dass du wieder am Unterricht teilnehmen kannst... Soll ich dir die Aufzeichnungen der letzten zwei Tage mitbringen? Dann kannst du sie dir schon einmal ansehen. Abschreiben brauchst du sie nicht. Das habe ich bereits erledigt", sagte Dana und ich nickte. „Danke, das wäre super. Habe ich denn viel Stoff verpasst?"

Meine Freunde schüttelten den Kopf. „Nicht wirklich. Wir haben viel wiederholt, was wir letzte Woche besprochen habe. Ich denke, die Lehrer hatten auch nicht wirklich die Konzentration, richtig durchzuziehen", sagte Abby. 

„Sicher, dass du schon so weit bist?" Ich sah Julian an, der mich auf eine Art musterte, die mich nervte. Besorgt und irgendwie auch zweifelnd und verurteilend. So als wäre es absolut verwerflich, dass ich schon wieder am Unterricht teilnehmen wollte. Aber ich brauchte das. Ich wollte und musste mich ablenken.

„Ich bin bereit. Mir geht es soweit gut, dass der Unterricht kein Hindernis ist", antwortete ich. „Bist du dir wirklich sicher? Deine Mutter ist... Ich meine... Du solltest dir Zeit nehmen, um zu trauern", sagte Julian und griff nach meiner Hand. „Wenn du deine Gefühle runterschluckst und sie verdrängst, dann tut dir das nicht gut..." Ich entzog ihm meine Hand langsam. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt